Als Russland am Morgen des 24. Februar 2022 in die Ukraine einmarschierte, richtete sich die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Armee der NATO. Die Ukraine selbst ist zwar kein NATO-Mitglied – die angrenzenden Länder Polen, Slowakei, Ungarn und Rumänien schon. Könnte sich Russland mit der NATO kriegerisch messen?
- Zahlreiche an die Ukraine angrenzende Länder gehören zur NATO.
- Wird ein NATO-Mitglied angegriffen, sind die übrigen Mitglieder verpflichtet, es zu verteidigen.
- Die Streitkräfte der NATO scheinen auf den ersten Blick überlegen.
- Die NATO erhöht seit Kriegsbeginn ihre Präsenz in Osteuropa.
- US-Präsident Joe Biden hat der Ukraine noch keine militärische Unterstützung zugesichert.
Was ist die NATO?
Die NATO – kurz für North Atlantic Treaty Organization – ist ein transatlantisches Militärbündnis mit insgesamt 30 Mitgliedsstaaten in Europa, Asien und Nordamerika. Sie wurde ursprünglich am 4. April 1949 mit dem Abschluss des Nordatlantikvertrags gegründet. Das Ziel war ein Bündnis westeuropäischer Länder gegen die zunehmende militärische Präsenz der Sowjetunion zu Beginn des Kalten Krieges. Deutschland trat im Jahr 1955 bei.
Die Ukraine stellte 2008 einen Antrag, um ebenfalls NATO-Mitglied zu werden. Dass dieser in erster Linie aufgrund der komplizierten Beziehung zwischen der Ukraine und Russland abgelehnt wurde, ist ein offenes Geheimnis.
NATO-Mitgliedsstaaten sind zum Zusammenhalt verpflichtet
Auch nach dem Ende des Kalten Krieges und dem Zerfall der Sowjetunion blieb die NATO bestehen und ihre Mitglieder zur kollektiven Verteidigung verpflichtet. Artikel 51 der Satzung der Vereinten Nationen billigt NATO-Mitgliedern das Recht zur Selbstverteidigung zu. Gemäß Artikel 5 des Nordatlantikvertrags gilt ein Angriff auf ein NATO-Mitglied als Angriff auf alle von ihnen.
Wird ein NATO-Land angegriffen, müssen daher alle restlichen Länder, die zur NATO gehören, das angegriffene Mitglied verteidigen. Was ihre militärische Macht betrifft, ist die NATO inzwischen zu einer ernstzunehmenden Macht avanciert.
Steht der Sieger wirklich fest?
Diese kürzlich von dem deutschen Statistik-Portal Statista veröffentlichten Daten über die Zusammensetzung der Armeen Russlands und der NATO sprechen eine deutliche Sprache. Das Heer der NATO ist rund viermal so groß wie das Russlands, die Luftwaffe fast fünfmal so groß. Russland ist rein rechnerisch unterlegen. Dennoch ist die Anzahl der russischen Streitkräfte für ein einzelnes Land weiterhin beachtlich – während das Heer der NATO die Kampfkraft eines Bündnisses aus 30 Nationen repräsentiert.
Kommt es zu einem direkten Schlagabtausch zwischen der NATO-Armee und Russland?
Hier scheint zu diesem Zeitpunkt (2. März 2022) alles offen. Einerseits ist die NATO nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine in Alarmbereitschaft und gab an, ihre Truppenpräsenz in Osteuropa stark zu erhöhen. Einen gegensätzlichen Ansatz verfolgt US-Präsident Joe Biden. Zwar nannte er in seiner ersten State-of-the-Union-Rede Putins Krieg „vorsätzlich und sinnlos“. Obwohl auch die USA NATO-Mitglied ist, sicherte Biden der Ukraine jedoch vorerst keine militärische Unterstützung zu.