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Warum zieht ein Konzern ins Kriegsgebiet?

Foto: Imago / IP3press

Warum zieht ein Konzern ins Kriegsgebiet?

Großkonzerne wie Coca Cola interessieren sich gerade für Regionen, in denen ein Machtvakuum herrscht.

Nur eine Handvoll Konzerne beherrschen die Produktion von Lebensmitteln weltweit. Sie handeln wie ein einziger globaler Staat, gegründet auf einem riesigen Territorium, mit eigenen Streitkräften und mehr als einer Milliarde Bürgern. Diese Konzerne bestimmen, was wir essen – und wie wir leben. Welt der Wunder zeigt in einer großen Reihe, wie die Lebensmittelindustrie ganze Länder erobert und Regierungen erpresst. In dieser Woche: Urabá in Kolumbien.

Geschäftsumfeld: Kriegsgebiet

Mehr als 50 Jahre tobte in Kolumbien ein grausamer Bürgerkrieg – und eines der am heftigsten umkämpften Schlachtfelder ist die Region Urabá, zwei Auto-Stunden nördlich von Medellín. Es ist ein gefährlicher Ort, der seit vielen Jahren von rechten Paramilitärs kontrolliert wird. Da wundert es schon, mitten in diesem Kriegsgebiet ein modernes Abfüllzentrum von Coca Cola zu finden! Und es stellt sich die Frage: Wieso zieht es Konzerne in einen Bürgerkrieg?
Eine naheliegende Antwort: Fern von jeder staatlichen Kontrolle kann dort jeder seine eigenen Gesetze machen. Und zahlreiche Berichte zeigen, dass in Urabá eine Koalition der Paramilitärs und der Betreiber der Abfüllanlage eine Art Schreckensherrschaft etabliert hat. Das Ziel: Senkung der Löhne, Entrechtung der Arbeiter und die Abschaffung von Gewerkschaftsstrukturen. Um das zu erreichen, agierten die Todesschwadrone der rechten Paramilitärs wie konzerngesteuerte Sondereinsatzkommandos, die aufmüpfige Arbeiter unter Druck setzten und Gewerkschaftsmitglieder ermordeten.

Gewaltsame Erpressung

Zwar streitet Coca Cola bis heute jedwede Verstrickung in die Fälle ab und wurde von US-amerikanischen Gerichten sogar offiziell freigesprochen. Fakt ist aber: Erst in diesem Jahr waren Gewerkschafter in Bogotá wieder in den Hungerstreik getreten, nachdem sie die Arbeitsbedingungen in den Coca-Cola-Werken Kolumbiens vergeblich angeprangert hatten – und sie keine Stelle fanden, an die sie sich hätten wenden können.

Fakt ist auch: Durch die Gewalt gegen Gewerkschafter sank die Mitgliederzahl mancherorts um 81 Prozent. Mehr als 4.000 Gewerkschaftsmitglieder wurden in Kolumbien in den letzten 25 Jahren erschossen.

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