Der boomende Tourismus in Da Nang hat nahezu vergessen lassen, dass hier am 8. März 1965 3.500 Marines an Land gingen, um das kommunistisch regierte Nordvietnam zu bekämpfen. Was folgte, war ein jahrzehntelanger Krieg mit Millionen von Toten.
Jahr für Jahr entstehen neue schillernde Hotel-Resorts am 30 Kilometer langen China Beach von Da Nang, der sechstgrößten Stadt Vietnams. Der beliebte Tourismus-Hotspot lässt so heute kaum noch erahnen, welches Unheil hier vor mehr als 50 Jahren seinen Lauf nimmt: Im März 1965 landen die ersten amerikanischen Bodentruppen am Strand.
Parallel dazu beginnt die US-Army aus der Luft massenhaft Entlaubungsmittel über Feldern und Wäldern zu verteilen, um ihrem Kriegsgegner die Deckung zu nehmen und die Nahrungsgrundlage zu entziehen. 70 Millionen Liter Herbizide werden versprüht – darunter 45 Millionen Liter „Agent Orange“, die mehrere hundert Kilogramm Dioxin enthalten. Sie kontaminieren ein Siebtel der Gesamtfläche Vietnams langfristig. 4,8 Millionen Menschen sind den Herbiziden ausgesetzt, darunter auch mehr als eine Million US-Soldaten.
Verhängnisvolle Landung
Die Folgen des größten chemischen Angriffs der Kriegsgeschichte sind bis heute zu sehen, denn noch immer kommen jährlich rund 3.500 Kinder mit geistigen Behinderungen und körperlichen Missbildungen zur Welt. Ausgerechnet in Da Nang, wo einst die Soldaten an Land gingen, ist die Konzentration des Gifts so hoch wie nirgendwo sonst im Land – die Dioxinwerte übersteigen die internationalen Standards dort teilweise um das 400-Fache. Das gilt besonders für den unweit des China Beach gelegenen einstigen US-Luftwaffenstützpunkt, der gerade erst aufwendig dekontaminiert wurde.
Die USA haben ihre Verantwortung mittlerweile teilweise eingesehen und sich mit 87,5 Millionen Dollar an der Sanierung beteiligt – vielleicht, weil der Krieg auch bei ihnen einen Schatten bis ins Heute wirft: Mehr als 60.000 Vietnam-Veteranen haben sich bereits das Leben genommen – im Krieg sind weniger US-Soldaten gefallen.