Seit dem Erfolg der Twilight-Saga sind Vampire lebendiger denn je. Doch das Interesse an den untoten Blutsaugern ist nicht neu: Schon vor Jahrtausenden waren Menschen von den geheimnisvollen Wesen fasziniert. Wie kam es dazu?
Sie sind blass, leben in Särgen, trinken das Blut anderer Menschen, sie fürchten Kruzifixe und Knoblauch und bei Tageslicht zerfallen sie zu Staub: So stellt man sich heute Vampire vor. Den bekanntesten Horrorfiguren überhaupt werden manchmal sogar übernatürliche Fähigkeiten zugeschrieben. Doch was hat es mit den rätselhaften Nachtgestalten auf sich? Woher kommt der Mythos?
Geschichten über bluttrinkende und menschenfressende Dämonen erzählte man sich in Südosteuropa schon vor Tausenden von Jahren. Vermutlich gibt es also nicht nur einen, sondern viele Ursprünge. Selbst woher der Begriff „Vampir“ genau kommt, lässt sich nicht sagen. Manche vermuten, dass er aus dem Serbischen oder einer anderen slawischen Sprache stammt, andere sehen den Ursprung im Bulgarischen oder gar im Litauischen. Schriftlich belegt zumindest ist er erstmals kurz vor 1700 in polnischen und russischen Zeitungen. Und auch in anderen Kulturen, etwa in Ghana, auf den Philippinen oder in China, kennt man Vampirfiguren.
Untote Seelen
In früheren Zeiten sah man den Vampir allerdings weniger als Blutsauger, sondern mehr als Untoten, der keine Ruhe findet, nachts seinem Grab entsteigt und umliegende Dörfer unsicher macht. Er diente als Erklärung für Epidemien, rätselhafte Unglücke oder einen plötzlichen Tod. Das Bild der Vampire variierte damals noch stark. Das änderte sich erst durch den Welterfolg von Bram Stokers Roman „Dracula“, der Ende des 19. Jahrhunderts erschien.
Der fiktive Graf im Roman geht angeblich auf den transsilvanischen Fürsten Vlad III. Tepes zurück. Dieser war unter dem Namen Vlad Draculea bekannt, was so viel heißt wie “der kleine Drache”. Vlad Tepes soll ein tyrannischer Herrscher gewesen sein, der seine osmanischen Gegner auf Pfähle aufspießen lassen hatte. Doch trotz aller Grausamkeit: Eigenschaften eines Vampirs hatte dieser echte Dracula nicht. Die schrieb Bram Stoker allein seiner Romanfigur zu, inspiriert von den alten Volksmärchen.
Manche vermuten auch, dass eine besondere Krankheit, die Porphyrie, das heutige Bild vom Vampir mitgeformt haben könnte. Bei der Porphyrie ist die Produktion des roten Blutfarbstoffes, des Hämoglobins, gestört. Die Betroffenen wirken dann totenblass, in schweren Fällen schrumpfen Lippen und Gaumen und die hervortretenden Zähne erscheinen blutig. Um den fehlenden Blutfarbstoff zu ersetzen, mussten die Kranken früher Tierblut trinken. Knoblauch war für sie Gift, denn er fördert den Abbau des Hämoglobins, und Sonnenlicht ertrugen sie überhaupt nicht.
Die wahren Vampire
Vampire gibt es aber tatsächlich – im Tierreich. Als einzige Säugetiere ernähren sich Vampirfledermäuse ausschließlich von Blut. Mit ihren rasiermesserscharfen Zähnen ritzen sie die Haut ihrer Opfer auf, während diese durch den Speichel betäubt werden, und lecken dann das Blut mit ihrer Zunge auf. Den Opfern schadet der Blutverlust kaum, denn eine Fledermaus braucht pro Nacht nur ein Schnapsglas voll. Manchmal werden die Winzlinge auch für Menschen zur Gefahr, denn sie können Krankheiten übertragen. Im Juni 1991 attackierten die realen Vampire 314 Einwohner des brasilianischen Dorfs Apora – drei Menschen starben an ihren Bissen.