Quelle: YouTube / EuropeanSpaceAgency
Moderner Hightech ermöglicht Astronauten zumindest durchwachsenen Komfort
Wichtig ist jedoch, dass der Nutzer Trichter und Schlauch fest an die Haut drückt, damit nichts auslaufen und in großen Tropfen durch die Schwerelosigkeit fliegen kann. Da Urin zu mehr als 90 Prozent aus Wasser besteht, wird dieses auf Weltraummissionen inzwischen gesammelt, gefiltert und in Trinkwasser zurückverwandelt. Ein typischer Astronautenspruch soll daher sein: „Der Kaffee von heute ist der Kaffee von morgen!“
Steht ein großes Geschäft an, heben die Astronauten den Toilettendeckel an und nehmen auf dem Sitz Platz – genau wie auf der Erde. Dadurch wird automatisch die Saugvorrichtung der Toilette aktiviert, um zu verhindern, dass die Hinterlassenschaft in der Schwerelosigkeit abtreibt. Um sicherzustellen, dass die Toilettenbrille eng genug anliegt und nichts danebengeht, ist diese besonders klein.
Diese Einrichtung ließ sich die NASA ganze 23 Millionen Dollar kosten. Doch die zivile US-Bundesbehörde für Raumfahrt und Flugwissenschaft war nicht immer so spendabel.
Wer in den 1960ern ins All wollte, musste mit Fäkalbeuteln vorliebnehmen
Die Astronauten der Apollo-Missionen zwischen 1961 und 1972 – zu denen auch die Mondlandung am 20. Juli 1969 gehörte – hatten einen solchen Luxus jedoch nicht. In den Apollo-Raumschiffen gab es schlicht keine Toiletten. Hier ein Foto der Notdurft-Ausrüstung der Astronauten der Apollo-Mission:
Ereilte die Astronauten der Ruf der Natur, mussten diese mit einer sehr spartanischen Ausrüstung Vorlieb nehmen. Sie bestand aus nicht viel mehr als einem Beutel aus Nylon-Polyethylen. Dessen Öffnung war mit einer Art Kragen mit einer klebefähigen Beschichtung versehen. Dieser sollte sicherstellen, dass der Beutel am Gesäß klebenblieb und nichts danebenging.
Fingerlinge, die den Astronauten dabei helfen sollten, die Hinterlassenschaft in den Beutel zu manövrieren, wurden ebenfalls ausgegeben. Dazu gab es immerhin auch feuchtes Toilettenpapier. Die Beutel mussten samt Inhalt zusammengerollt und in einer speziellen Aufbewahrungstasche verstaut werden. Diese war mit einem speziellen Parfüm versehen, der den unangenehmen Geruch überdecken sollte.
1969: Kot-Odyssee im Weltraum
Da die Prozedur dermaßen umständlich war, konnte ein Toilettengang bis zu 45 Minuten dauern. Etliche Astronauten empfanden sie als so unangenehm, dass sie spezielle Medikamente einnahmen, um auf Weltallmissionen weniger müssen zu müssen.
Es stellte sich jedoch heraus, dass diese Methode nicht nur unangenehm, sondern auch anfällig für Benutzerfehler war. An Tag 6 der Apollo-10-Mission im Mai 1969, in der die Mondlandefähre unter realen Bedingungen in der Mondumlaufbahn getestet wurde, kam es zum Fäkalien-Super-GAU. Tom Stafford, der Kommandant der Mission bemerkte den braunen, wurstförmigen Stein des Anstoßes im schwerelosen Raum zuerst.
Der folgende Wortwechsel zwischen Stafford, Pilot Paul Young und Pilot Eugene Cernan ist in den offiziellen NASA-Dokumenten – die inzwischen im Internet aufrufbar sind – gewissenhaft transkribiert. Auf Deutsch übersetzt liest er sich folgendermaßen:
Stafford: „Oh – wer war denn das?“
Young: „Wer war was?“
Cernan: „Was?“
Stafford: „Wer war das?“ (Lacht)
Cernan: „Wo kommt der denn her?“
Stafford: „Schnell, gebt mir eine Serviette. Da fliegt ein Haufen durch die Luft.“
Young: „Ich war’s nicht. Also, von mir ist der nicht.“
Stafford: „Meiner war ein bisschen klebriger als der. Hier, wirf das weg!“
Young: „Grundgütiger!“
Genau acht Minuten später stellte sich allerdings heraus, dass dieses Missgeschick nicht das einzige gewesen war.
Cernan: „Da ist noch ein gottverdammter Haufen! Was ist denn los mit euch? Kommt, gebt mir eine …“
Young, Stafford: (Gelächter)
Stafford: „Schwebt das Ding einfach in der Luft rum?“
Cernan: „Ja.“
Stafford: (Lacht) „Meiner war klebriger als der.“
Young: „Meiner auch. Ich hab ihn in den Beutel …“
Cernan: (Lacht) „Ich weiß nicht, wem der gehört. Ich kann das Eigentum weder leugnen noch bestätigen.“ (Lacht wieder)
Young: „Was zum Geier ist hier los?“
Wie es zu dem Missgeschick kam, ist bis heute nicht geklärt. Auch die NASA scheint es nicht zu wissen – oder möchte nicht, dass es die Öffentlichkeit weiß. Eigentlich mussten sowohl der Fäkalienbeutel als auch die Aufbewahrungstasche undicht gewesen sein – was rückblickend sehr unwahrscheinlich erscheint.
Wasser lassen mussten die Astronauten der Apollo-Missionen übrigens in einen Einfüllstutzen, der über einen kurzen Schlauch mit einer Sammeltasche verbunden war. Diese Konstruktion war logischerweise für Frauen unbenutzbar.
Die einen pinkeln ins Becken, die anderen in den Raumanzug
Noch schlimmer hatte es Alan Shephard getroffen. Er hatte 1961 zwar die Ehre, der zweite Mensch im Weltall zu sein. Allerdings musste er dafür einen sehr unangenehmen Kompromiss eingehen.
Shepards Reise ins All im Raumschiff Freedom 7 sollte nur 15 Minuten dauern. Daher war gar nicht vorgesehen, dass er sich jemals erleichtern müssen würde. Allerdings verzögerte sich der Start um mehr als drei Stunden, als Shepard bereits in der Rakete saß.
Shepard fragte, ob er die Rakete verlassen dürfe, um schnell Wasser zu lassen. Doch die Leitung der Mission wollte nicht noch mehr Zeit verlieren. Shepard wurde angewiesen, dass er sein kleines Geschäft dank seiner speziellen Baumwollunterwäsche problemlos in seinen Raumanzug verrichten könne. Der erste Amerikaner im Weltraum flog also mit feuchter Hose ins All. Hier ein Foto von Shepards besonders saugfähiger Unterwäsche:
Ein leidlich bequemer Toilettengang im All wurde erst Jahre später möglich
Die erste Toilette im All gibt es erst seit 1973. Diese war auf der US-amerikanischen Raumstation Skylab installiert. Erst in den 1980er-Jahren wurde die erste Toilette in einem Raumschiff untergebracht.
Übrigens: Im Herbst 2016 veranstaltete die NASA einen Wettbewerb rund um die Gestaltung weltraumtauglicher „Fäkalien-, Urin- und Menstruationsmanagementsysteme“. Mit typisch amerikanischem Humor wurde der Wettbewerb „Space Poop Challenge“ getauft. Die drei Gewinner erhielten jeweils 30.000 Dollar.