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Äthiopiens Danakilwüste: der heißeste Ort der Erde

Foto: Imago / blickwinkel

Äthiopiens Danakilwüste: der heißeste Ort der Erde

Die Danakilwüste im Nordosten Äthiopiens ist einer der bizarrsten und gleichzeitig unwirtlichsten Orte der Erde. Hier herrschen Temperaturen von oft mehr als sechzig Grad. Die heiße Hölle gilt als eine der Wiegen der Menschheit – doch sie ist dem Untergang geweiht.

Die Hitze ist unerträglich. Tagsüber klettert das Thermometer auf über sechzig Grad, selbst nachts kühlt es kaum ab. Asphaltierte Straßen gibt es nicht: Sie würden in der glühenden Luft zerfließen. Die Danakilsenke, eine Tiefebene im Grenzbereich von Äthiopien und Eritrea, ist der heißeste Ort der Erde.

Während der Passat aus Nordosten beständig neue heiße Luftmassen in das Gebiet treibt, halten die über viertausend Meter hohen Gipfel des äthiopischen Hochlandes im Westen jeglichen Regen ab. So beträgt die Jahresdurchschnittstemperatur in der Danakilwüste 34,4 Grad Celsius – nicht einmal das Death Valley kann da mithalten.

Kaum vorstellbar, dass hier einmal blühendes Leben herrschte. Tatsächlich aber lag die heute so unwirtliche Gegend einst auf dem Meeresgrund, wo sie Pflanzen und Tieren ein Zuhause bot. Man vermutet, dass die Danakilsenke früher ein Ausläufer des Roten Meeres und von flachem Wasser bedeckt war. Überreste zum Beispiel von Korallenriffen zeugen davon. Im Laufe vieler Jahrmillionen hob sich der Boden mehrfach an und sank wieder ab, eine Landgrenze zum Roten Meer entstand, und das Gebiet fiel trocken.

Risse im Kontinent

Das etwa 15.000 Quadratkilometer große Afar-Dreieck zwischen Äthiopien, Eritrea und Dschibuti, zu dem die Danakilsenke gehört, zählt zu den geologisch aktivsten Regionen der Erde. Vor etwa dreißig Millionen Jahren drückten gewaltige Mengen Magma von unten, aus dem Erdinneren, auf das Gebiet. Die Erdkruste wölbte sich und riss auf – so entstanden das Rote Meer und der Golf von Aden. Anschließend bildete sich der Ostafrikanische Graben. Mit mehreren Zentimetern pro Jahr driften hier gleich drei Kontinentalplatten auseinander: Afrika zerbricht, und an der Nahtstelle entsteht ein neuer Ozean.

Und die Danakilsenke wird das erste Gebiet sein, das den Fluten zum Opfer fällt: Sie sackt beständig ab. Derzeit liegt sie bereits hundert Meter unter dem Meeresspiegel, nur noch ein 25 Meter hoher Gesteinskamm trennt sie vom Roten Meer. Der Erta Ale gilt heute als tiefstgelegener Landvulkan auf unserem Planeten. Wann genau sich der neue Ozean seinen Weg bahnen wird, lässt sich schwer vorhersagen. Doch schon jetzt bebt die Erde heftig. Sollte der natürliche Damm brechen, könnte die Danakilsenke innerhalb nur weniger Tage überflutet sein.

Wenn die Wiege der Menschheit versinkt

Mit der Danakilsenke wird dann nicht nur eine außergewöhnliche Landschaft im Wasser begraben, sondern auch ein einzigartiges Forschungsfeld – denn sie als gilt eine der Wiegen der Menschheit. Manche bezeichnen sie auch als „Höllenloch der Schöpfung“. Hier stieß man mit auf die ältesten Spuren unserer menschlichen Vorfahren. Durch die geologische Aktivität werden beständig Millionen Jahre alte Gesteinsschichten aus den Tiefen der Erde zutage gefördert. Viele enthalten zahlreiche Fossilien: Zeugen längst vergangener Zeiten.

So fand man hier im Jahr 1976 „Lucy“, eines der besterhaltenen Skelette dieser Vormenschen, die vor 3,7 bis 2,9 Millionen Jahren die Erde bevölkerten. Lucy war ein Hominid der Art Australopithecus afarensis, die sowohl Merkmale von Affen als auch von Menschen besaß. Sie konnte sich nicht nur im Wald, sondern auch in der Steppe aufrecht fortbewegen und konnte zudem schon so schnell laufen wie ein Mensch.

Und 2009 präsentierten Forscher der Öffentlichkeit einen weiteren bedeutenden Fund aus der Danakilsenke: „Ardi“, ein sogar 4,4 Millionen Jahre alter Hominid der Art Ardipithecus ramidus. Auch er konnte sich bereits auf zwei Beinen fortbewegen. Noch ist unklar, wie es zum aufrechten Gang kam. Lange Zeit glaubte man, er sei eine Anpassung an das Leben in der trockenen Savanne gewesen, weil die Urmenschen damit einen größeren Überblick gehabt hätten, frühzeitig Feinde oder auch Futterplätze entdecken konnten. Doch Ardi und seine Artgenossen lebten im Wald – und so rätselt die Wissenschaft noch.

Außerirdische Landschaft

Die Danakilwüste ist heute von einer bizarren, fast außerirdisch anmutenden Landschaft geprägt. Kilometerweit erstreckt sich hier eine Wüste aus Sand, Salz und Lavagestein. Gewaltige Risse ziehen sich durch das Land, die Kontinentalplatten driften auseinander. Überall bricht der Boden auf, Vulkane brodeln, darunter auch der Erta Ale. Er gehört zu den gerade einmal fünf Vulkanen weltweit, in denen ein aktiver Lavasee kocht.

Im Dallol, nördlich vom Erta Ale, quillt an vielen Stellen heißes und extrem saures Salzwasser aus dem Boden. Dabei löst es Mineralien aus dem Gestein und bildet seltsam geformte, zum Teil meterhohe Türme, die vom Schwefel gelb oder rötlich gefärbt sind. Am Rande des Dallol bilden sie ein scharfkantiges, weit verzweigtes Schluchtensystem. Vom Abbau des Salzes leben auch die Nomaden dort, das Volk der Afar. Außer ihnen wagen sich nicht viele Menschen in das „Höllenloch der Schöpfung“ – trotz aller bizarren Schönheit.

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