Volker Quaschning ist Professor für Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin. Welt der Wunder traf den Experten und sprach mit ihm über die Energiewende.
Welche Technik brauchen wir für die Energiewende?
„Die Technik ist längst da. Um bis zum Jahr 2035 klimaneutral zu werden, müssen wir die installierte Leistung an Windkraft vervierfachen und an Sonnenkraft verzehnfachen.“
Verbraucht die Herstellung von Solaranlagen nicht auch jede Menge CO2?
„Die Technik ist mittlerweile so gut, dass selbst im nicht gerade sonnenverwöhnten Norden Deutschlands die Herstellung der Anlage nach zwei Betriebsjahren klimaneutral ist. Moderne Solaranlagen halten heute bis zu 35 Jahre – genauso lange wie ein Kohlekraftwerk. Nach zehn Jahren sind auch die Anschaffungskosten wieder drin – und man spart Geld.“
Sonne scheint nur am Tag, Wind weht auch nicht immer. Brauchen wir nicht weiterhin Kohlekraftwerke, um Ausfälle zu kompensieren?
„Diese Aussage hört man von den Stromkonzernen immer wieder. Doch das stimmt nicht. Heute machen die erneuerbaren Energien ja bereits rund 40 Prozent des deutschen Strommixes aus. Das ist ein Durchschnitt, denn am Tag sind es viel mehr als 40 Prozent und in der Nacht deutlich weniger.
Mit der überschüssigen Energie am Tag können wir aber völlig klimaneutral Wasserstoff herstellen, zu Methan umwandeln und in Gaskraftwerken verbrennen, um Engpässe zu überwinden. Das Beste daran: Gaskraftwerke und Speicher gibt es schon, weil Deutschland Gas aus Russland importiert (Anmerkung der Redaktion: von Gazprom, Platz drei auf der Liste der größten CO2-Emittenten).
Weil Russland sein Gas auch gerne als politisches Druckmittel einsetzt und man Angst hat, dass der Staat einfach den Hahn abdrehen könnte, lagern verteilt in der Bundesrepublik Gasvorräte für drei Monate. Das ist genug Speicherplatz, um Methan aus erneuerbaren Energien zu lagern. Deutschland könnte auf diese Weise nicht nur klimaneutral sein, sondern auch unabhängig von anderen Staaten werden.“