Unzählige Casting-Formate suggerieren, dass der Schritt ins Rampenlicht nur ein kleiner ist. Allerdings verschwinden die sogenannten Superstars dann meist innerhalb kürzester Zeit wieder von der Bildfläche. Wie kann Musikern der echte Durchbruch gelingen?
Punkt 1: Was ist denn eigentlich Erfolg?
Punkt 2: Jeder Musiker ist verantwortlich für seinen Erfolg
- Streben nach mehr
Das Gefühl der inneren Unruhe, die Suche nach der Perfektion, das ständige Arbeiten an Songs und spielerischen Fertigkeiten – das ist das Fundament für viele Musiker, die im großen Stil erfolgreich waren und sind. Nur so hebt sich die Musik über das Mittelmaß hinaus und erregt Aufmerksamkeit. - Charakter / Charisma
Eine gute Ausstrahlung gilt nicht nur für die Musik, sondern genauso für die Musiker selbst: Es muss kein Auffallen um jeden Preis sein, aber wer in der Masse versinkt, wird kaum im Gedächtnis der Leute hängen bleiben. - Netzwerken
Kontakte und Kommunikation sind Schlüsselfaktoren für den Erfolg. Ganz egal, ob es um Förderungen für die Tour geht, um Hilfe bei Personalnotfällen oder um die Kontaktaufnahme zu Produzenten.
Punkt 3: Rahmenbedingungen richtig nutzen
- Körperliche Voraussetzungen
Wie schon angedeutet wurde, geht es hierbei nicht allein um die Befähigung, ein Instrument rein physisch beherrschen zu können. Ebenso wenig geht es ausschließlich darum, die vorhandenen Fähigkeiten durch beständiges Training zu verbessern. Wichtig ist vor allem, eine gute körperliche Verfassung zu haben. Also sich entgegen der Klischee-Vorstellung von Rockmusikern zu verhalten. Das bedeutet: kein ezessiver Alkohol- und Drogenkonsum. Auch wenn die Geschichte vom berühmt-berüchtigten Club 27 eher dazu beigetragen hat, solche Lebensentwürfe zu glorifizieren. Denn der Club 27 bezeichnet eine Reihe von Musikern, die im Alter von 27 Jahren starben. Die Liste namhafter Musiker ist erschreckend lang: angefangen bei Kurt Cobain über Jim Morrison, Jimi Hendrix, Janis Joplin bishin zu Amy Winehouse. Eine nachhaltige Einstellung zum eigenen Körper und damit zum eigenen Leben ist das offensichtlich nicht. Die Bekanntheit über Jahrzehnte hinweg wurde in den genannten Fällen mit einem tragisch kurzen Leben erkauft, das nicht selten von emotionaler Instabilität und dem Wandern auf dem schmalen Grat zwischen Anerkennung und Depression geprägt war. Deswegen ist es umso wichtiger, auf die eigene Gesundheit zu achten, sowohl in physischer wie auch in psychisch
er Hinsicht.In diese Fragen spielen auch persönliche Werte hinein. So wie der Umgang mit dem eigenen Körper eine Wertschätzung für die eigene Person ausdrückt, sind auch moralische Vorstellungen wichtig. Zum einen, weil die Werte das musikalische Schaffen beeinflussen und in die Musik einfließen; zum anderen, weil davon die Interaktion mit der Umwelt abhängt. Gerade wenn man aufgrund des Erfolgs mehr in der Öffentlichkeit steht, bestimmt das Verhalten gegenüber anderen die Wahrnehmung von außen maßgeblich. Wer sich daher Respekt, Toleranz und dergleichen mehr auf die Fahnen schreibt, sollte auch danach leben und sich entsprechend präsentieren, um authentisch und glaubwürdig rüberzukommen.
- Materielle Basis
Auch wenn vor allem Casting-Shows etwas anderes suggerieren, Talent alleine reicht nicht aus. Jedenfalls nicht, wenn die Musik den Lebensunterhalt decken soll und erst recht nicht, wenn sogar noch höhere Ziele verfolgt werden. Nicht zu vergessen, dass nicht jeder nur mit seinem Gesang punkten kann, für den es vergleichsweise recht wenig Equipment braucht. Andere haben da mehr Bedarf: Zur Ausrüstung kommen in den meisten Fällen entsprechend ausgestattete Räumlichkeiten zum Proben hinzu, vom logistischen und organisatorischen Aufwand für Konzerte und Touren ganz zu schweigen. Solange außerdem kein Deal mit einem Label besteht, werden auch Studio-Aufnahmen und CD-Veröffentlichungen zu einer möglicherweise heiklen Kostenfrage. Allerdings ist ein solcher Vertrag längst keine Garantie für (internationalen) Erfolg, wenngleich er durchaus Vorteile haben kann. Eine materielle Basis ist dennoch unerlässlich, denn Erfolg stellt sich selten über Nacht ein, er ist viel mehr mit Arbeit und Entbehrungen verbunden – weshalb es gegebenenfalls (berufliche) Alternativen braucht, um einerseits den Lebensunterhalt zu sichern und gleichzeitig die musikalischen Unternehmungen vorantreiben zu kommen. - Soziale Vernetzung
Soziale Kontakte sind ein Muss. Man benötigt sie auf dem Weg zum Erfolg aber auch, um diesen langfristig zu zementieren. Die Voraussetzung ist dabei ein Mindestmaß an Eigeninitiative und Aktivität: Das bedeutet, selbst auf die Leute zuzugehen und einmal geschlossene Kontakte zu pflegen. Die richtigen Menschen zu kennen ist keine Garantie für einen Karrieresprung, erhöht aber die Wahrscheinlichkeit. Ein Blick auf die Bandhistorie der legendären Beatles belegt jedenfalls eindrucksvoll, welchen Einfluss die soziale Vernetzung haben kann und auch in anderen Musikrichtungen ist oft eine kleine Hilfestellung der Anstoß für eine lange Karriere: Stefan Raab etwa verhalf einigen Künstlern zum Erfolg: nicht nur Lena Meyer-Landrut, sondern auch Max Mutzke und Stefanie Heinzmann. Die heute allgegenwärtige Helene Fischer verdankt ihren Erfolg mindestens in Teilen ihrem Manager Uwe Kanthak und der Volksmusik-/Schlagergröße Florian Silbereisen, der sie nach ihrem ersten wirklich großen Auftritt im Fernsehen gleich mit auf die Tournee seines „Überraschungsfest der Volksmusik“ mitnimmt. Nicht zu vergessen der Anteil von Kristina Bach – bekannt als Entdeckerin der Sängerin Michelle in den 1990ern -, die für Fischer „Atemlos“ komponierte.Karriereanstöße durch bekannte Mentoren gibt es aber auch in ganz anderen Musikbereichen, auch in der Rap-Branche – so geschehen bei Rapper-Urgestein Redman, dessen Weg maßgeblich durch die Unterstützung der Gruppe EPMD geebnet wurde oder Dr. Dre mit seinem Protegé Eminem. Zu dem illustren Förderer-Zögling Kreis gehören ebenso Jay-Z und Rihanna und seinerzeit gelang der Rockband Staind der Durchbruch nach einem gemeinsamen Konzert mit Limp Bizkit und der Förderung durch deren Frontmann Fred Durst. Dazu hat es sich inzwischen als Karriere-Sprungbrett erwiesen, gute Kontakte in die Werbeindustrie zu haben: Einen Song in einem Fernseh-Werbespot platzieren zu können, ist wenigstens geeignet für eine Steigerung von Plattenverkäufen und Popularität – weiterer Erfolg nicht ausgeschlossen. - Gefühle
Musik ist emotional, eine Auseinandersetzung mit der eigenen Gefühlswelt für Musiker daher unerlässlich. Denn nur so gelingt gutes und vor allem authentisches Songwriting. Nur wenn die im Lied vermittelten Gefühle echt sind bzw. wenn ein Lied mit echtem Gefühl vorgetragen wird, kommt das auch so beim Publikum an. Der Text ist dabei nie Selbstzweck, sondern weckt – im Zusammenwirken mit der Melodie – Emotionen. Ohne Selbstreflexion ließen sich die verarbeiteten Gefühle aber gar nicht erst erfassen, geschweige denn in Worte kleiden. - Inspiration, Wünsche und „höhere Ziele“
Zwar ist Erfolg, ein relativer Begriff, den man nicht zwingend in Zahlen ausdrücken kann. Nichtsdestotrotz sollte man sich fragen: Wo soll es mit dem eigenen Musikprojekt hingehen? Was soll damit erreicht werden? Und mit welcher Art von Musik und auf welchem Niveau? Dabei sollten auch Musiker nicht vergessen, dass es ein Leben jenseits von Proberaum, Tonstudio und Konzertbühne gibt. Ziele und Träume müssen sich also nicht nur auf die Karriere beschränken. Denn auch private Erfahrungen können das Leben verändern und in die Musik einfließen. Die Ziele können aber auch ganz idealistisch sein: etwa – politisch motiviert – mit dem Anspruch, die Menschen durch die musikalischen Botschaften auf Missstände aufmerksam zu machen. Oder schlicht und ergreifend etwas Bleibendes zu schaffen, an das sich die Menschen immer wieder erinnern.
Punkt 4: Gut sein reicht nicht aus
dabei Aufschluss darüber, wie groß die Diskrepanz zwischen Selbstwahrnehmung und der Wirkung auf andere möglicherweise ist. Transportiert der Künstler nicht die Charaktereigenschaften und Werte, für die er eigentlich einsteht und bekannt sein möchte, ist eine weitere Runde Selbstreflexion notwendig. Qualifizierte Persönlichkeitstests können dabei unterstützen.
- Beständigkeit und Konstanz, hauptsächlich im Hinblick auf die äußere Wiedererkennbarkeit, sprich das Erscheinungsbild – siehe etwa das Make-Up von Kiss, die Schuljungen-Uniform von Angus Young oder die Udo Lindenberg-typische Kombination aus Hut und Sonnenbrille. Umgekehrt sollte nicht vergessen werden, dass sich auch der Mut zur Wandelbarkeit zum Markenzeichen erheben lässt – ein Paradebeispiel hierfür ist etwa Lady Gaga, auch Marilyn Manson hat das Spiel mit Verkleidungen zur Kunstform erhoben.
- Konsistenz und Widerspruchsfreiheit beim Vertreten der einmal deklarierten Werte. Dabei geht es um Glaubwürdigkeit und den Schutz des erworbenen Rufes. Skandale bedeuten zwar für einen kurzen Moment die Aufmerksamkeit der Massen, schädigen aber langfristig die Marke.
Punkt 5: Unterstützung annehmen
Hilfestellungen gibt es aber auch von anderer, öffentlicher Seite. Mit der Initiative Musik gGmbH unterstützt beispielsweise die Bundesregierung die deutsche Musikwirtschaft. Die Schwerpunkte: Nachwuchsförderung, Verbreitung deutscher Musik im Ausland und Integration von Menschen mit Migrationshintergrund. Musikalisch dreht sich alles hauptsächlich um zeitgenössischen Rock, Pop und Jazz. Um die Ziele zu erreichen, werden verschiedene Förderprogramme zur Verfügung gestellt, mit denen
- Audio- und audiovisuelle Aufnahmen,
- Promotion- und Marketingmaßnahmen,
- Konzerte, Touren oder sonstige Veranstaltungen,
- Reisekosten ins Ausland, etwa für Festivals, Supporttouren etc.
Stipendien und Förderpreise vergibt zudem der Bundeswettbewerb Gesang, der sich vornehmlich der Unterstützung von Nachwuchs-Sängern widmet. Darüber hinaus bietet eine ganze Reihe von Institutionen Hilfe in verschiedenen Formen an, etwa die Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft, das Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft, die Netzwerke und Verbände der Musikwirtschaft selbst und nicht zu vergessen die jeweiligen Anlaufstellen für Kultur- und Kreativwirtschaft in den Bundesländern. Ob sich mit deren Hilfe tatsächlich langfristiger Erfolg einstellt, muss sich natürlich erst noch erweisen. Aber Erfolg ist relativer, zu dem trotz allem ein erster Schritt gemacht werden muss.