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Warum der Mensch vor über 4000 Jahren Katzen lieben lernte

Foto: Envato / bondarillia

Warum der Mensch vor über 4000 Jahren Katzen lieben lernte

Als Göttin verehrt und als Hexe verfolgt – kaum ein anderes Tier hat bei Menschen so zwiespältige Gefühle hervorgerufen wie die Katze. Heute gehört sie zu den beliebtesten Haustieren. Allein in deutschen Haushalten leben über 13 Millionen Katzen.

Katzen fordern von uns regelmäßig Streicheleinheiten ein, ordnen sich deshalb aber nicht unter. Sie gelten daher oft als widersprüchlich. Ihre Unberechenbarkeit und Wildheit hat einen Grund: Katzen stammen von Raubtieren ab, aus denen sich später Hauskatzen, Löwen und Tiger entwickelten. Das erste Volk, das Katzen zähmte, waren die Ägypter. Sie verehrten die Samtpfoten. Im Mittelalter dagegen verachteten die Menschen Katzen, denn sie glaubten, dass sich Hexen in die Tiere verwandeln könnten. Heute zählen die Vierbeiner wieder zu den beliebtesten Haustieren. Psychologen der Universität Bonn fanden sogar heraus: Wer eine Katze hat, lebt glücklicher und länger.

Rekorde der Sinne

Normalerweise entfernen sich Katzen nicht mehr als 600 bis 800 Meter von ihrem Jagdrevier oder ihrer Bezugsperson. Laufen sie doch einmal weiter weg, finden sie mit Leichtigkeit wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurück. Denn Katzen speichern ein exaktes Hörbild ihrer Umgebung und prägen sich optische Reize ein. Dabei helfen ihnen ihre Sinne.

Sehen:

Katzen sehen sechsmal schärfer als der Mensch. In einem absolut dunklen Raum können sie nichts sehen, erkennen aber bei Dämmerung selbst schwächste Lichtstrahlen. Das liegt an dem speziellen Aufbau ihrer Augen: In ihnen befindet sich hinter der Netzhaut eine spiegelnde Zellschicht, das Tapetum lucidum. Trifft ein Lichtstrahl auf die Netzhaut, wird dieser Impuls an das Tapetum lucidum weitergeleitet und von dort wieder auf die Netzhaut zurückgeworfen. Folglich werden die Rezeptoren der Netzhaut bei jedem Lichtstrahl zweimal angesprochen. Daher können Katzen sehr gut sehen. 

Hören

Neben guten Augen besitzen Katzen ein sehr feines Gehör. Sie nehmen Töne im Bereich von 50 bis 60 Kilohertz wahr und können somit Mäuselaute registrieren, die im Bereich von 40 Kilohertz liegen. Der Mensch hört nur Signale bis etwa 20 Kilohertz. 

Riechen

Bei der Katze ist der Geruchssinn nicht so ausgeprägt wie beim Hund. Er dient der räumlichen Orientierung und dem Jagen. Jedem Kontakt zu einem anderen Tier geht immer eine Duftkontrolle voraus.

Tastsinn

Mit den Schnurrhaaren und den kleinen Tasthaarbüscheln über den Augen, an den Wangen, am Kinn und über den Daumenballen der Vorderpfoten können Katzen geringste Schwingungen wahrnehmen und selbst kleinste Tiere aufspüren. 

Samtpfoten und Raubtiere

Über 13 Millionen Katzen leben schätzungsweise in deutschen Haushalten. Katzen brauchen zwar die Zuwendung von Menschen und lieben Streicheleinheiten, bleiben dennoch unabhängig und haben ihren eigenen Willen. 

Obwohl das Verhalten der Vierbeiner stark von Instinkten geprägt ist, müssen Jungtiere bestimmte Jagdtechniken erst erlernen. Deshalb bringt eine Katzenmutter ihrem Nachwuchs oft noch lebende Mäuse als Übungsobjekte mit. So lernen die Kleinen, die Beute festzuhalten. 

Knapp 200 Millionen Kleintiere erlegen deutsche Katzen pro Jahr. Ganz oben auf der Beuteliste stehen Mäuse. Unter den Vögeln müssen meist Spatzen ihr Leben lassen. Katzen töten auch Lurche, Eidechsen, Kaninchen, Eichhörnchen, Fledermäuse, Wiesel und Hermeline. So gesehen zählen Katzen zu den größten Schädlingen in unseren Breiten. Häufig frisst ein Katzenmännchen sogar seinen noch blinden Nachwuchs.
Warum der Mensch vor über 4.000 Jahren Katzen lieben lernte
Foto: Imago / Blickwinkel

Stammbaum der Katzen

Katzen gibt es schon viel länger als Menschen. Ihre Vorfahren lebten vor etwa 50 Millionen Jahren: die Miaciden. Aus den wieselartigen Baumbewohnern entwickelten sich vor 40 Millionen Jahren hundeartige und katzenartige Raubtiere. Hunde, Wölfe und Bären zählen zur ersten Gruppe. Zu den Katzen gehören Schleichkatzen, Hyänen und Echte Katzen. 

In der Familie der Echten Katzen tauchte vor neun Millionen Jahren ein Tier von der Größe einer Hauskatze auf. Aus ihm entwickelten sich Kleinkatzen, wie der Luchs, Puma, die Wild-, Falb- und Hauskatze aber auch größere Tiere, wie der Gepard, Löwe, Tiger, Leopard und Jaguar.

Wissenschaftler sind sich einig, dass wiederum die Falbkatze, die afrikanische Verwandte der europäischen Wildkatze, zur Stammform der Hauskatze gehört. Ebenso wie diese hat die Falbkatze einen zur Spitze dünner werdenden Schwanz.

Ursprünge des Katzenkults

Wilde Katzen wurden vor über 4000 Jahren zum ersten Mal gezähmt und als Haustier gehalten. Der Grund für die Domestizierung: Da das Land große Getreidespeicher besaß, wurde es regelmäßig von Mäuseplagen heimgesucht. Die Mäuse wiederum zogen Wildkatzen an, die von da an in der Nähe der Menschen blieben. Die Ägypter begannen, die Tiere zu verehren. Die Gottheit Bastet, Beschützerin von Heim und Familie, hatte einen Katzenkopf. Starb die Katze einer Familie, wurde sie einbalsamiert und in einem eigenen Grab bestattet. 

Den Katzenkult pflegten auch die Kelten und Germanen. Bei ihnen galten die Samtpfoten als Tiere der Götter. Im Mittelalter dagegen kippte die Miezen-Verehrung in blanken Hass um. Viele Menschen glaubten, dass Hexen sich in Katzen verwandeln könnten. Aus Angst davor jagten sie die Tiere und verbrannten sie auf Scheiterhaufen.
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