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Projekt Manhattan: Wie knapp entging Deutschland einem Atombombenabwurf?

Foto: Imago / United Archives International

Projekt Manhattan: Wie knapp entging Deutschland einem Atombombenabwurf?

Mitten in der Wüste von New Mexico bei Los Alamos: Dutzende Wissenschaftler vom Team Projekt Manhattan arbeiten in den Laboren der geheimen Forschungsstadt Side Y fieberhaft an der Entwicklung der Wunderwaffe, die den Zweiten Weltkrieg endgültig entscheiden soll: die Atombombe. Die Zeit sitzt ihnen im Nacken – auch Hitlers Wissenschaftler basteln an einer Bombe.

General Leslie Groves, militärischer Leiter des Projekts, hat gerade einen Anruf von US-Präsident Roosevelt erhalten. Die Ansage ist eindeutig. Das Land, welches der nukleare Erstschlag treffen soll, steht fest: Groves soll die nötigen Vorkehrungen treffen, um die Atombombe über Deutschland abzuwerfen. Nur über den genauen Zielort ist man sich im US-Verteidigungsministerium noch uneins. Vor- und Nachteile werden abgewogen.

Die einen plädieren für das Industriezentrum Mannheim/Ludwigshafen, um die deutsche Wirtschaft entscheidend zu schwächen. Andere Kreise schlagen aufgrund der symbolischen Wirkung die Hauptstadt Berlin vor. Das Schreckensszenario lässt sich leicht ausmalen: Hunderttausende Menschen wären auf der Stelle tot, weite Teile Deutschlands wären radioaktiv verseucht und über Jahrzehnte hinweg womöglich unbewohnbar gewesen.

Japan statt Deutschland

Zum selben Zeitpunkt auf der anderen Seite des Atlantik ahnt in Deutschland jedoch niemand, in welcher akuten Gefahr das Land schwebt. Und bis heute ist nur wenigen bewusst, wie knapp Deutschland der apokalyptischen Katastrophe entging. Denn dass letztlich keiner der Pläne in die Tat umgesetzt wird, hat nur zwei Gründe: Zum einen dauerte die Entwicklung der US-Atombombe länger als geplant, zum anderen hatte Nazi-Deutschland bereits kapituliert, als im Juli 1945 der erste Atombombentest gelingt. Nur Glück und Timing verhinderten somit ein deutsches Hiroshima. Hätte Deutschland drei Monate später kapituliert, wären die Atombomben wohl hier niedergegangen.

Im Juli 1945 verschiebt sich der Fokus schließlich auf Japan als US-Staatsfeind Nummer 1. Hiroshima und Nagasaki werden als neue Zielorte ausgewählt. Statt Mannheim oder Berlin gehen die Namen dieser Städte in die Geschichtsbücher ein – am 6. und am 9. August 1945 werden dort zwei Atombomben abgeworfen.

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