Wie funktioniert ein Cannabis-Labor?
Immer mehr Unternehmen nutzen Hightech-Labore, in denen sie große Mengen von Cannabis-Pflanzen anbauen. Pump-, Sprüh- und Lüftungssysteme, Kohlestaubfilter, Natriumdampflampen, pH-Wert-Messgeräte: Im Idealfall können die Laborbesitzer mit einem solchen Equipment pro Jahr sieben bis zehn Ernten einfahren. Für ein Kilogramm erhalten sie 2000 bis 5000 Euro.
Anbau von Marihuana
Fünf Liter Wasser braucht eine ausgewachsene Hanfpflanze pro Woche. Steht sie zu lange Zeit im Wasser, können die Wurzeln faulen, was die Nährstoffaufnahme erschwert. Um die Pflanze mit genügend Nährstoffen zu versorgen, installieren Großhändler Natriumsprühsysteme über den Pflanzen, die per Zeitschalt Uhr gesteuert werden.
Viel Wärme ...
20 bis 28 Grad Raumtemperatur benötigen Marihuana-Pflanzen, um zu blühen. Wärmelampen und Sensoren sorgen in Laboren stets für die ideale Raumtemperatur. Um den intensiven Geruch der Blüten möglichst zu reduzieren, wird die abgesaugte Luft mittels Aktivkohlefiltern gereinigt.
... und Licht
16 bis 20 Stunden Licht brauchen Jungpflanzen pro Tag in der Wachstumsphase. Nach wenigen Wochen wird die Leuchtdauer auf maximal zwölf Stunden reduziert, um die Pflanzen zum Blühen zu bringen. Auch die Lichtqualität ist bedeutsam: In der Wachstumsphase brauchen die Pflanzen Licht mit einem hohen Blauanteil, in der Blütephase eher rotes Licht.
Aufbau der Hanfpflanze
Femel, die männliche Hanfpflanze hat weniger Blätter, wächst höher und wirkt insgesamt schwächer als die weibliche Pflanze. Weil man früher dachte, die schwachen Pflanzen seien die weiblichen, nannte man sie Femella, von lateinisch femina, Frau. Als biologisch bewiesen wurde, dass die männlichen Pflanzen die schwachen waren, wurde der Name in Femel abgeändert. Sie bilden keine Blüten aus, sondern Pollenbeutel.
Blütenkönigin (weibliche Hanfpflanze)
Die weibliche Hanfpflanze ist viel buschiger und stärker als die männliche. Nur sie bekommt auch Blüten, die einen hohen THC-Gehalt aufweisen können. Werden sie aber von den Pollen der männlichen Pflanze bestäubt, entstehen daraus Samen. Diese sind sehr nährstoffreich und dienten früher als Nahrungsmittel.
Hat Öl den Hanf besiegt?
Anfang des 20. Jahrhunderts erlebt die Hanf-Faser einen beispiellosen Aufschwung. Denn Henry Ford stellt 1941 in Dearborn das sogenannte Hemp Car vor, das Bleche durch Hanfharze ersetzt. Dagegen präsentiert der Pharmakonzern DuPont 1935 die aus Öl hergestellte Kunstfaser Nylon, die mit Hanffasern um Marktanteile konkurrierte. Manche Historiker sagen heute, dass die DuPont-Gruppe deshalb versucht habe, Cannabis ächten zu lassen.
Harry Anslinger: Wer begründete den „War on drugs“?
Die Zeit, in der Harry Anslinger ab 1930 das Federal Bureau of Narcotics übernimmt, ist bestimmt von der Prohibition. Als das vollständige Verbot von Alkohol 1933 wieder aufgehoben wird, hat seine Behörde de facto keine Aufgabe mehr. Der Mann mit Deutsch-Schweizer Abstammung richtet seine Aufmerksamkeit nun auf Cannabis und befragt 30 bedeutende Wissenschaftler zur Gefährlichkeit des Stoffes. Nur einer bestätigt diese – ihn wählt er als Kronzeugen für die angeblichen Folgen von Cannabis-Konsum: so etwa „Delirium der Wut“, „Träume erotischen Charakters“ oder „Wahn“, die Droge verwandle Menschen in Bestien. Die Propaganda zeigte Wirkung. Im Jahr 1937 setzte der Marihuana Tax Act dem kommerziellen Anbau von Hanf ein Ende. Hinzu kommt: Die USA üben in der Folge Druck auch auf andere Länder aus, dasselbe zu tun.
Macht Hanf das bessere Papier?
Seit der wirtschaftlichen Ächtung von Cannabis im Jahr 1937 wird Papier überwiegend aus Holzfasern hergestellt. Dabei ist Hanf oft deutlich besser zur Papierherstellung geeignet. Das fängt schon bei der Zellulose-Ausbeute an. Ein Baum besteht nur zu 30 Prozent aus Zellulose, der Stiel einer Hanfpflanze bis zu 40 Prozent. Papier aus Hanf muss nicht gebleicht werden, vergilbt nicht und ist auch deutlich widerstandsfähiger. Kein Wunder also, dass viele Jahrhunderte alte Manuskripte – wie die amerikanische Unabhängigkeitserklärung oder die Gutenbergbibel (l.) auf Hanf gedruckt und noch heute in gutem Zustand sind.