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Automaten im Altertum: Die genialen Erfindungen des Heron von Alexandria

Er konstruierte sich automatisch öffnende Tempeltüren und baute fast zwei Jahrtausende vor der Industriellen Revolution den Prototypen einer Dampfmaschine: Heron von Alexandria war so etwas wie der Daniel Düsentrieb der Antike. Bis heute gilt er als einer der genialsten Ingenieure aller Zeiten.

Im Jahr 1861 wurde sie erfunden: die „Gatling Gun“, das erste erfolgreiche Maschinengewehr der Moderne. Doch die Technik, die das schnelle Feuern ermöglichte, gab es bereits seit fast zweitausend Jahren – entwickelt von dem griechischen Erfinder Heron von Alexandria. Dessen Konstruktion verschoss keine Projektile, sondern Pfeile. Sobald einer die Sehne verlassen hatte, rutschte automatisch der nächste nach. Ein ausgeklügeltes Kettensystem sorgte dafür, dass gleichzeitig der Bogen gespannt und der Pfeil abschussbereit war. Diese Waffe hatte eine enorme Durchschlagskraft: Auf bis zu 190 Stundenkilometer wurden die Pfeile beschleunigt. Das reichte, um den Schädel eines Menschen zu durchbohren.

Heron von Alexandria war einer der genialsten Tüftler der Antike. Der Mathematiker und Ingenieur lebte vermutlich etwa im ersten Jahrhundert. Zwar ist keine seiner Maschinen erhalten geblieben; doch seine Schriften, die zum Teil überliefert wurden, enthalten Baupläne und Beschreibungen seiner Erfindungen. Und die waren längst nicht nur Spielereien: Unter anderem arbeitete Heron an einer Apparatur, die den Lauf der Geschichte hätte verändern können. Denn fast zwei Jahrtausende bevor die Dampfmaschine ihren Siegeszug antrat und die Industrielle Revolution ermöglichte, entwarf er einen ersten Prototyp (Bild). Das Prinzip: Wasser wurde erwärmt und der Dampf in eine Hohlkugel geleitet, dieser trat unter Druck durch kleine Düsen aus und ließ die Kugel rotieren. Allerdings erkannte Heron noch nicht, dass er mithilfe dieser Technik eine Antriebsmaschine hätte konstruieren können – obwohl er auch mit Kolben und ihrer Funktionsweise experimentierte.

Weihwasser aus dem Automaten

Die Kenntnisse und den Erfindungsreichtum des Tüftler-Genies machten sich auch die Priester der Antike zunutze. Für diese baute Heron Apparaturen, deren Funktion den technisch unbedarften Gläubigen wie Magie vorkam – und sie so im Glauben an die Macht der Götter bestätigte. Ein Beispiel dafür ist seine „Maschine Nummer 37“ – ein automatischer Türöffner für eine mächtige Tempeltür. Die Bewegung wurde von einem Altarfeuer ausgelöst, dessen Hitze die Luft in einem Hohlraum unter der Feuerstelle ausdehnte. Damit wurde Wasser von einem Behälter in einen anderen gedrückt, der nun schwerer wurde und sank, während das erste Gefäß in die Höhe stieg. Mittels Kraftübertragung durch einen ausgeklügelten Hebel- und Seilzugmechanismus zog das Gefäß die Tempeltür auf – und wie von Geisterhand öffnete sie sich vor den eintretenden Besuchern. Erlosch das Feuer, kühlte die Luft ab und saugte das Wasser aus dem vollen Behälter. Nun stieg dieser empor und schloss die Tür.

Genauso genial war die Erfindung, mit der Gläubigen teures Weihwasser verkauft wurde: der erste Münzautomat der Menschheitsgeschichte. Der Besucher warf eine Münze in einen Schlitz, und aus der Unterseite des Apparats kam eine genau abgemessene Menge von gesegnetem Wasser. Denn die Münze fiel auf einen Hebel, der wiederum ein Ventil öffnete, durch welches das Wasser hinausfloss. Eine sichere Einnahmequelle für die Priester – und für die Gläubigen ein weiterer Beweis für das Wirken der Götter.

Eine Maschine sagt die Zukunft voraus

Und Heron hatte den Priestern noch eine weitere lukrative Idee zu bieten: die Orakel-Maschine. Schließlich erhofften sich nicht wenige, die einen Tempel besuchten, Prophezeiungen über ihre Zukunft. Nach Zahlung einer angemessenen Summe durfte der Besucher dem Gott eine einfache Frage stellen, die mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden konnte. Dann drehte er am seitlichen Rad der Maschine. Fingen die Metallvögel auf der Oberseite des Kastens nun zu Singen an, bedeutete das ein „Ja“, schwiegen sie, hieß das „Nein“.

Natürlich hatte das Gezwitscher mit einem Gott nicht das Geringste zu tun. In Wirklichkeit brachten Zahnräder, Seile und Riemen im Inneren des Kastens die Vögel zum Singen. Erzeugt wurden die Töne durch eine Tasse, die an einer Tonpfeife befestigt war und beim Drehen des Rades langsam in einen Wasserbehälter hinabglitt. Durch verstecktes Eingreifen konnte ein Priester den Ablauf blockieren und die Vögel zum Schweigen bringen. Immerhin: Der Eindruck, den die im Halbdunkel des Tempels singenden Blechspatzen auf die Gläubigen machten, muss enorm gewesen sein – und zeugt vom Erfindungsreichtum und der Genialität des Heron von Alexandria.

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