Es ist eine zauberhafte Bucht an der spanischen Südküste, eingeschlossen zwischen hohen Klippen. Hier reckt der karthagische Feldherr Hasdrubal im Jahre 230 v. Chr. die Arme in die Höhe und ruft: Hier soll mein neues Karthago entstehen, Qart Hadasht. Doch den Römern ist die Stadt ein Dorn im Auge…
Es soll die wichtigste Siedlung der Handelsnation Karthago auf der iberischen Halbinsel werden – und der Standort ist kein Zufall. Denn der wahre Schatz ist nicht die Schönheit der Bucht, sondern es sind die reichen Silber- und Eisenminen in der Umgebung. Diese Ressourcen hat das karthagische Reich bitter nötig, denn nur wenige Jahre zuvor hat es im ersten Punischen Krieg 264 bis 241 v. Chr. die Kontrolle über das Mittelmeer an das aufstrebende Römische Reich verloren. Doch die Gründung der Stadt Qart Hadasht ist nur scheinbar ein Segen für Karthago – denn am Ende markiert sie die totale Auslöschung.
Zerstörung Karthagos
Im ersten Punischen Krieg wollten die Römer die Kontrolle über Sizilien erlangen – was ihnen gelang. Im Zweiten Punischen Krieg nun ist der Einfluss Karthagos in Iberien dem Römischen Reich ein Dorn im Auge. Im Jahr 218 v. Chr. erklärt Rom Karthago den Krieg und will diesen in Spanien austragen. Doch es hat seine Rechnung ohne den karthagischen Feldherren Hannibal gemacht, der von Qart Hadasht loszieht, um den Krieg in das Herz von Rom zu tragen.
Mit einem wahnsinnigen Gewaltmarsch überquert Hannibal mit 50.000 Fußsoldaten, 9.000 Reitern und 37 Elefanten die Alpen. Bei der Schlacht von Cannae 216 v. Chr. vernichtet Hannibal eine zahlenmäßig überlegene Armee, 50.000 römische Soldaten werden getötet. Rom steht am Rande der absoluten Niederlage. In einem letzten Aufbegehren fallen römische Legionen in Nordafrika ein und bedrohen die punische Hauptstadt Karthago.
Der Plan geht auf: Hannibal eilt seiner Heimatstadt zu Hilfe – und wird dort geschlagen. So endet der Zweite Punische Krieg im Jahr 201 v. Chr. mit der Kapitulation Karthagos, das u. a. seine Siedlungen in Spanien an Rom abgeben muss. Qart Hadasht wird in Carthago Nova umbenannt, heute heißt es Kartagena. Karthago liegt völlig am Boden. Um einen erneuten Aufstieg zur Weltmacht endgültig zu verhindern, tilgt Rom Karthago im Dritten Punischen Krieg von 149 bis 146 v. Chr. vollständig vom Antlitz der Erde.