Wer ist der Methusalem der Tierwelt?
Tiere können wesentlich älter werden als der Mensch – das ist bekannt. Die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland liegt bei gut 80 Jahren. Der derzeit älteste Mensch, der je gelebt hat, war die Französin Jeanne Calment. Sie lebte von 1875 bis 1997 und wurde 122 Jahre alt. Aber welches ist der Metusalem der Tierwelt? Die nun folgenden ältesten Vertreter sind teils mehrere hundert Jahre alt – und zum Teil trotzdem noch am Leben.
Schwertwal Granny: 103 Jahre
103 Jahre ist die Schwertwal-Dame namens Granny alt. Ihr Alter wurde anhand ihrer Nachkommen geschätzt, denn Orcas werden mit 15 Jahren geschlechtsreif und bekommen laut Walforschern ab dem 40. Lebensjahr keine Nachkommen mehr. Da Schwertwale in sogenannten Schulen, also Gruppen mehrere Generationen, leben, kann ihr Alter somit zuverlässig geschätzt werden. Es gibt Fotos von Granny aus den 1930er Jahren, in denen sie bereits mit einigen Jungtieren gesichtet wurde. Sie ist damit die älteste, bekannte Schwertwal-Dame der Welt.
Aldabra-Schildkröte Adwaita: 256 Jahre
Die Aldabra-Riesenschildkröte ist die letzte lebende Vertreterin der Gattung Seychellen-Riesenschildkröten. Das älteste bekannte Exemplar wurde 256 Jahre alt. Das Männchen Adwaita lebte bis zu seinem Tod, im Jahr 2006, in einem Zoo in Indien. Er wurde etwa um 1770 auf den Seychellen geboren und lebte seit 1875 in dem indischen Zoo. Ursprünglich stammen die Landschildkröten von der Hauptinsel des Aldabra-Atolls Grand Terre im Indischen Ozean. Ein ausgewachsenes Männchen hat einen bis zu 120 Zentimeter langen Panzer und wird gut 250 Kilogramm schwer.
Brückenechse Henry: 111 Jahre
Henry ist mit seinen 111 Jahren sogar im Echsenreich ein Methusalem. Die grünlich-braunen Brückenechsen werden in freier Wildbahn nach Schätzungen etwa 60 Jahre alt. Henry ist also fast doppelt so alt wie die meisten seiner Art. Seit 1970 lebt die Echse in einem Museum in Neuseeland und galt lange als Einzelgänger weil er mit seiner aggressiven Art seine Artgenossen abschreckte. Doch im Jahr 2009 wurde Henry zum ersten Mal Vater. Mit der Echsendame Mildred verbringt er nun einen ruhigen Lebensabend in Wellington.
Gelbbrustara Charlie: 105 Jahre
Der Gelbbrustara Charlie wurde laut Medienberichten 105 Jahre alt. Angeblich gehörte der Papagei einst Winston Churchill, eine Zeitungsente – die vor rund zehn Jahren durch die Weltpresse ging, als Charlie in einem kleinen Gartencenter in Großbritannien zur Berühmtheit wurde. Sicher ist nur, dass der 100. Geburtstag nicht der letzte der Papageiendame war – Charlie erhielt irrtümlich von seinem Besitzer einen männlichen Namen. Papageien sind die einzigen Vögel, die älter werden können als ein Mensch. Ein Kriterium, das bei der Wahl des Haustieres auf jeden Fall beachtet werden sollte.
Grönlandwal: mehr als 200 Jahre
Der Grönlandwal ist das langlebigste Säugetier der Welt. Die Unterwasser-Riesen können ohne Probleme mehr als 200 Jahre alt werden. Biologen haben das Erbgut der Wale entschlüsselt und mit dem anderer Säugetiere verglichen. Demnach sollen Besonderheiten in den Genen die Zellteilung beeinflussen, eine Erbgut-Reparatur ermöglichen und sie sogar resistent gegen Krebszellen machen. Die britische Universität von Liverpool fand heraus, dass diese Abwandlungen in den Genen der Meeressäuger den Alterungsprozess positiv beeinflussen.
Hummer George: 140 Jahre
Hummer gehören zur Gattung der Zehnfußkrebse, die Schalentiere können unter guten Bedingungen ein Alter von 100 Jahren und mehr erreichen – solange sie nicht vorher als Delikatesse im Kochtopf landen. Hummer George ist diesem Schicksal im Jahr 2009 gerade noch einmal entronnen, denn auch er sollte in einem New Yorker Nobelrestaurant zum Dinner serviert werden. Tierschützer hatten sich für den 140 Jahre alten Hummer eingesetzt und so wurde der zirka zehn Kilogramm schwere Krebs schließlich wieder in die Freiheit entlassen.
Islandmuschel Ming: 507 Jahre
Auf dem letzten Platz des Rankings steht das älteste Tier der Welt: Die Islandmuschel Ming wurde sage und schreibe 507 Jahre alt. Da ihre Schale jedes Jahr um einen erkennbaren Ring wächst, ist die Bestimmung des Alters sehr genau. Wissenschaftler sammelten im Jahr 2006 zu Forschungszwecken 6.000 Islandmuscheln an der Küste Nordirlands, darunter auch einige lebende Exemplare, die sie jedoch im Laufe des Untersuchungsprozesses einfrierten. Leider befand sich auch das bisher älteste Tier der Welt darunter. Ming wurde im Jahr 1499 geboren - zum selben Zeitpunkt, als in China die gleichnamige Dynastie herrschte.
Kaiserbarsch: 150 Jahre
Der Kaiserbarsch ist ein Tiefseefisch, der ausgewachsen etwa 75 Zentimeter groß und bis zu sieben Kilo schwer werden kann. Das Außergewöhnliche an ihm ist jedoch sein Alter: Dieser Fisch kann bis zu 150 Jahre alt werden. Experten von Greenpeace vermuten, dass die heute gefischten Exemplare in der Zeit rund um den Ersten Weltkrieg geschlüpft sein müssten. Bedroht ist die Art heute, weil der Fisch sich mit der Fortpflanzung lange Zeit lässt – erst mit ungefähr 30 werden sie geschlechtsreif.
Koi-Fisch Hanako: 226 Jahre
Der älteste Fisch der Welt ist ein Zierfisch aus Japan. Der Koi-Karpfen wurde 226 Jahre alt. Hanako wurde – fünf Jahre vor Mozart – im Jahr 1751 geboren und starb 1977. Noch im Jahr 1966 veröffentlichte Hanakos letzter Besitzer, Dr. Komei Koshihara, die Geschichte seines Kois, den er von seiner Großmutter geerbt hatte. Das Alter des Fischs wurde anhand der Ringe auf seinen Schuppen bestimmt – zu diesem Zeitpunkt 215 Jahre. Der Koi ist eine spezielle Zuchtform des Karpfens und besondere Exemplare sind in Asien mehrere zehntausend Euro wert.
Roter Seeigel: bis zu 200 Jahre
Ein wahres Wunder des Alterns ist auch der Rote Seeigel, der vor allem in der nordamerikanischen Pazifikküste beheimatet ist. Die Stachelhäuter können problemlos bis zu 200 Jahre und älter werden. Eine andere Besonderheit sind fehlende Alterserscheinungen, ein 200 Jahre alter Seeigel befindet sich laut Studien der Oregon State University im gleichen körperlichen Zustand wie ein 50-jähriger. Forscher vermuten, dass ein erhöhter Anteil des radioaktiven Kohlenstoff-Isotops C14, der damals mit dem Beginn zahlreicher Atombombentests in die Atmosphäre, ins Meer und schließlich in die Tiere gelangte, der Grund dafür sein könnte.