Die größten Nagetiere der Welt
Wasserschweine, auch Capybaras genannt, erreichen in etwa die Größe von Schafen: Sie werden bis zu 1,30 Meter lang und rund fünfzig Kilogramm schwer. Damit sind sie die größten Nagetiere der Welt. Doch trotz ihrer Riesenzähne sind sie friedliche Zeitgenossen.
Gemächliche Sumpfbewohner
Capybaras stammen aus der Familie der Meerschweinchen. Sie bewohnen die dichten und undurchdringlichen Schilf- und Sumpfwaldgürtel der südamerikanischen Flüsse, Teiche und Seen.
Träge Zeitgenossen
Dort führen sie ein gemächliches Leben. Den Tag verbringen sie in kühlen Schlammlöchern oder seichtem Wasser, die Nacht im Dickicht. Etwas aktiver sind die Tiere in der Dämmerung. Generell halten sie sich an festen Plätzen auf, wo sie wie Huftiere weiden, sich im Schlamm wälzen oder auf Sandbänken ruhen. Meistens setzen sich Capybaras dazu wie Hunde auf ihre zusammengezogenen Hinterbeine.
Wasser ist ihr Element
An das nasse Element sind die Wasserschweine hervorragend angepasst: Schwimmhäute zwischen den Zehen erleichtern das Paddeln. Augen, Ohren und Nasenlöcher sitzen ganz oben am massiven Kopf, damit die Tiere auch im Wasser schwimmend sehen, hören und riechen können. Wasser ist ein notwendiger Bestandteil ihres Alltags: Die Sommerhitze könnten die Capybaras ohne einen kleinen Tümpel in ihrer Nähe nicht überstehen.
Gras als Lieblingsspeise
Die indianische Bezeichnung „Capybara“ bedeutet „Herr des Grases“. Sie weist auf die Hauptnahrung der Tiere hin. Gras ist neben Wasserpflanzen und Baumrinde die Lieblingsspeise der Riesennager.
Gesellige Gefährten
Capybaras leben gesellig in Herden von bis zu 20 Tieren. In der Regel besteht eine solche Gruppe aus mehreren Weibchen und ihren Jungtieren und nur einem dominanten Männchen. Er ist dafür verantwortlich, das gemeinsame Territorium zu verteidigen. Wenn man ein einzelnes Tier trifft, ist es sehr wahrscheinlich ein Männchen.
Betörender Duft
Das Männchen, auch Bock genannt, besitzt auf seinem Nasenrücken eine schwarz glänzende Talgdrüse, die ein weißes Sekret absondert. In der Fortpflanzungszeit vergrößert sie sich. Die Böcke reiben diese Drüse an Pflanzenstängeln, damit der Sekretgeruch ein Weibchen anlockt und um ihr Revier mit ihrem individuellen Duft zu markieren. Dies soll anderen Männchen zeigen, wer der Boss ist und bei den Weibchen den Vortritt hat.
Schnell selbstständig
Nachwuchs bekommen Capybaras nur einmal im Jahr. Die Begattung findet meistens im Wasser statt. Nach etwa 120 Tagen bringen die Weibchen zwei bis acht Junge zur Welt, jedes zwischen ein und zwei Kilogramm schwer. Schon kurz nach der Geburt sind die kleinen Wasserschweine so weit entwickelt, dass sie ihrer Mutter problemlos folgen können. Sie nagen jetzt auch schon zarte Pflanzenteile an. Nach zwei Monaten Säugezeit sind die kleinen Capybaras auf sich gestellt – wenig Zeit also, um erwachsen zu werden.
Eine Welt voller Gefahren
Nur eins von zwanzig Jungtieren überlebt das erste Lebensjahr, denn die Riesennager besitzen keinerlei Waffen zur Selbstverteidigung. Bei Gefahr – etwa durch einen Jaguar – fliehen sie mit durchdringendem Geschrei ins Wasser. Capybaras sind geschickte Schwimmer und Taucher. Wenn die Bedrohung anhält, tauchen sie unter und schwimmen davon. Doch die Sicherheit des Wassers kann trügerisch sein: In Flüssen und Tümpeln werden die Capybaras oft Beute von Kaimanen und Piranhas.
Vom Menschen bedroht
Auch von Menschen werden die Wasserschweine gejagt. Seit Jahrhunderten gelten Capybaras den frommen Katholiken Venezuelas als „Fisch“, der in der Fastenzeit gegessen werden darf. Zudem betrachten Farmer die Riesennager vielerorts als unerwünschte Konkurrenten ihres Weideviehs und jagen sie gnadenlos. Nach langen Hetzjagden über die Steppe sind Capybaras kaum noch in der Lage, den reitenden Jägern zu entkommen. Die Tiere werden zusammengetrieben und mit armdicken Knüppeln erschlagen. Und die Jäger verfolgen meist auch wirtschaftliche Interessen: Das Fleisch der Capybaras ähnelt dem von Hausschweinen und ihre Häute eignen sich für die Verarbeitung zu hochwertigen Lederwaren.