Stichwort Gift: Meist denken wir bei dem Begriff zuerst an giftige Tiere, Pflanzen und Pilze. Vielleicht fällt uns auch noch der eine oder andere Giftmord ein, von dem wir ständig lesen oder dem wir in Film und Fernsehen begegnen.
Das Thema ist abschreckend – und zugleich faszinierend. Aber was genau ist eigentlich Gift? Genau genommen handelt es sich um alle Stoffe, die unserem Organismus schaden. „Alles ist Gift“, wusste schon der mittelalterliche Arzt und Gelehrte Paracelsus. Es kommt eben immer auf die Dosierung an.
Gifte lauern überall
Wir sind umgeben von toxischen Substanzen: Die tückischen Stoffe lauern in unserer Nahrung, in Haushaltschemie, Zigaretten oder in der Umwelt. Längst haben wir uns an die Warnungen auf Zigarettenschachteln gewöhnt, die demnächst noch viel drastischer auf die Gefahren des Rauchens hinweisen sollen.
Quecksilber in Zahnfüllungen, Bisphenole in Babyschnullern, Arsen im Grundwasser, Dioxin in Hühnereiern: Schlagzeilen wie diese alarmieren uns alle paar Wochen. Doch längst haben wir uns daran gewöhnt, dass unsere Lebenswelt scheinbar mehr und mehr zur Müllkippe für giftige Zivilisationsabfälle wird.
Die Wissenschaft vom Gift
Umweltgifte gab es schon immer, bloß wussten die Menschen früherer Jahrzehnte nicht in dem Ausmaß um ihre Gefahren wie wir heute. Toxikologen – also Wissenschaftler, die sich mit Giften beschäftigen, können durch neue Methoden immer kleinere Mengen an Giften nachweisen.
Mit modernen Apparaten und Analysemethoden gelingt es ihnen heute, auch noch die winzigsten Spuren eines Giftes in Lebensmitteln, Trinkwasser, Blut oder sogar Muttermilch nachzuweisen. Und die von der Natur produzierten Gifte gehören zu den wirksamsten bekannten Stoffen überhaupt. Eine winzige Menge Bienengift kann uns nach dem Stich in Lebensgefahr bringen. Um aber einen Menschen mit dem künstlich hergestellten Zyankali umzubringen, ist schon die Menge eines Teelöffels nötig.
Nützliche Aspekte und grenzenloser Schaden
In der Natur gehört die Bildung von Giften zur Evolution. Nur wer überlebt, kann seine Art erhalten, im ewigen Kampf ums Fressen und Gefressen werden. Gift schreckt potenzielle Fressfeinde ab. Wir Menschen machen uns die Substanzen der Natur zunutze – im Guten wie im Schlechten. Viele toxische Stoffe können in geringen Mengen sogar in der Medizin zur Heilung schwerer Krankheiten eingesetzt werden.
Genauso gibt es Gifte ohne Gegengift, die Terroristen sich zu eigen machen: So wurden allein in den vergangenen Monaten mehrere Briefe mit tödlichen Samenkörnern der Rizinuspflanze an Barack Obama und New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg abgefangen. Kinder sind ganz allgemein stärker durch Vergiftungen gefährdet als Erwachsene. Ihr Organismus kann giftige Substanzen noch schlechter ausscheiden.
Deshalb ist es besonders wichtig, alle Gifte im Haushalt – von Putzmitteln über Geschirreiniger, Ofenspray, Pflanzendünger bis hin zu Medikamenten und Kosmetika – für Kinder unerreichbar aufzubewahren. Chemikalien, auch viele giftige Stoffe, sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken, ihre positiven Aspekte für unser Leben sind unbestritten. Doch häufig gleichen Gifte eben auch Dämonen, die sich nicht beherrschen lassen – und grenzenlosen Schaden anrichten können.