Es ist paradox. Obwohl die Sphinx eines der bekanntesten Bauwerke der Menschheit ist, wissen wir kaum etwas über sie. Und je tiefer Archäologen in dem Wüstensand von Giseh nach Antworten graben, desto größer werden die Fragen. So weiß bis heute niemand, wie alt die Sphinx ist, wer sie erbaut hat und zu welchem Zweck.
Forscher fanden zuletzt sogar Hinweise darauf, dass die Sphinx nicht wie stets angenommen von den Pharaonen erschaffen wurde – sondern von einer unbekannten Hochkultur, die vor den Ägyptern im Nildelta siedelte. Der Geologe Robert Schoch etwa glaubt, dass die Sphinx schon vor mehr als 7000 Jahren gemeißelt wurde – also bereits in der späten Steinzeit.
Ist die Sphinx älter, als wir denken?
Dabei misst man die Tiefe der Furchen im Stein, die durch herabfließendes Regenwasser entstehen. Kennt man für die betroffene Region die durchschnittliche Niederschlagsmenge der vergangenen Jahrtausende, kann man anhand der Daten relativ exakt ausrechnen, wie lange ein Bauwerk aus Stein dem Wetter ausgesetzt war. Und Schochs Ergebnisse lassen die Fachwelt aufhorchen: Rückblickend habe es in den letzten 4500 Jahren nicht ausreichend geregnet, als dass die ägyptischen Pharaonen die Erbauer der Sphinx sein könnten. Aufgrund der Tiefe der Erosionskanäle errechnet Schoch ein Alter von rund 7000 Jahren – und damit eine Zeit lange vor dem Aufkommen der ägyptischen Kultur.
Auch der Historiker John Anthony West fand Indizien, dass die Sphinx nicht von den Ägyptern erbaut, sondern nur ummodelliert wurde: „Wir wissen, dass der Kopf zu klein ist für die Statue“, erklärt er. „Früher hat er etwas anderes dargestellt.“ Der Stein des Kopfes ist außerdem dunkler und wesentlich fester als der Rest der Statue.
Eine schlüssige Erklärung kann die Forschung dazu bisher nicht liefern. Und dabei wird es wahrscheinlich vorerst bleiben. Denn auch, wenn es mittlerweile Methoden gibt, um die Fragen zum Alter und den Erbauern der Sphinx zu beantworten, verweigert die ägyptische Regierung seit Jahren vehement die Zustimmung zu solchen Untersuchungen.