Fall der Mauer 1989
Ulbrichts historische Lüge
„Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.“ Dieses Zitat des damaligen DDR-Staatschefs Walter Ulbricht gilt heute als eine der größten Lügen der deutschen Geschichte. Der Ausspruch entstand bei einer Pressekonferenz am 15. Juni 1961 – fast genau zwei Monate vor jenem Tag, der die Teilung Berlins und Deutschlands mehr als nur symbolisch unterstreichen würde.
Der Mauerbau beginnt
Flucht in letzter Sekunde
Staatsgeheimnis der DDR
Jeder hätte wissen müssen, dass das SED-Regime irgend etwas unternehmen würde, um den anhaltenden Flüchtlingsstrom Richtung Westen aufzuhalten. Aber dass es so plötzlich und in dieser Form geschehen würde, damit hatte niemand gerechnet. Bis zuletzt galt der Mauerbau als Staatsgeheimnis der DDR.
Zum Bleiben verdammt
Seit der Gründung der DDR im Jahre 1949 bis zum Bau der Mauer am 13. August 1961 waren mehr als 2,7 Millionen ihrer Bürger geflohen. Dies konnte in den Augen der SED nicht so weitergehen: Unter ständiger Überwachung von Volkspolizisten und Soldaten der Nationalen Volksarmee sollte die Mauer „Republikflüchtlinge“ von ihrem Vorhaben abhalten. Beim Vergehen eines Grenzübertritts galt der Schießbefehl.
Lebensgefahr mitten in Deutschland
Der Berliner Todesstreifen, ein unüberwindbares Hindernis für Flüchtlinge, war 155 Kilometer lang und 70 Meter breit. Zäune, bewacht von Grenzsoldaten, sollten verhindern, dass Ost-Berliner der geteilten Stadt den Rücken kehrten. Soldaten patrouillierten mit Hunden entlang der Zone, die mit Selbstschussanlagen und Minen gesichert war. Wer hier zu flüchten versuchte, musste mit dem Tod rechnen.
Leben mit der Mauer
In den knapp dreißig Jahren ihrer Existenz wurde die Mauer permanent erweitert und umgebaut, am Ende erreichte sie eine Höhe von fast vier Metern. Das Leben der Ost-Berliner spielte sich dahinter wie in einem Gefängnis ab. Das DDR-Regime hatte sich eingestehen müssen, dass die Mehrheit der Bevölkerung die Deutsche Demokratische Republik nicht unterstützen wollte. Die Grenzbefestigung als Symbol des Kalten Krieges war für den SED-Staat somit gleichzeitig ein Eingestehen des Scheiterns. Die Bevölkerung hatte keine andere Wahl, als sich schweigsam dem System zu beugen – oder bei einem Fluchtversuch das Leben zu riskieren.
Kindheit hinter Steinen
Der Wunsch vieler DDR-Kinder, die nie eine Welt außerhalb ihrer Republik gesehen hatten: Einmal über die Mauer schauen. Man kann sich heutzutage kaum mehr vorstellen, dass ihnen im 20. Jahrhundert mitten in Europa der Blick auf die Welt verborgen blieb.
Neuregelung der Privatreisen
Der Anfang vom Ende der Berliner Mauer – und letztlich auch der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) – war eine Pressekonferenz am Abend des 9. November 1989 in Ost-Berlin. Als Regierungssprecher der DDR verkündete Günter Schabowski damals eine Neuregelung für Privatreisen, nach der die Bürger der DDR künftig größere Freiheiten bei privaten Auslandsreisen erhalten würden. Konkret sollten solche Reisen kurzfristig und an allen Grenzübergangsstellen der DDR möglich sein. Auf Nachfrage erklärte Schabowski, diese Regelung würde ab sofort in Kraft treten – und löste damit einen gewaltigen Ansturm auf die Grenzübergänge der DDR in Richtung Westen aus.
Ein folgenschwerer Irrtum
Schabowskis historischer Irrtum: Die Regelung sollte erst am folgenden Tag in Kraft treten, wenn die Grenzbeamten der DDR alle nötigen Befehle rund um die neue Ausreiseregelung vorliegen hätten. Die fehlerhafte Information durch den Regierungssprecher führte somit dazu, dass die Grenzbeamten der DDR mehr oder weniger auf sich allein gestellt waren, was den Umgang mit den zahllosen Ausreisewilligen anging. Die Grenzbeamten der DDR reagierten trotz fehlender Anweisungen mehr als besonnen: Sie gaben dem großen Ansturm auf die Grenzen nach und öffneten die Schlagbäume, ohne offiziellen Befehl seitens ihrer vorgesetzten Organe. In der Folge strömten tausenden und abertausende DDR-Bürger in den Westen Berlins und in die BRD.
Die Mauer fällt
Zwar versuchten die Grenztruppen der DDR in den ersten Wochen nach der Grenzöffnung noch, unbefugtes Passieren der Grenze abseits der offiziellen Grenzübergänge zu verhindern – doch gegen die von sogenannten „Mauerspechten“ geschlagenen Löcher, die nach und nach an immer mehr Stellen der Berliner Mauer auftauchten, waren sie letztlich machtlos. Und so entstanden neben jenen inoffiziellen auch immer mehr offizielle neue Grenzübergänge durch Löcher in der Mauer. Diese Aufnahme zeigt einen Mauerdurchbruch an der Bernauer Straße. Die Mauer hat Berlin, Deutschland, Europa und letztlich die gesamte Welt für beinahe drei Jahrzehnte in zwei verfeindete Blöcke geteilt. Ihr Ende kam für die meisten Menschen dementsprechend überraschend.
Steinerne Mahnmale
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1989 verlor der „Antifaschistische Schutzwall“ seine Funktion: Der Mauerfall bereitete der zementierten Spaltung zwischen Ost und West endlich ein Ende. Von nun an konnte jeder Ostdeutsche reisen, wohin er wollte. Die Bruchstücke der Mauer dienen in Deutschland heute dem Andenken an eine unmenschliche Grenze, die das Land fast drei Jahrzehnte lang teilte.
Gedenken an die Opfer
Das SED-Regime behauptete, die Errichtung der Mauer diente ausschließlich dem Frieden – die vielen Opfer, die das Ungetüm aus Beton forderte, sprechen aber eine andere Sprache. Aktuelle Schätzungen gehen von 136 Toten an der Mauer aus.
Ist die Mauer wirklich weg?
Ganz selbstverständlich passieren Berliner heute den ehemaligen Grenzstreifen. Aber selbst Jahre nach dem Mauerfall ist das geteilte Deutschland in den Köpfen der Deutschen noch fest verankert. Es ist ein langer Prozess, bis endlich „zusammenwächst, was zusammen gehört“.
Die Mauer als Symbol des Kalten Krieges
Vor ihrem Fall im November 1989 trennte die Berliner Mauer nicht nur den Osten und Westen Berlins – sie teilte Deutschland und die gesamte Welt in zwei verfeindete Blöcke. Ihr Baubeginn am 13. August 1961 war daher weit mehr als die bauliche Absicherung der innerdeutschen Grenze; es war die steinerne Manifestation des Kalten Krieges im Herzen von Europa.
Hätte man im Sommer 1989 Menschen in den beiden damals existierenden deutschen Staaten gefragt, wie lange die Berliner Mauer noch stehen wird – die Antworten wären sicherlich niederschmetternd gewesen. Zu sehr hatte man sich im geteilten Deutschland an den Status Quo gewöhnt, ganze Generationen von Deutschen kannten ihre Heimat nur zweigeteilt. Umso größer war die Überraschung, als „die Mauer“ – das Symbol der deutschen Teilung schlechthin – in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1989 fiel.
Zunächst geschah dies symbolisch durch die Grenzöffnung seitens der DDR, in den darauffolgenden Tagen, Wochen und Monaten aber auch sehr real durch den Abbau des „Antifaschistischen Schutzwalls“, wie das Bauwerk in der DDR offiziell hieß.