Verlassene Orte
Der Fotograf Sven Fennema hat ein Faible für ganz spezielle Motive. Ihn ziehen Orte in den Bann, die von ihren Bewohnern verlassen wurden. Die Faszination der Lost Places kann der Betrachter in seinem Bildband „Nostalgia“ hautnah spüren – unter anderem in den blauen Eingeweiden dieser Fabrikanlage.
Sehenswürdigkeiten abseits der Reiseprospektbilder
Seine Italienreise führte Sven Fennema zu anderen Orten als den üblichen Sehenswürdigkeiten: verfallene Palazzi, stillgelegte Fabriken, vermoderte Psychiatrien, leere Kirchen und einsame Herrenhäuser. „Auch in Deutschland besuche ich solche Locations, doch der architektonische Reichtum ist in Italien größer, so auch die Fülle an verlassenen Orten“, schwärmt Fennema.
Der Geist der Vergangenheit
Vom Piemont im Norden bis zu den Marken Mittelitaliens spüren die Aufnahmen den Zauber der mediterranen Lost Places nach. Jeder der geheimnisvollen Orte erzählt mit seiner eigenen Stimme – so wie diese monumentale Säulenhalle eines still gelegten Zementwerks in der Lombardei. Sven Fennema ist bei seinen fotografischen Zeitreisen wichtig, „den Ort mit Respekt zu behandeln.“ Leider zeige sich oft, dass andere Fotografen oder Ruinentouristen die goldene Regel, nichts in den Räumlichkeiten zu verändern, mit Füßen treten.
Erschütterter Glaube
Die Ruine einer verlassenen Kirche in der Toskana lässt kaum noch etwas erahnen von ihrer prunkvollen Vergangenheit. Normalerweise ist der Eintritt wegen Einsturzgefahr verboten. Als Lost Places-Fotograf begibt man sich immer wieder in Gefahr. „Manchmal ist es verlockend, weiter durch ein Gebäude zu gehen, obwohl Boden oder Decke kritisch sein könnten“, gibt der fotografische Autodidakt zu. „Umso wichtiger ist es, auf seine innere Stimme zu hören, die einen zur Vorsicht mahnt, auch wenn man dafür auf das ein oder andere Motiv verzichten muss.“
Arbeiten mit natürlichem Licht
Zur Faszination der Bilder trägt bei, dass Sven Fennema gänzlich auf künstliches Licht verzichtet. So werden die stimmungsvollen Lichtspiele vor Ort für den Zuschauer originalgetreu spürbar. Im Gegensatz zu anderen Kollegen arrangiert er die Räume nicht wie Kulissen, sondern bleibt behutsamer Betrachter.
Archäologie mit Kamera
Wie ein Archäologe reist der Fotograf zu den vergessenen Schätzen einer vergangenen Welt. Zum Beispiel hier in den Speichern eines alten Zementwerks. Auch für Lost Places-Fans gilt allerdings: Nimm nichts mit außer Fotos, lass nichts zurück außer Fußspuren. Fennema beklagt allerdings, dass sich viele nicht an diese Regel halten.
Märchen oder Albtraum?
Die Märchenfigur im Bildvordergrund scheint den Betrachter am Eingangstor in die Vergangenheit zu begrüßen. Die Szene im Schloss, das einst einem Grafen gehörte, wirkt wie ein surreales Gemälde, doch nichts an der Bildgestaltung wurde künstlich arrangiert.
Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
Randvoll mit Leere: Imposante architektonische Zeitzeugen üben eine eigentümliche Faszination aus. Ehemalige Fabrikgebäude und leerstehende Privathäuser lassen bisweilen nur noch erahnen, welche Geheimnisse in ihnen schlummern.
Geheimnisvolle Zeitreise
Der Betrachter wird dank der Fotos auf eine spannende Zeitreise mitgenommen. Der Fotograf nahm so manches Risiko auf sich für das perfekte Foto, denn viele der besuchten Bauwerke sind einsturzgefährdet.
Ein Panoramablick, den keiner sieht
Schön? Oder ganz schön unheimlich? Wo Stille und Leblosigkeit bei den einen Gänsehaut hervorrufen, fühlen sich andere in dieser besonderen Ruhe wohl. Menschen wie Sven Fennema fangen die ungewöhnliche Stimmung künstlerisch ein.
Treppe ins Nichts
Belebte Plätze, an denen Menschen temperamentvoll diskutieren oder hektisches Treiben in pulsierenden Metropolen – all das wird man bei Sven Fennemas Motiven nicht finden. Stattdessen: menschenleere Oasen der Stille.
Gespensterhafte Fotomotive
Manche Lost Places wirken unheimlich. Fast so, als würde der Geist der Vergangenheit durch sie wehen. So wie in diesem ehemaligen Waisenhaus.
Willkommen in der Unterwelt!
Eine Wendeltreppe in die Unterwelt der verlorenen Zeit? Die Erkundung von Lost Places ist so spannend wie das Entdecken versunkener Städte. Die Jäger verlorener Orte verraten der Öffentlichkeit übrigens nicht, wo die Ruinen der Vergangenheit versteckt sind – um diese vor Vandalismus zu bewahren.
Eine Halle voll Zeit
Auch wenn die Gebäude längst menschenleer sind: Was von ihnen übrig blieb, erzählt Geschichten über vergangene Zeiten. Hier steht der Betrachter im riesigen Turm einer ehemaligen Destillerie.
Hallo, ist da jemand?
Lost Places sind Orte, an denen sich die Natur ihren Teil zurück holt. Das Ergebnis wirkt so bizarr wie Szenen aus einem Endzeit-Science-Fiction-Film. Kaum zu glauben, aber diese heruntergekommene Ruine war einst eine stolze herzogliche Villa aus dem 17. Jahrhundert.
Von der Informatik zur Fotografie
Der in Krefeld lebende Fotograf Sven Fennema ist gelernter Informatiker und fand 2007 zur Fotografie. Eigentlich wollte er nur Fotos für grafische Arbeiten schießen, doch fand er so seine eigentliche Bestimmung. Lost Places zählen zu seinen Steckenpferden. Das Interesse an seinen Arbeiten war so groß, dass er den Schritt in die Selbständigkeit wagte. Fennemas Werken gelingt es, die Stimmung des Ortes so intensiv einzufangen, dass der Betrachter zum Weggefährten der urbanen Expedition wird.
Bildband Nostalgia
Die spektakulärsten Fotos von Sven Fennemas Italienreise zeigt er in dem Bildband „Nostalgia – Orte einer vergangenen Zeit“. Die Texte dazu stammen von der Journalistin und Italien-Kennerin Petra Reski. Im Gigaformat gestattet das Buch dem Betrachter, tief in die Lost Places einzutauchen und eine Seite Italiens kennenzulernen, die Touristen verschlossen bleibt.
Preis: 98 Euro
Verlag: Frederking & Thaler