Nur eine Handvoll Konzerne beherrschen die Produktion von Lebensmitteln weltweit. Sie handeln wie ein einziger globaler Staat, gegründet auf einem riesigen Territorium, mit eigenen Streitkräften und mehr als einer Milliarde Bürgern. Diese Konzerne bestimmen, was wir essen – und wie wir leben. Welt der Wunder zeigt in einer großen Reihe, wie die Lebensmittelindustrie ganze Länder erobert und Regierungen erpresst. In dieser Woche: Das Geschäft mit dem Palmöl.
In jedem zweiten Produkt
Kaum jemand weiß hierzulande, wie eine Ölpalme aussieht. Doch pro Jahr verzehren allein die Deutschen etwa eine Million Tonnen Palmöl. Es steckt in jedem zweiten Produkt aus dem Supermarkt, denn es ist billig und hält Speisen bei Zimmertemperatur angenehm cremig. „Palmöl ist ein Riesengeschäft, da gibt es viele Interessen“, sagt Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der Grünen im EU-Parlament.
Im Vergleich etwa zu den über 700 Millionen Tonnen Weizen sind die 60 Millionen Tonnen Palmöl, die in der Welt jährlich produziert werden, zwar nur ein kleines Zahnrad im Getriebe einer gigantischen Industrie. Doch das Palmöl hat dafür gesorgt, dass sich allein in Indonesien 13 Millionen Hektar Regenwald in wenigen Jahrzehnten in eine gigantische Palmenplantage verwandelt haben.
Ölpalmenfelder – dreimal so groß wie die Schweiz
Ein Beispiel: Palmölproduzent Wilmar International ist Asiens größter Agrarkonzern und nach Angaben von Umweltorganisationen in mehr als 100 Konflikte bei der Aneignung von Neuland verstrickt. Hauptabnehmer des Öls sind die großen Food-Konzerne, auch in Europa. In Indonesien reiht sich heute Ölpalme an Ölpalme – auf einer Fläche, dreimal so groß wie die Schweiz …
Aber das Problem der Landnahme existiert nicht nur in Indonesien, sondern auch in den fruchtbaren Regionen Afrikas. Der Regenwald muss weichen – und mit ihm seine Bewohner: Bevor Lohnarbeiter Hunderttausende von Setzlingen der Ölpalme kultivieren können, werden die ehemaligen Bewohner des in eine Plantage verwandelten Geländes vertrieben. Und das häufig gewaltsam.
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