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Kitzeln wird von uns nicht immer als angenehm empfunden. Dauerhaftes Kitzeln kann sogar zu tödlichen Lachanfällen führen – kein Wunder, dass es früher als Foltermethode eingesetzt wurde.
Selbst kitzeln können wir uns jedoch nicht. Das liegt an einem angeborenen Reflex. Wollen wir uns zum Beispiel mit der linken Hand am Bauch berühren, wird diese Information an unser Gehirn weitergeleitet und die mögliche Empfindung kalkuliert. Stimmt die Vorhersage des Gehirns, spüren wir nichts oder nur sehr wenig.
Kurzum: Der Überraschungseffekt bleibt aus, da unser Gehirn uns stets einen Schritt voraus ist. Experten haben bereits vielseitig erforscht, ob es möglich ist, unser Gehirn zu überlisten.
Können wir uns selbst kitzeln, wenn wir glauben, dass es jemand anderes tut?
Könnte sich das notwendige Überraschungsmoment etwa mithilfe der Illusion herstellen lassen, dass wir uns in einem anderen Körper befinden – während wir uns in Wirklichkeit selbst kitzeln? Die australischen Kognitionswissenschaftler George van Doorn, Jakob Hohwy und Mark Symmons haben diese Hypothese getestet. Dazu verwendeten die Forschenden eine aufwendige Apparatur, die die Illusion erzeugen sollte, sich im Körper einer anderen Person zu befinden.
Diese bestand aus einem Holzstab, an dessen beiden Enden weiche Schaumstoffdreiecke befestigt waren. Der Stab konnte in einer Halterung hin- und herbewegt werden. Dabei war eine Kamera auf einem Fahrradhelm montiert und ermöglichte es den Forschenden, die Hand des Teilnehmenden genau zu beobachten.
Die Teilnehmenden wurden gebeten, ihre Hand auf eine Fläche zu legen, auf der sich die Schaumstoffdreiecke befinden. Während des Experiments wurde die Hand durch die Apparatur entweder vom Teilnehmenden selbst oder vom Experimentator bewegt, wobei die Bewegung synchron oder asynchron mit einer visuellen Repräsentation der Hand des Teilnehmers erfolgte. Dennoch empfanden die Probanden keinen Kitzelreiz. Die Forschenden kamen zu dem Ergebnis, dass sich das notwendige Überraschungsmoment auf diese Weise nicht herstellen ließ.
Ferngesteuertes Selbstkitzeln führte zum Erfolg
Sarah-Jayne Blakemore von der University of London erfand daraufhin einen Kitzel-Roboterarm, der die Gliedmaßen der Probanden bewegte. Dadurch, dass das Kitzeln zwar mit den eigenen Gliedmaßen, aber trotzdem fernbestimmt stattfand, blieb der Überraschungseffekt bestehen – und die Probandinnen und Probanden spürten den bekannten Kitzelreiz.