- Welt der Wunder Redaktion
- Corinna Trube
Zeitsprünge in die Zukunft oder in die Vergangenheit kennen die meisten von uns nur aus Science-Fiction-Filmen wie „Zurück in die Zukunft“ oder „Terminator“. Dass es aber in regelmäßigen Abständen zu realen Zeitsprüngen kommt, ist nur wenigen bekannt. Zuletzt stand die Zeit im Jahr 2012 für eine Sekunde still. Das „Go“ zur weltweiten Korrektur kommt dabei vom Erdrotationsdienst mit Sitz in Frankfurt am Main.
Und sie dreht sich … zu langsam
Grund für die chronologische Korrektur ist die Rotation der Erde. Sie dreht sich minimal langsamer, als unsere Uhren ticken und kann somit auf Dauer nicht mit der 24-Stunden-Einteilung des Tages mithalten. So hat der Internationale Dienst für Erdrotation und Referenzsysteme (IERS) angeordnet, in der Nacht auf den 1. Juli bei allen Atomuhren eine sogenannte Schaltsekunde einzuschieben – was zur Folge hat, dass es die deutsche Sommerzeit 01:59:59 zweimal geben wird. Weltweit gibt es über 60 Atomuhren, auch primäre Uhren genannt. Sie sind derzeit die genauesten Uhren, die existieren.
Eine Schaltsekunde wird immer dann eingefügt, wenn der Unterschied zwischen der Koordinierten Weltzeit (UTC) und der Universalzeit (UT) in naher Zukunft 0,9 Sekunden überschreiten wird. Anders als die UTC folgt die Universalzeit den Schwankungen der Erdrotation und passt somit die Dauer der Zeiteinheit in regelmäßigen Abständen an. Sie wird durch die Sternwarte in Greenwich (England) ermittelt, da hier der Nullmeridian verläuft.
Manche Firmen sehen der Zeitkorrektur mit Sorge entgegen: So lagen 2012 die Rechner von Diensten wie Mozilla, Reddit, Yelp und des Reservierungssystems Amadeus teilweise über mehrere Stunde lahm.
Neue Technologien, neue Herausforderungen
Bereits zu 26. Mal muss die Welt ein wenig an der Uhr drehen. Bedenkt man die Tatsache, dass die Zeitmessung bereits seit etwa 3.000 v. Chr. existiert, scheint die Menschheit über Jahrtausende der Zeit hinterher gehinkt zu haben. Allerdings laufen Atomuhren erst seit 1972 so präzise, dass eine Abweichung der Erdrotation überhaupt bemerkt werden konnte. Daraufhin wurde die Zeit noch im gleichen Jahr sogar um ganze zehn Sekunden angehalten. Da die Rechner damals jedoch noch kein Internet besaßen und es somit keine Server gab, die auf die genaue Uhrzeit angewiesen sind, kollabierten auch keine Systeme.
Viele sind der Ansicht, die Korrektur sei komplett unnötig. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Konzerne wie Google, die damit eher spielerisch umgehen, indem die Programmierer die zusätzliche Sekunde einfach eine Stunde vor der Umstellung in kleine Portionen aufteilen und die Zeit somit „verschmieren“. Auf Grund der unterschiedlichen Meinungen soll kommenden November eine Konferenz der Internationalen Fernmeldeunion in Genf entscheiden, ob die Zeitmanipulation beibehalten wird oder nicht.