Neo-Ökologie – mehr als ein Trend
Das Zukunftsinstitut nennt diesen Megatrend „Neo-Ökologie“, dessen Ziel eine grüne Zukunft ist. So entwickelt sich Nachhaltigkeit vom individuellen Konsumtrend zu einer gesellschaftlichen Bewegung, welche unsere Alltagskultur beeinflusst.
Gängige Konsummuster werden kritisch hinterfragt und neue Werte bestimmen Gesellschaft, Kultur, Politik und Wirtschaft.
So richtet sich auch das unternehmerische Handeln neu aus, denn immer mehr Unternehmen wollen den Wandel für sich nutzen und davon profitieren. Der Begriff des Wachstums nimmt damit gänzlich neue Formen an und bewirkt ein fundamental neu ausgerichtetes Wirtschaftssystem. Zahlreiche Firmen versuchen, durch ihre innovativen Ideen Ressourcen und Kosten zu sparen, die mit ökologischer Effizienz einhergeht – nicht nur im eigenen Unternehmen.
GreenTechs, die man kennen sollte
Doch nicht nur riesige Märkte wie E-Mobilität, erneuerbare Energien, nachhaltige Tierhaltung und ökologischer Anbau von Lebensmitteln erleben ein rasantes Wachstum.
Auch Start-Ups und kleinere Unternehmen – sogenannte Green Tech Companies – entwickeln nachhaltige Strategien und Technologien, die sowohl Verbraucher:innen als auch Unternehmen dabei helfen, in eine grünere Zukunft zu steuern.
Industrieabgase als Rohstoff
CO₂-haltige Industrieabgase schaden dem Klima. Werden sie jedoch zum Rohstoff, der Bakterien in riesigen Tanks mit Kohlendioxid füttert, läuft bei der Vermehrung der Einzeller ein chemischer Prozess ab, der nützliche Chemikalien für industrielle Prozesse hervorbringt.
So konnte das amerikanische Unternehmen LanzaTech mit seinem recycelten CO₂ schon Fischfutter, Textilfasern und sogar Kerosin herstellen. Gemeinsam mit dem Modeunternehmen Zara brachte das Unternehmen bereits eine Modelinie heraus, die teilweise aus Abgasen eines Stahlwerkes gefertigt wurde. Werden die schwarzen Partykleider einmal recycelt, entweicht der Kohlenstoff einfach wieder in die Atmosphäre – ohne dabei ein Problem für das Klima darzustellen.
Essbares Verpackungsmaterial
Das britische Start-Up Notpla kämpft mit seiner Erfindung gegen Plastikmüll in den Meeren, indem es Verpackungsmaterial herstellt, das nicht nur biologisch abbaubar, sondern auch essbar ist.
Dieses wird aus braunem Seegras gefertigt – eine Meerespflanze, die kein Wasser, keinen Dünger und keinen Platz benötigt. Stattdessen wächst sie unter Wasser – und zwar bis zu einem Meter täglich. Das daraus hergestellte Verpackungsmaterial kann entweder verputzt werden oder zersetzt sich einige Wochen nach dem Wegwerfen selbst.
Gemeinsam mit dem Food-Lieferdienst Just Eat konnte das Unternehmen bereits erste Seegras-Boxen in Umlauf bringen. Doch viele weitere Projekte sind in Planung.
Biologisch abbaubare Beschichtung für Lebensmittel
Damit Lebensmittel langsamer reifen, werden sie häufig in Plastikverpackungen gepackt, die in einigen Ländern bereits verboten wurden. Außerhalb eines solchen Biofilms verderben Obst und Gemüse jedoch schneller, was zu einer jährlichen Verschwendung von rund 35 Kilo pro Durchschnittseuropäer:in führt.
Das Start-up Sufresca aus Israel entwickelte jedoch eine biologisch abbaubare Beschichtung für Obst und Gemüse, die Lebensmittel länger haltbar macht und einfach mitgegessen werden kann.
Modische Solarpaneele zum Mitnehmen
Ob beim Smartphone, Tablet oder Laptop – wenn der Akku einmal versagt, ist meist keine Steckdose parat. Doch je kleiner die Vielzahl unserer Endgeräte wird, desto abhängiger werden wir von Steckdosen.
Dass die Lösung in Self made Energy liegt, erkannte ein österreichisches Start-up und entwickelte die Sunny Bag – eine Umhängetasche voller Energie. Sie verfügt über außen angebrachte Solarpaneele, die Naturstrom für unterwegs produziert. Doch nicht nur hippe Großstädter:innen laden auf diese Weise ihre Geräte auf. Auch die internationale Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen nutzt die Sunny Bag bereits, um medizinisches Equipment in Gegenden ohne Stromnetz wieder funktionstüchtig zu machen.
Möbelstücke aus Pappe
Werden Möbelstücke aus Metall, Kunststoff oder Holz gefertigt, ist der Verbrauch von CO₂ besonders hoch. Bestehen sie jedoch aus Wellpappe, hält sich die CO₂-Bilanz in Grenzen.
Das Berliner Unternehmen Stange hat dies früh erkannt und bietet ein breites Sortiment an Papp-Möbeln, die ebenso tragfähig und optisch ansprechend wie normale Möbelstücke sind, dafür jedoch viel einfacher aufgebaut und transportiert werden können. Und denkt man nun an den nächsten Umzug, scheint dieser gar nicht mehr so kompliziert.
Stadtbäume für bessere Luftqualität
Von weiten sehen die braunen Kästen in Berlin aus wie kleine, rechteckige Kammern. Doch es handelt sich um den CityTree der Firma Green City Solutions.
Die Säule soll für ein besseres Klima in Städten sorgen, denn in ihrem Inneren befinden sich Moose, welche CO₂ und Feinstaub aus der Luft binden. Sollte sich die Umgebungsluft verschlechtern, kann der intelligente Baum dies messen und seine Filterleistung automatisch erhöhen.
Die ersten CityTrees in Berlin sind bisher zwar nur Teil eines Pilotprojektes, doch der innovative Bio-Luftfilter wird in naher Zukunft sicher noch eine größere Rolle spielen.
Auf dem Weg in eine grünere Zukunft
Die hier vorgestellten Innovationen sind nur ein winziger Teil aus einem riesigen Portfolio genialer Ideen, die beweisen, dass nachhaltige Technologien längst den Markt revolutionieren und in der Gesamtgesellschaft angekommen sind.
So liegt es nun an uns, diese in unseren Alltag zu integrieren und die Umwelt ein wenig grüner zu machen. Denn schließlich geht es um unsere Existenz.