Es ist die Erfindung des Computers und die vielleicht wichtigste technische Innovation des 20. Jahrhunderts. Dennoch interessiert sich zunächst niemand für die bahnbrechende Technologie…
Als Konrad Zuse 1935 das komplette Wohnzimmer in Berlin für sich beansprucht, um dort ein – wie er es selbst nennt – „mechanisches Gehirn“ zu konstruieren, staunen seine Eltern nicht schlecht. Es vergehen drei Jahre, bis der Ingenieurstudent den „Z1“ fertiggestellt hat. Dabei handelt es sich um eine elektrisch betriebene, mechanische Rechenmaschine – die jedoch nicht zuverlässig funktioniert.
Das ändert sich, als Zuse die fehleranfälligen mechanischen Rechengetriebe durch elektromechanische Relais ersetzt. Es folgt der noch nicht ausgereifte „Z2“ und schließlich 1941 der Zusammenbau des legendären „Z3“ in einer Werkstatt in der Methfesselstraße 7 in Berlin-Kreuzberg – eine schrankwandgroße Maschine, die als erster funktionsfähiger, vollautomatischer, programmgesteuerter und in binärer Gleitkommarechnung arbeitender Rechner in die Geschichte eingeht.
Es ist die Erfindung des Computers und die vielleicht wichtigste technische Innovation des 20. Jahrhunderts – und das drei Jahre bevor die Konkurrenz aus den USA eine ähnliche Maschine präsentiert (den „Mark I“). Dennoch interessiert sich zunächst niemand für die bahnbrechende Technologie.
Historische Einordnung
Tatsächlich geht Zuses Erfindung in den Wirren des 2. Weltkrieges unter – auch weil noch niemand das Potenzial seiner Rechenmaschine erkennt. Der „Z3“ hat damals eine Speicherkapazität von 64 Wörtern und eine Taktfrequenz von gerade einmal fünf Hertz – eine Leistung, die heute jedes Handy um das Hundertmillionenfache übertrifft. Hinzu kommt, dass sein Prototyp im Dezember 1943 durch einen Bombenangriff zerstört wird.
Zuse, der 1945 nach Bayern flieht, baut mit dem „Z4“ im Mehllager einer Bäckerei eine Weiterentwicklung seiner Rechenmaschine. Erst 1949, als das Gerücht von einem revolutionären „mechanischen Gehirn“ Mathematikprofessor Eduard Stiefel in Zürich erreicht und er den „Z4“ im Allgäu aufspürt, beginnt der Siegeszug der Computer. Und damit auch der Grundstein für die Entwicklung eines weltweiten Verbunds von Rechnernetzwerken, das einen Datenaustausch autonomer Systeme ermöglicht. Heute ist diese technische Innovation besser bekannt unter dem Begriff „Internet“.
Das Bild zeigt Horst Zuse, Sohn des Erfinders Konrad Zuse. Er baute den von seinem Vater entwickelten Computer in Originalgröße nach. Die etwa 1.000 Kilo schwere Maschine steht aktuell im Deutschen Technikmuseum in Berlin.