Welt der Wunder

Nicht glauben, sondern wissen

Kann ein Verrat für Frieden sorgen?

Am 16. Juli 1945 testen die USA die erste Atombombe, bereits 21 Tage später wirft man sie über Hiroshima ab. Ein deutscher Wissenschaftler trifft eine gewagte Entscheidung: Was aus Sicht der USA eines der schlimmsten Verbrechen ist, verhindert womöglich einen weiteren Weltkrieg…

Klaus Fuchs ist deutschstämmiger Atomphysiker und entwickelt in den 1940er-Jahren in den USA die erste Atombombe der Menschheit. Was niemand ahnt: Der Forscher führt ein Doppelleben und spielt der Sowjetunion über etliche Jahre geheime Konstruktionspläne und Berechnungen zu. Aus Sicht der Vereinigten Staaten eines der schlimmsten Verbrechen. Doch tatsächlich ist dieser Verrat womöglich einer der größten Glücksfälle der Geschichte. 
 
Eine gigantische Explosion zerreißt die Stille. Die Wucht der Druckwelle fegt große Teile der japanischen Stadt Hiroshima weg, als sei sie ein Kartenhaus. 600 Meter über den Köpfen der Menschen schwebt für kurze Zeit ein sechs Millionen Grad Celsius heißer Feuerball und erschafft eine zehn Kilometer große Todeszone. Die Hitze brennt den Menschen die Haut von den Knochen. 
 
Drei Tage später ereilt die Bewohner von Nagasaki das gleiche Schicksal. Hunderttausende werden verstrahlt – und sterben in den folgenden Wochen, Monaten oder Jahren. Es ist ein Wendepunkt in der Geschichte, ein einmaliger Zivilisationsbruch und eine brutale Machtdemonstration. Denn nur drei Wochen vorher haben die USA die Entwicklung der Bombe abgeschlossen – und zeigen nun, zum Erschrecken der Weltöffentlichkeit, dass sie keine Sekunde zögern, diese Waffe einzusetzen. 

Eine neue Ära

Das Machtgleichgewicht zwischen den USA und allen anderen Weltmächten verschiebt sich dadurch dramatisch. Der Erste, der das erkennt, ist der deutsche Atomwissenschaftler Klaus Fuchs. Der brillante Physiker arbeitet am sogenannten Manhattan-Projekt und ist an der Entwicklung der ersten Atombombe von Anfang an beteiligt. Schon lange vor dem Abwurf der Bombe über Hiroshima ist Fuchs klar, dass es auf dem Planeten keinen Frieden geben wird, solange die USA ihre Politik notfalls mit Atomschlägen durchsetzen können – und so trifft er 1942 eine gewagte Entscheidung. 
 
Um den Super-Hegemon USA zu verhindern, tritt Fuchs mit dem sowjetischen Militär-Nachrichtendienst GRU in Kontakt und spielt dem Gegner über Jahre unbemerkt jedes seiner Forschungsergebnisse zu. Und Fuchs hat Erfolg: Am 29. August 1949 wird die Sowjetunion offiziell Atommacht – und ist seitdem das machtpolitische Gegengewicht zu den USA. Fuchs wird nach seiner Enttarnung 1950 im Westen als Verräter gebrandmarkt und eingesperrt. Doch mit seinem Einsatz verhindert er womöglich für Jahrzehnte einen weiteren Weltkrieg.
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