Mehrere Tausend Kinder in den USA arbeiten auf Tabakplantagen. Die tödlichen Gefahren, die diese Arbeit birgt, hat die Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“ in einem Bericht veröffentlicht.
Vier Stunden Tabakernte vergiften die kleinen Körper so stark, als würden sie 20 Zigaretten rauchen. Die Folgen der Nikotinvergiftung: Fieber, Schlaflosigkeit, Übelkeit und Atemnot.
So schön aber doch so gefährlich: blühende Tabakpflanzen. Sobald die Blüte erscheint, wird diese abgeschnitten, um die Pflanzennährstoffe ausschließlich den Blättern zuzuführen.
Kinder in einer Tabakfabrik: Neben den schweren gesundheitlichen Folgen für die noch kleinen und schwächlichen Körper, erfahren die Kinder nur eine minimale oder gar keine Schulausbildung.
Nach der Ernte muss der Tabak getrocknet werden. Bei der verbreiteten Naturtrocknung wird der Tabak auf Schnüre eingefädelt und in geschlossenen Schuppen aufgehängt – auch eine Arbeit, die Kinder verrichten.
Die getrockneten, kurierten und gerebelten Tabakblätter (Rauchkraut) können in Tabakspfeifen oder gedreht als Zigaretten, Zigarillos und Zigarren geraucht werden.
Das Phänomen der Kinderarbeit ist vor allem bekannt aus Asien und Afrika. Nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) arbeiten weltweit etwa 152 Millionen Kinder.
Auch die Arbeits- und Gesundheitsbedingungen in anderen Wirtschaftszweigen sind teilweise schlimm. Das Bild zeigt einen kleinen Jungen, der in einer Ziegeleifabrik arbeitet.
Schwere Lasten heben, ungesichert in großer Höhe arbeiten, gefährliche Maschinen steuern – all das steht auch bei Kinderarbeitern auf der Tagesordnung.
Der Internationale Tag gegen Kinderarbeit findet jedes Jahr am 12. Juni statt und soll ein weltweites Bewusstsein für die Ausbeutung von Kindern schaffen.
Reizhusten, Übelkeit, Kopfschmerzen und ein widerwärtiger Geschmack im Mund: Diejenigen, die diese Erfahrungen gemacht haben, werden sie noch nicht vergessen haben: die allererste Zigarette. Bei Einigen führte die Abwehrreaktion des Körpers womöglich sogar dazu, den Glimmstängel für alle Ewigkeit aus dem Leben zu verbannen.
Mehreren Tausend Kindern in den USA wird diese individuelle Entscheidung, sich vor den gesundheitsschädlichen Nikotin-Stoffen zu schützen, verwehrt. Und das nicht etwa, weil das US-Recht den Minderjährigen erlaubt, zu rauchen. Nein – viel schlimmer: Sie dürfen bzw. sie müssen auf Tabakplantagen arbeiten.
Legale Kinderarbeit?
„Dürfen“, weil es das amerikanische Arbeitsrecht für den landwirtschaftlichen Wirtschaftssektor erlaubt, dass Zwölfjährige unbegrenzt viele Stunden außerhalb der Schule auf dem – allgemein formuliert – „Feld“ arbeiten. „Müssen“, weil viele Kinder aufgrund ärmlicher Verhältnisse ihrer Familien schon früh dazu gezwungen sind, in das ausbeuterische Geschäft einzusteigen.
Diejenigen, die es besonders hart trifft, ziehen schon mit zehn Jahren auf die Plantagen – in diesem Fall brauchen sie lediglich die schriftliche Genehmigung der Eltern. Diese fragwürdigen Gesetze stammen noch aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Damals war es normal, dass die Kinder der Farmer in den Sommerferien bei der Ernte aushalfen.
Vier Stunden Ernte = 20 Zigaretten
Dabei gehören die landwirtschaftlichen Tätigkeiten zu den problematischsten: Schwere Lasten heben, ungesichert in großer Höhe arbeiten, gefährliche Maschinen steuern – all das steht auf der Tagesordnung. Doch die Tabak-Industrie setzt noch einen drauf. Die tödlichen Gefahren hat die Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“ in einem Bericht veröffentlicht. Dieser legt die erschreckenden Bilder dar, die sich in den Bundesstaaten North Carolina, Kentucky, Tennessee und Virginia – aus denen 90 Prozent der gesamten US-Tabakproduktion stammen – abspielen: Fieber, Schlaflosigkeit, Übelkeit und Atemnot seien die kurzfristigen Symptome von Nikotinvergiftungen.
Die Medizinerin Rosa Wolf bestätigt die gesundheitlichen Folgen für die Kinder: „Wer während vier Stunden Tabakblätter erntet und dabei noch schwitzt, vergiftet seinen Körper so stark mit Nikotin wie jemand, der 20 Zigaretten raucht.” Zu den Langzeitfolgen des dauerhaften Kontakts mit Pestiziden zählt die Menschenrechtsorganisation Krebserkrankungen, Lernstörungen und Unfruchtbarkeit.
Ein trauriger Kreislauf
Doch was kann man dagegen tun?
Die jeweiligen Produkte nicht mehr zu kaufen, ist keine Lösung. Die Kinder und ihre Familien, die auf das Einkommen angewiesen sind, würden dadurch ihren Job verlieren. Eine Lösung wäre, dass erwachsene Arbeiter ein faires Gehalt beziehen und damit nicht abhängig von einem Einkommen ihrer Kinder sind.
Einige Projekte gegen Kinderarbeit bieten Kompromisslösungen mit flexiblen Schulen an, sodass die Kinder – trotz Arbeit – zum Unterricht gehen können. In ganz erfolgreichen Projekten verpflichten sich die Arbeitgeber außerdem, die Arbeits- und Gesundheitsbedingungen in ihren Betrieben zu verbessern.