Jeder Verbraucher entscheidet selbst, wie er sich ernährt und damit seinen Teil zu einer weltweit besseren Ernährungssituation beiträgt. Dazu hat der WWF zehn Denkanstöße zusammengestellt, die die Ernährungsgewohnheiten jedes Einzelnen ändern und damit den wachsenden Hunger der Weltbevölkerung stillen könnte.
Optimieren Sie Ihren Fleischverzehr: Essen Sie weniger Fleisch und wenn, dann geben Sie tiergerecht erzeugtem Biofleisch und Weidefleisch oder Wildfleisch den Vorzug. Verzehren Sie Fleisch, wenn möglich, vollständig. Essen Sie also nicht nur die Brust eines Hühnchens, sondern auch dessen Flügel, Schenkel und Innereien.
Probieren Sie vermehrt vegetarische Gerichte: von eiweißreichen Linsen, Bohnen, Erbsen, bis zu ganz neuen Speisen aus Tofu, Tempeh, Seitan, Lupine oder Quorn.
Bevorzugen Sie saisonale Produkte. Das spart Energie und Treibhausgasemissionen.
Greifen Sie vermehrt zu regionalen Produkte: Für ihre Herstellung sind nur kurze Transportwege nötig.
Fragen Sie verstärkt Produkte nach, die unter Beachtung von ökologischen und sozialen Nachhaltigkeitskriterien und -standards produziert wurden.
Vermeiden Sie Lebensmittelabfälle zu Hause, im Restaurant oder unterwegs. Denn jedes Lebensmittel ist mit einem hohen Verbrauch an Energie, Wasser und anderen Rohstoffen verbunden sowie mit Emissionen von Schadstoffen und Klimagasen.
Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) ist kein Stichtag, Lebensmittel wegzuwerfen. Viele Produkte können auch nach Ablauf des aufgedruckten Datums bedenkenlos verzehrt werden. Nur von leicht verderblichen Produkten mit einem Verbrauchsdatum (wie bei Fleisch und Fisch) sollten Sie sich nach Überschreiten des Datums trennen.
Planvoll einkaufen: Überprüfen Sie vor dem Einkauf Ihren tatsächlichen Bedarf an Lebensmitteln. Machen Sie sich eine Einkaufsliste und gehen Sie am besten nie hungrig einkaufen.
Beachten Sie Hinweise zur richtigen Lagerung von Lebensmitteln (z. B. vz-nrw.de oder was-wir-essen.de).
Teilen Sie Lebensmittel, die Sie zu viel haben, im Bekannten- und Freundeskreis auf oder reichen Sie sie weiter, z. B. über foodsharing.de.
Mit seiner Dokumentation „10 Milliarden – Wie werden wir alle satt?“ sucht Regisseur Valentin Thurn weltweit nach Lösungen, wie man die immer größere werdende Weltbevölkerung nachhaltig ernähren kann. Bis 2050 soll diese nämlich von derzeit sieben Milliarden auf knapp zehn Milliarden steigen.
Doch wo soll die Nahrung für alle herkommen? Kann man Fleisch künstlich herstellen? Sind Insekten die neue Proteinquelle? Oder baut jeder bald seine eigene Nahrung an?
Bei der Suche nach Antworten auf diese Fragen klagt die Dokumentation nicht an, sondern appelliert, an den gesunden Menschenverstand und zeigt vor allem, dass es so wie bisher nicht weitergehen kann.
Der deutsche Flächenfußabdruck
Nicht nur zum Anbau von Obst und Gemüse werden landwirtschaftliche Nutzflächen benötigt. Auch bei der Produktion von Rind-, Schweine- oder Geflügelfleisch sind die Bauern auf Agrarflächen angewiesen, um große Mengen an Futtermittel wie Sojaschrot, Raps und Weizen herzustellen, die zur Aufzucht und Mast der Tiere nötig sind.
Von der deutschen Gesamtfläche von 35,7 Millionen Hektar werden 16,8 Millionen, also knapp 45 Prozent, von der Landwirtschaft genutzt. Von diesen 16,8 Millionen Hektar dienen 14 Millionen der Erzeugung von Lebensmitteln (inklusive Futtermittel für Tiere). Die restlichen 2,8 Millionen Hektar werden vom industriellen Bedarf sowie vom wachsenden Bioenergiesektor in Anspruch genommen, Stichwort Bio-Diesel.
Ist die Fläche von Deutschland nicht genug?
Um genügend Nahrungsmittel für Mensch und Tier zu erhalten, benötigt Deutschland derzeit jedoch noch einmal zusätzliche 5,5 Millionen Hektar. Und woher nimmt es sich die Fläche? Aus anderen EU-Mitgliedstaaten, Nordamerika, Asien, Ozeanien und vor allem aus Südamerika – und dort vornehmlich aus Brasilien. Experten sprechen hierbei von einem virtuellen Flächenimport. Auf den 5,5 Millionen Hektar werden Futtermittel angebaut mit dem Ziel, sie nach Deutschland zu exportieren.
Doch kann sich ein Land wie Deutschland den Luxus eines Flächenimports auch dann noch leisten, wenn die Weltbevölkerung um fast ein Drittel im Jahr 2050 angestiegen sein wird? Dann werden die Exportländer ihre Agrarflächen nämlich dringend selbst benötigen, um ihr eigenes Land zu ernähren.
Waldrodungen, um landwirtschaftliche Fläche zu gewinnen, wären hier keine nachhaltige Alternative, da sie nicht nur den Lebensraum vieler Tiere zerstören und dort entstehende Monokulturen die Böden stark strapazieren. Auch würde ohne die wichtige Photosynthesearbeit der Bäume der Treibhauseffekt dramatisch in die Höhe schnellen.
Betrachtet man für Deutschland nun den gesamten inländischen und ausländischen Flächenverbrauch von etwa 22 Millionen Hektar, dienen fast 70 Prozent dieser Fläche allein der Herstellung von Futtermitteln – nur damit die Deutschen tierische Produkte, insbesondere Fleisch, verzehren können. Tatsächlich werden auf nur rund 30 Prozent der Agrarfläche pflanzliche Nahrungsmittel wie Gemüse und Obst direkt für den Menschen angebaut. Verbirgt sich hier der Ansatz zur Lösung des Problems?
Weg von tierischen, hin zu pflanzlichen Proteinen
Teilweise, ja. Allein die Deutschen könnten ihren Flächenbedarf um bis zu 16 Prozent reduzieren. Und wie? Dazu gibt der WWF in seiner Studie „Das große Fressen“ zehn wesentliche Denkanstöße (siehe Bildergalerie). An oberster Stelle: „Optimieren Sie Ihren Fleischverzehr.“ Soll heißen: weniger und wenn, dann qualitativ hochwertiges Fleisch, das nach Möglichkeit vollständig verzehrt wird. Denn zu viele Lebensmittel wandern derzeit noch ungenutzt auf den Müll. Laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft sind das 82 Kilogramm Lebensmittel pro Jahr und Kopf. Das sind 6,7 Millionen Tonnen allein in Deutschland.
Wenn sich dieser Gedanke nicht nur in den deutschen Köpfen, sondern weltweit verankert, könnte das die in- und ausländischen Agrarflächen entlasten bzw. die Möglichkeit einräumen, auf diesen Flächen pflanzliche Produkte wie Linsen, Bohnen oder Seitan anzubauen.
Sind vielleicht sogar Insekten die neue Nahrungsquelle?
Neben der WWF-Studie hat sich auch der Film „10 Milliarden – Wie werden wir alle satt?“ der Sorge um die weltweite Ernährungssituation gewidmet. Der Film läuft ab dem 16. April in den deutschen Kinos und stellt ebenfalls die Frage: Wo soll die Nahrung für zehn Milliarden Menschen im Jahr 2050 nur herkommen? Regisseur Valentin Thurn reist während der Dreharbeiten durch die ganze Welt, spricht mit
Biobauern, besucht Laborgärten und Fleischfabriken.
Dabei fragt es sich und den Zuschauer immer wieder: Wie können wir unsere Lebensweise so gestalten, dass auch unsere Nachkommen überleben können? Wird man Fleisch bald künstlich herstellen müssen? Landen bald Insekten als kostengünstige, leicht zu züchtende Proteinlieferanten auf unseren Tellern? Oder wird man wieder, im wahrsten Sinne des Wortes, zurück zu den Wurzeln geschickt und muss seine Nahrung selbst anbauen?
Der Film bietet im Rahmen dieser Fragen eine fundierte Diskussionsgrundlage und entlässt den Zuschauer, mit vorsichtigem Optimismus: Wir alle haben die Möglichkeit, etwas zu verändern – wenn wir es wollen.