Alkoholabhängigkeit
Wer über einen periodischen Missbrauch hinaus dauerhaft unkontrolliert Alkohol konsumiert, gilt als abhängig. Die Sucht äußert sich zunächst in einem Zwang, trinken zu müssen und in der Unfähigkeit, die Menge zu steuern. Hinzu kommen Entzugserscheinungen. Der Alkohol nimmt einen wesentlichen Platz im Leben des Abhängigen ein, andere Vergnügen treten in den Hintergrund, bis er schon am frühen Morgen mit dem Trinken beginnt.
Alkoholkonsum in Deutschland
Im Jahr 2012 betrug der Pro-Kopf-Konsum an alkoholischen Getränken in Deutschland 135,4 Liter, was 9,5 Liter reinem Alkohol entspricht. 96,4 Prozent der Bevölkerung zwischen 18 und 64 Jahren trinken Alkohol, wie aus dem „Jahrbuch Sucht 2014“ der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen hervorgeht. Demnach missbrauchen 1,61 Millionen Deutsche Alkohol und riskieren eine dauerhafte Alkoholabhängigkeit. Rund 1,77 Millionen Männer und Frauen sind bereits alkoholabhängig. Jährlich gehen etwa 74.000 Todesfälle auf riskanten Alkoholkonsum oder auf den kombinierten Konsum von Alkohol und Tabak zurück.
Alkoholmissbrauch
Im Vorfeld zur Abhängigkeit entwickelt sich – meist schleichend – ein Alkoholmissbrauch, der sich an verschiedenen Symptomen zeigt. Das ist zum einen die Unfähigkeit, das Trinken zu reduzieren oder damit aufzuhören. Des Weiteren vernachlässigen Menschen, die missbräuchlich Alkohol konsumieren, nach und nach berufliche und soziale Pflichten. Diese Phase dauert mindestens einen Monat an.
Der Gelegenheitstrinker
Der Beta-Trinker oder „Gelegenheitstrinker“: Er trinkt meist aus sozialen Gründen, bei Partys, mit Freunden oder Kollegen. Nicht selten werden daraus regelmäßige Gewohnheiten, die in Einzelfällen zur Alkoholabhängigkeit führen können.
Der Pegeltrinker
Der Delta-Trinker, „Spiegeltrinker“ oder „Gewohnheitstrinker“: Er trinkt regelmäßig zu viel, verliert dabei aber nicht die Kontrolle über sich. Er kann nicht ohne Alkohol, weil erste Entzugserscheinungen drohen. Für seine gute Laune braucht er einen gewissen Alkohol-Spiegel.
Der Quartalsäufer
Der Epsilon-Trinker, „episodische Trinker“ oder „Quartalsäufer“: Er kann wochenlang abstinent sein, übertreibt aber dann mit regelrechten Alkohol-Exzessen, die schwere körperliche und soziale Folgen nach sich ziehen.
Der Zwangstrinker
Der Gamma-Trinker: Er ist süchtig, trinkt häufig und viel aus einem inneren Zwang heraus. Er kann seinen Konsum über einen längeren Zeitraum nicht mehr kontrollieren. Selbst kleine Mengen Alkohol im Essen können bei ihm ein unstillbares Verlangen auslösen.
Formen der Sucht
Es gibt verschiedene Typen und Grade des Alkoholkonsums. Der Alphatrinker gilt als „Konflikttrinker“ oder „Erleichterungstrinker“: Alkohol dient ihm der Entspannung, um gelegentlich Stress abzubauen. Er kann meist jederzeit mit Trinken aufhören.
Körperliche Langzeitschäden
Langfristig zerstört erhöhter Alkoholkonsum innere Organe, allen voran die Leber und die Gehirnfunktionalität. Erkrankungen wie Leberzirrhose, Alkoholepilepsie, Alkoholdemenz, Störungen des Gefäßsystems und Stoffwechsels, Schleimhäute, Speiseröhre, Magen-Darm oder Gallenblase neigen verstärkt zu Entzündungen und die intellektuelle Leistungsfähigkeit kann dauerhaften Schaden nehmen.
Körperliche Symptome
Ehe es zu langfristigen Schäden kommt, macht sich starker Alkoholmissbrauch und Abhängigkeit in einer Vielzahl von physischen Krankheitssymptomen bemerkbar. Appetitstörungen, Verdauungsbeschwerden, Übelkeit, Müdigkeit, starkes Schwitzen, Herzstechen, Kreislaufstörungen, Entzündungen, Potenzstörungen, ein aufgedunsenes Gesicht, Sehstörungen, Blutergüsse, Bronchitis, Zahnschäden und Zittern sind nur einige der körperlichen Auswüchse der Alkoholkrankheit.
Tablette mindert den Belohnungseffekt
Ein neuer Wirkstoff verspricht nun den Durchbruch bei der Bekämpfung von riskantem Alkoholkonsum. Seit Herbst 2014 das Arzneimittel Selincro in Deutschland, das auf neuartige Weise hilft. Der Wirkstoff Nalmefen reduziert die verstärkende Wirkung von Alkohol auf das Belohnungssystem im Gehirn, dessen Aktivität bei Alkoholabhängigen verändert ist. Dadurch verringert er das Verlangen, Alkohol zu trinken. Die Tablette eignet sich vor allem bei erwachsenen Alkoholabhängigen, die keine körperlichen Entzugssymptome haben und bei denen keine sofortige Entgiftung erforderlich ist.
Seelische Folgen
Aus dem krankhaften Alkoholkonsum ergeben sich Folgen auf mehreren Ebenen. Neben seelischen Symptomen und psychosozialen Auswirkungen, werden die körperlichen Kurz- und Langzeitschäden oft verharmlost. Schnell zunehmend und immer deutlicher zeigen sich die Auswirkungen des Alkoholmissbrauchs auf das Seelenheil des Betroffenen. Nervosität, Unruhe, Stimmungsschwankungen, Aggressivität, Fahrigkeit, Schreckhaftigkeit, Reizbarkeit, Schlafstörungen, Schwitzen, Minderwertigkeitsgefühle, Konzentrationsstörungen, Gedächtnisschwäche, Interesselosigkeit oder Überempfindlichkeit sind solche Begleiterscheinungen, die das Leben zunehmend schwer machen.
Soziale Probleme
Das größte Problem sind in der Regel die sozialen Folgen der Alkoholkrankheit: Abhängige vernachlässigen Familie und Beruf, verhalten sich merkwürdig oder aggressiv bis kriminell. Sie sind nicht mehr in der Lage, Versprechen und Zusagen einzuhalten und ziehen sich zunehmend zurück - auch, um ihre Sucht zu verbergen. Hinzu kommt, dass Süchtige ihre Situation oft nicht einsehen und die Schuld bei anderen suchen. Ein geringes Selbstwertgefühl wird dann nicht selten durch großspuriges Auftreten ausgeglichen. Auch die Hygiene leidet unter zunehmendem Alkoholkonsum.
Therapie
Für die einen ist es besser, sofort mit dem Trinken aufzuhören, für die anderen hilft eine gezielte Reduktion der Alkoholmenge. Ja nach Lebensumstände und Charakter gibt es verschiedene Wege. Hilfe findet man zunächst beim Hausarzt oder Facharzt und bei diversen Beratungseinrichtungen. Nach einer Entgiftungsphase, stehen Zielsetzungen, Gespräche und Rückfallprophylaxe auf dem Therapie-Plan.