Zu viel Zucker, zu viel Fett – die Ärzte sind alarmiert: 79 Prozent der Männer und 59 Prozent der Frauen sind zu dick. Jeder fünfte Deutsche gefährdet mit dem Übergewicht seine Gesundheit. Und trotzdem stopfen wir uns oft maßlos mit Kalorienbomben voll, lechzen geradezu nach Dingen, die dick machen. Unser Körper scheint unersättlich zu sein. Wie kommt das?
Erkennen Sie sich wieder? Der Tag beginnt mit zwei Nutella-Toasts – 500 Kalorien. In der Mittagspause zwei Burger mit Pommes – 950 Kalorien. Nachmittags zwei Schokoriegel vom Kiosk – noch einmal knapp 700 Kalorien. Und abends eine Tiefkühl-Lasagne und drei Gläser Rotwein – weitere 1500 Kalorien. Macht an einem Tag 3650 Kalorien, statt der 2000 bis 2500 Kalorien, die ein durchschnittlicher Mensch eigentlich braucht.
Wir merken nicht, was wir essen
Wie viel wir eigentlich essen, merken wir oft gar nicht mehr. Bei einem Versuch in den USA etwa verteilten Forscher bei einer Kinovorführung zwei Wochen altes Popcorn, das wirklich nicht mehr schmeckte. Während des Films störte das jedoch die wenigsten. Die meisten Testpersonen hatten weder bemerkt, was sie aßen, noch dass sie aßen.
Das unterbewusste Verlangen schlägt selbst beim Einkauf zu – obwohl wir doch scheinbar bewusst nach bestimmten Produkten greifen. Dies zeigt ein Experiment, das Reporter von Welt der Wunder starteten. Vor Supermärkten hielten sie Kunden an und warfen einen Blick in den Einkaufskorb. Ihre Frage an die Käufer, die diese spontan beantworten sollten: Bei wie viel Prozent der eingekauften Lebensmittel handele es sich um Nahrungsmittel, bei wie viel um Genussmittel?
Das Ergebnis: Alle befragten Personen schätzten den Anteil an Genussmitteln als äußerst gering ein. Tatsächlich nahmen diese aber bis zu fünfzig Prozent des Tüteninhalts ein. Vom Ergebnis zeigten sich die Kunden überrascht: „Habe ich einfach vergessen“, gestand eine Frau.
Alte Gewohnheiten
Eine durchschnittliche Frau braucht am Tag 2000 Kalorien, ein Mann 2500. Eigentlich ziemlich eindeutig – nur dass sich unser Körper einfach nicht daran halten will. Selbst wenn wir uns vornehmen, weniger zu essen, fordert unser Stoffwechsel mehr. Das liegt daran, dass unser Körper sich bis heute nicht auf die modernen Gegebenheiten eingestellt hat.
Früher gab es oft Zeiten mit wenig Nahrung, in denen der Körper auf seine Reserven zurückgreifen musste. Deshalb bevorzugt er von jeher die Nahrungsquellen, die besonders viel Energie enthalten: Fettiges und Zuckerhaltiges. Und folgt diesem Muster bis heute, auch wenn in unserer Gesellschaft zumindest keine Nahrungsknappheit droht.
Mehr als genug
Der Körper braucht Nährstoffe (Fett, Zucker, Kohlenhydrate und Eiweiß) um Energie zu gewinnen und die Organe am Laufen bleiben. Überschüssige Kalorien werden eingelagert, Fettdepots entstehen. Der Stoffwechsel sichert unsere Versorgung, indem er Notreserven für Zeiten ohne Nahrung anlegt. Das Problem: Heutzutage gibt es diese schlechten Zeiten nicht mehr. Ständig haben wir Essen zur Verfügung; der Körper lagert immer mehr ein und wir werden immer dicker.
Dagegen hilft nur eins: Wir müssen die Nahrungsaufnahme bewusst steuern. Eine Diät beispielsweise kann dafür sorgen, dass wir genau beobachten, was wir wann essen. Der Verstand übernimmt dann sozusagen die Kontrolle über den Stoffwechsel. Ganz einfach ist das nicht, denn der Körper muss bei reduzierter Nahrungszufuhr an seine Reserven gehen.
Zunächst werden dabei die Glykogen-Speicher in der Leber angezapft. Glykogen dient der kurz- und mittelfristigen Bereitstellung von Glucose und lässt sich leicht und schnell in Energie umwandeln. Bis zu 24 Stunden können vergehen, bis die Speicher vollständig geleert sind. Danach verbraucht der Körper den im Blut befindlichen Zucker. Erst wenn auch diese Reserven aufgebraucht sind, geht es an die Substanz: das Fett.
Fett reduzieren, Muskeln erhalten
Fett jedoch ist nur schwierig in Energie umzusetzen. Deshalb nagt unser Körper auch an der Muskelmasse, da diese am meisten Energie verbraucht. Ergebnis: Wir werden zwar leichter, der Fettanteil im Körper bleibt aber gleich.
Veronika Ostermeier von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung erklärt: „Bevor der Körper ans Fett geht, nutzt er die Muskeln als Energiespender. Das ist richtig fies, weil es so zu dem gefürchteten Jo-Jo-Effekt kommt.“ Da die Muskeln nämlich weniger geworden sind, brauchen wir weniger Kalorien. Kehren wir nun zu den Essgewohnheiten vor der Diät zurück, pumpt der Körper den ganzen Überschuss in die Fettreserven und wir werden wieder dicker.
Die Lösung heißt: Kontrolle und Bewegung. Denn durch diese werden überschüssige Kalorien verbrannt. Mit Krafttraining können wir gleichzeitig die Muskelmasse erhalten und aufbauen. Dann endlich schmilzt auch das Fett. Dies zeigt: der Sieg über die Pfunde ist durchaus möglich. Ganz ohne Anstrengung und Ausdauer geht es allerdings nicht, denn sonst holt sich der Körper seine geliebten Fettdepots zurück.