Es war noch nie so delikat, Astronaut zu sein
Selbst im All gibt es eine große Auswahl für hungrige Astronauten: frisches Obst, gefrorenes Gemüse, abgepackte Mahlzeiten und zum Verfeinern sogar Saucen und Gewürze. Allerdings steckt hinter den Menüs ein ausgeklügeltes System, das viel Vorbereitung bedarf. Sterneköche sind unermüdlich am Werk, um das perfekte Feinschmeckermenü für die Internationale Raumstation (ISS) zu zaubern. Und der Aufwand muss sich lohnen: Etwa 22.500 Euro kostet es, ein Kilogramm Ware zur ISS zu liefern.
Tubennahrung war gestern
In den 1960er-Jahren war die Mittagspause im Job eines Astronauten alles andere als ein Gaumenschmaus. Es gab Essen aus Tuben, aus denen die hungrigen Raumfahrer eine zähe Fleisch-Gemüse-Paste pressen durften. Staubige Speiseriegel oder fade Presswürfel rundeten das Gericht ab.
Im Vergleich dazu klingt die Speisekarte fast wie eine Symphonie der Sinne: Gemüsequiche, Kartoffelsuppe und Zwetschgen-Dessert. Der Grund für das abwechslungsreichere und schmackhaftere Space-Food: Essen bietet oftmals die einzige Abwechslung im All und soll für die Astronauten zum Erlebnis werden, damit sie bei ihrer Arbeit fern der Heimat bei Laune bleiben.
Auf der Erde vorkosten, im All genießen
Damit die Lebensmittel auch die verschiedenen Geschmäcker treffen, dürfen die Astronauten aus einer Vielzahl von Nahrungsmitteln wählen – aus etwa 80 Rezepten und 20 Getränkesorten. Bevor sie also ihre Reise ins All antreten, kosten sie das Essen auf der Erde und bestellen es für die Zeit im Weltraum vor: In der Regel sind das acht Gerichte, die permanent rotieren.
Doch was müssen die Köche beachten, wenn sie Mahlzeiten für Astronauten kreieren? Zum einen müssen sie die Lebensmittel so bereitstellen, dass sie den extremen Bedingungen in der Schwerelosigkeit standhalten. Zum anderen soll der Sonntagsbraten aber auch nicht zur Unkenntlichkeit verarbeitet sein. Stattdessen muss es immer noch Spaß machen, ihn mit Messer und Gabel zu verspeisen.
Essen als Abwechslung im All-Tag
In der Regel wird das Essen für den Weltraum gefriergetrocknet. Es wird also die gesamte Flüssigkeit entzogen. Möchte der Astronaut seinen Imbiss zubereiten, muss er dem Gericht lediglich Wasser hinzufügen. Manchmal wird die Nahrung aber auch in Dosen bereitgestellt. Grundsätzlich wichtig bei der Verpackung ist, dass sie gut verschlossen aber gleichzeitig einfach zu öffnen ist. Zudem sollte sie sehr platzsparend sein und dabei nicht zu viel Müll verursachen.
Ein weiteres wichtiges Kriterium ist Keimfreiheit. Denn eine Magen-Darm-Erkrankung wünschen wir niemandem in der Schwerelosigkeit. Sushi-Liebhaber müssen also ebenso in die Röhre schauen, denn roher Fisch ist dort oben tabu.
Zudem stehen frische Speisen wie Obst oder Gemüse sehr begrenzt zur Verfügung. Kühlschränke gibt es an Bord eines Raumschiffs nicht.
Die wichtigsten Kriterien für die Astronauten-Leckereien
Nicht jeder Sternekoch ist auch dafür prädestiniert, ein guter Weltraumkoch zu sein, denn die Umgebung im All wirkt sich vielfältig auf den menschlichen Körper aus.
Beispielsweise schwindet die Knochen- und Muskelmasse. Hier stellt sich die Frage, welche Zutaten diesem Vorgang entgegensteuern. Zudem ist das Hungergefühl gestört und auch der Geschmackssinn funktioniert im All schlechter als auf der Erde. Hier müssen die passenden Zutaten gewählt werden, um den Appetit der Raumfahrer zu steigern.
Fortbildungskurse bei der European Space Agency (ESA) helfen den Köchen beim Lösen solcher Probleme und unterrichten über die strengen Vorschriften, die erlaubten Zutaten, die Kalorienmengen sowie die erforderlichen Nährstoffe.
Das müssen Sterneköche bei der Zubereitung von Weltraumnahrung beachten
- Die Zutaten dürfen nicht blähen – Sauerkraut oder Zwiebeln stehen also nicht auf der Speisekarte. Der Grund: Astronauten können kein Fenster öffnen, um zu lüften.
- Kohlensäurehaltige Getränke sind tabu. Wenn Astronauten aufstoßen müssen, kommt sofort Flüssigkeit mit hoch.
- Aufgrund des schlechten Geschmackssinns benötigt das Weltraumgericht viel mehr Gewürze; der Geschmack der Zutaten wird also konzentriert. Das macht das Probieren im Vorfeld der Reise schwieriger.
- Köche dürfen kein Salz verwenden. Studien zufolge verstärkt Salzkonsum im All den Knochenschwund.
- Soßen und Suppen müssen zu einem dicken Brei verarbeitet sein. Der Grund: Es dürfen sich keine Tröpfchen lösen. Diese könnten durch den Raum wandern und Geräte an Bord beschädigen.
- Auch Brotkrümel könnten elektronische Geräte beschädigen oder in die Atemwege der Besatzungsmitglieder gelangen. Daher wird meistens ein Tortilla-ähnlicher krümelfreier Brotersatz gereicht.
- Gewürze oder Pfeffer werden ebenso mit einer Flüssigkeit gemischt, damit sie sich nicht selbständig machen und durch den Raum fliegen.
- Alkohol (auch z. B. Rotwein in Schmorgerichten) ist streng untersagt.