Welt der Wunder

Nicht glauben, sondern wissen

Warum küsst man sich unter einem Mistelzweig?

Jedes Jahr zur Weihnachtszeit hängen wir Mistelzweige über der Tür auf. Stehen zwei Menschen darunter, müssen sie sich küssen. Doch wieso eigentlich?

Woher der Brauch genau stammt, ist nicht eindeutig geklärt. Sagenumwoben sind die Pflanzen, welche als Schmarotzer auf Bäumen leben und im kalten trostlosen Winter blühen, schon seit Jahrtausenden. Im Mittelalter sollten Mistelzweige an der Tür böse Geister verjagen, die Germanen nutzen sie als Glücksbringer an der Wintersonnenwende und die Kelten sagten der Mistel sogar Zauberkräfte nach. Zu Tränken verarbeitet, sollte sie Krankheiten vertreiben und fruchtbar machen. Bei Asterix und Obelix ist die Mistel eine der wichtigsten Zutaten für den vom Druiden Miraculix gebrauten Zaubertrank.

Auch in der nordirischen Mythologie kommt der Mistel eine besondere Rolle zu: Die Göttin Frigga träumte, dass ihr Sohn durch den Gott Loki stirbt. Um dies zu verhindern, sprach sie mit allen Tieren und Pflanzen, damit diese Loki nicht halfen. Doch sie vergaß, mit den Misteln hoch oben im Baum zu sprechen. Loki tötete ihren Sohn durch eine mit Misteln vergiftete Pfeilspitze. Frigga trauerte sehr um ihren toten Sohn Balder. Ihre Tränen verwandelten sich in Mistelbeeren und ihr Sohn erwachte. Aus Freude küsste sie jeden, der unter dem Mistelbaum vorbeikam und die Mistel versprach von nun an, nie mehr Schaden anzurichten.

In Skandinavien ist die Mistel ein Symbol für Frieden: Trafen sich zwei feindliche Krieger im Wald unter einer Mistelkugel, galt für diesen Tag Waffenstillstand.

Ein Mistel-Kuss beschert Glück

Heute ist das Küssen unter der Mistel in westlichen Ländern weit verbreitet. Der Legende nach bleiben Paare, die sich unter der Mistel küssen, glücklich und ein Leben lang zusammen. Treffen sich zwei Fremde, darf die Frau den Kuss nicht ablehnen, der Mann aber schon. Bekommt sie den erhofften Kuss nicht, bleibt sie im nächsten Jahr ledig. Küsst der Mann sie jedoch, werden Freundschaft, Glück und Fruchtbarkeit folgen. Früher glaubte man an eine Hochzeit der Frau im kommenden Jahr.

Besonders populär wurde der Brauch durch viktorianische Liebesromane. Denn in der damaligen Zeit war das Küssen unter den Misteln eine der wenigen Möglichkeiten dem anderen Geschlecht vor der Ehe näherzukommen. Unendlich konnte man dieses Hintertürchen jedoch nicht nutzen, da bei jedem Kuss eine Beere abgepflückt wurde. War keine Beere mehr übrig, gab es auch keinen Kuss mehr. 

Übrigens: Misteln sind sogenannte Halbparasiten. Sie treiben ihre Wurzeln in den Baumstamm ihres Wirts und zehren von seinen Nährstoffen und seinem Wasser. Photosynthese betreiben sie dagegen selber. Von Baum zu Baum getragen, werden die Mistelsamen durch Vögel. Manchmal klebt eine der schleimigen Beeren am Gefieder fest oder aber der Samen wird mit dem Kot dort ausgeschieden. 
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