Fuchs
Wie viele andere Wildtiere verlieren auch Füchse zunehmend ihre Scheu. Sie lernen, dass Menschen kaum eine ernst zu nehmende Gefahr darstellen, sie von manchen sogar gefüttert werden. Sie sind sogenannte Kulturfolger: Sie leben bevorzugt in von Menschen veränderten Lebensräumen. In Wohnsiedlungen finden sie ein sichereres und oftmals bequemeres Leben als im Umland, wo die industrialisierte Landwirtschaft ihre Lebensräume zerstört. Allein in München hausen zwischen 3000 und 5000 Tiere. Oft unbemerkt wohnen sie in Schuppen, Garagen oder hinter einem Holzstapel. Futter finden sie unter anderem auf dem Kompost und in Mülleimern. Die schlauen Tiere merken sich sogar, wann in einem Viertel die Müllabfuhr kommt oder wann es in einer Schule zur Pause läutet – denn hier fällt immer Futter für sie ab. Da Wildtollwut in Deutschland seit mehr als zehn Jahren ausgerottet ist, stellt dies keine Gefahr mehr dar. Ein Problem ist allerdings der lebensgefährliche Fuchsbandwurm, welcher über den Kot der Tiere auf den Menschen übertragen werden kann.
Waschbär
Ursprünglich sind Waschbären in Nordamerika beheimatet. Erst als Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts einige Tiere aus Gehegen fliehen konnten, siedelten sich die Räuber auch in Europa an. Damit sind Waschbären sogenannte Neozoen, also Tiere, die direkt oder indirekt durch den Menschen in ein Ökosystem gebracht wurden. Waschbären sind nachtaktiv, enorm anpassungsfähig und haben urbane Gebiete für sich entdeckt: Hier finden sie nicht nur hervorragende Verstecke, sondern auch Nahrung im Überfluss. Waschbären sehen zwar niedlich aus, können aber auch große Schäden an Gebäuden verursachen und gefährden einheimische Tierarten.
Wildschwein
Wildschweine sind eigentlich scheue Tiere. In Großstädten wie etwa Berlin verlieren sie zunehmend ihre Angst vor Menschen: Sie haben gelernt, dass von ihnen keine Gefahr ausgeht, sie sogar gefüttert werden. Zudem finden sie in den Mülleimern genügend Essensreste. Umso unbekümmerter streifen die Tiere nun durch die Straßen. Mittlerweile leben zum Beispiel direkt in Berlin rund 4000 Wildschweine. Zu nah sollte man den großen Tieren nicht kommen, denn vor allem die Eber aber auch die Bachen können Menschen sehr gefährlich werden.
Falke
Wer in New York City lebt, kann immer wieder Zeuge eines atemberaubenden Schauspiels werden: Wanderfalken stürzen sich mit Geschwindigkeiten von bis zu 300 Kilometern pro Stunde von den Dächern der Wolkenkratzer in die Straßenschluchten hinab, wo sie ihre Beute im Flug fangen. Ganz oben auf ihrem Speisezettel stehen die Stadttauben. Großstädte bieten Wanderfalken, die in freier Natur auf Felsklippen nisten, geradezu paradiesische Lebensbedingungen: unerschöpfliche Nahrungsquellen, sichere Plätze für die Aufzucht der Jungen und kaum natürliche Feinde.
Steinmarder
Sie sehen niedlich aus, doch manch ein Autofahrer ist auf Marder gar nicht gut zu sprechen. Die kleinen Raubtiere machen es sich nachts gern unter der Motorhaube warmer Pkw gemütlich und rammen ihre Zähne in Kabel und Schläuche. Dahinter steckt nicht etwa Hunger, sondern eiskaltes Revierverhalten. Auch an Wohnhäusern und Gebäuden richten Marder mittlerweile Schaden in Millionenhöhe an. Sie nisten sich auf Dachböden ein, zerbeißen Balken und Isolierungsmaterial und wetzen ihre Krallen an allem, was sie finden. Die anpassungsfähigen Allesfresser finden in Städten ein überaus bequemes Lebensumfeld.
Uhu
Der Uhu ist in Mitteleuropa eigentlich in den Alpen und Mittelgebirgen beheimatet. Da das scheue Tier aber sehr anpassungsfähig ist, sind mittlerweile sogar in Städten wie München und Hamburg vereinzelte Exemplare zu finden. Die Eulenart brütet häufig in Felswänden, Steilhängen und in alten Greifvögelhorsten, aber auch an Gebäuden oder auf dem Boden.
Biber
Auch Biber können sich an urbane Gebiete gewöhnen. Im 19. Jahrhundert wurde das größte heimische Nagetier in fast ganz Europa ausgerottet, inzwischen leben sie bereits in großer Zahl in Berlin und auch in München haben sie sich wieder angesiedelt.
Seeadler
Seeadler leben eigentlich in Küstengebieten. Doch die majestätischen Greifvögel ziehen auch in die Großstadt: Am Müggelsee nisteten beispielsweise Seeadler mitten in Berlin. In der Hauptstadt brüten dreißig Prozent mehr Vogelarten als im Umland.
Feldhase
Auch Feldhasen und Kaninchen wagen sich mittlerweile in die Stadt vor. Das Wildkaninchen ist deutlich kleiner als der Feldhase (Bild), hat kürzere Löffel und kürzere Hinterbeine und kommen in großen Gruppen vor, während der Feldhasen meist einzeln unterwegs ist. Der weiche Boden der städtischen Parks und Brachflächen bietet ihnen hervorragende Möglichkeiten für Nester und Höhlen. Oft zu sehen sind Kaninchen auch auf Bahngeländen. Die Tiere haben mittlerweile sogar gelernt, Straßen und Schienen zu überqueren.
Igel
Obwohl regelmäßig zahlreiche Igel von Autos überfahren werden, lässt sich das Tier ebenfalls gern in menschlichen Siedlungsräumen nieder. In Städten sind sie besser vor ihren natürlichen Feinden wie Uhu und Dachs geschützt, außerdem finden sie hier mehr Insekten, da weniger Pestizide eingesetzt werden, und natürlich zahlreiche Komposthaufen sowie Müll. In München zum Beispiel kommt der Igel flächendeckend im Stadtgebiet vor.
Fledermaus
Auch Fledermäuse sind Kulturfolger. Die Tiere finden auf Dachböden, in Garagenbalken und in Häuserruinen ebenso gute Schlafplätze wie in freier Natur. Zudem finden sie hier hervorragend Schutz vor Feinden und schlechter Witterung.
Marderhund
Der Marderhund, auch Enok genannt, ist eigentlich ein scheuer Waldbewohner aus Ostasien. Doch heute ist er auch in einigen Gebieten Deutschlands verbreitet. Vor allem in den östlichen Bundesländern kommt er vor. Selbst in Städten wie Berlin ist er inzwischen zu finden. Sie besiedeln Bauten von Füchsen und Dachsen, hohle Baumstämme oder machen es sich unter Felsblöcken gemütlich, nur selten bauen sie selbst einfache Erdhöhlen. Die Tiere fressen fast alles: kleine Säuger, Vögel, Insekten aber auch Obst, Nüsse und Müll.