“Made in Germany” ist für viele Kunden beim Einkauf ein entscheidendes Qualitätssiegel. Aber stimmt das auch bei Marmelade?
Für viele Kunden ist es bis heute ein entscheidendes Qualitätssiegel, auf das sie sich beim Einkauf verlassen. Tatsächlich versprechen Lebensmittelkonzerne, die ihre Produkte mit „Made in Germany“ deklarieren, höhere Hygienestandards sowie strengere Vorschriften für den Einsatz von Pestiziden. Aber stammt auch wirklich alles in den Produkten aus Deutschland, wie es die Verpackung uns glauben lässt?
Fakt ist: Jedes Jahr importieren wir mehr als 100.000 Tonnen Lebensmittel aus China. Aber warum sehen wir sie nicht im Supermarkt? Die Antwort: Sie sind nicht als solche erkennbar. Tatsächlich ahnen die meisten Verbraucher nicht, dass viele Lebensmittel, die sie hierzulande kaufen und die mit deutschem Etikett ausgezeichnet sind, in Wahrheit aus China kommen – und entsprechend auch nach chinesischen Standards produziert worden sind. Grund: Bei verarbeiteten Lebensmitteln braucht der Hersteller nicht kennzeichnen, woher die Rohstoffe stammen.
Hinzu kommen dreiste Lebensmittelfälschungen. Dazu zählt laut Europol nicht nur Reis, der mit billigem Kunststoff-Granulat aufgefüllt wird, oder mit Gel aufgespritzte Garnelen, sondern Zehntausende Produkte, die vorsätzlich falsch, gar nicht oder in einer Art und Weise deklariert sind, die suggeriert, dass die aus China gelieferten Äpfel in Wahrheit aus Hessen stammen. „Experten schätzen, dass die Gewinne mit Lebensmittelbetrug der Größenordnung der Erträge aus dem Drogengeschäft oder dem Menschenhandel entsprechen“, sagte der Präsident des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), Helmut Tschiersky.
Fehlende Kontrollen
Kontrollen, die etwa die Lebensmittelqualität, die exakte Herkunft, die Pestizidbelastung oder die Krankheitsgefahr feststellen könnten, gibt es trotz regelmäßiger Skandale mit den Fernost-Produkten im Grunde kaum. Die Behörden begründen das mit zu einem zu hohen Aufwand und Kosten. „Nur bei Fleisch, Fisch und anderen Tierprodukten müssen wir die Dokumente durchsehen, und bei einem bestimmten Prozentsatz nehmen wir die Ware selbst genauer in Augenschein“, berichtet Bettina Gerulat, die Leiterin des Hamburger Veterinär- und Einfuhramts. Bei allen anderen Produkten wie Obst und Gemüse existieren keine konkreten Kontrollvorschriften. Folglich wird kein einziges Labor je feststellen, wie viel von welchen Pestiziden in jenen Bohnen steckt, die der deutsche Verbraucher für deutsche hält – und bedenkenlos kauft.