Ein Leben voller Bildschirme
Der moderne Mensch verbringt die meiste Zeit des Tages vor einem Bildschirm: Beim Arbeiten vor dem Computer, in den Pausen am Smartphone und am Abend beim Lesen am Tablet. Unsere sensiblen Augen sind dabei ununterbrochen im Einsatz und kommen kaum zur Ruhe. Längst gilt es als bewiesen, dass dadurch Kurzsichtigkeit entstehen kann – doch neueste Untersuchungen weisen auf weitere Schädigungen der Augen hin. Daneben können auch weitere körperliche Einschränkungen entstehen, die über den Sehnerv hinausgehen. Welt der Wunder erklärt, wo die neuen Gefahren für Augen und Körper liegen und mit welchen Maßnahmen jeder einer Erkrankung vorzubeugen kann.
Die digitale Generation
„Digital Natives“ sind mit der Digitalisierung durch Internet, Computer und Smartphones aufgewachsen. Der Begriff stammt aus der Soziologie und bezeichnet üblicherweise Menschen, die zwischen 1981 und 1998 geboren wurden. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts verbringen in Deutschland 68 Prozent der 25- bis 54-Jährigen und 60 Prozent der 55-Jährigen einen Teil des Tages vor dem Computer. Aus diesen Daten geht auch hervor, dass 21 Millionen Menschen in Deutschland beruflich mit dem Computer arbeiten. Die Folgen der exzessiven Nutzung sind also nicht zu übersehen.
Folgen für die Augen
Als Anfang der Achtzigerjahre Spielekonsolen die Welt eroberten, machten sich viele Eltern Gedanken um die Augen ihrer Kinder, die mehrere Stunden konzentriert auf den Fernseher blickten. Heute gibt es in Deutschland kaum mehr einen Haushalt ohne Bildschirm. Die Folgen: eine Überbelastung der Augen. Die auftretenden Symptome reichen von geröteten Augen über unscharfes Sehen bis hin zu sehr trockenen und juckenden Augen. Diese Probleme können zwar auch nur kurzfristig entstehen und schnell wieder abklingen, jedoch führen sie bei manchen Menschen zu einer langfristigen Schädigung des Sehvermögens. Besonders dann, wenn die Betroffenen keine Gegenmaßnahmen ergreifen.
Wie entsteht der Augenschaden?
Krankheiten der Augen, die durch die Nutzung von Bildschirmen entstehen, bezeichnen Augenärzte auch als „digitale Krankheit“. Trockene Augen treten sehr häufig auf und sind die Folge von zu wenig Tränenflüssigkeit. Die Erklärung dafür ist einfach: Wer konzentriert auf seinen Monitor starrt, verringert die Anzahl der Lidschläge deutlich. Dadurch verdunstet mehr Flüssigkeit im Auge - es trocknet aus. Weitere Symptome, wie gerötete Augen oder auch eine gereizte Bindehaut, können folgen. Im schlimmsten Fall verliert die Augenlinse an Elastizität. Wer ständig vom Bildschirm, zur Tastatur, dann am Bildschirm vorbei und wieder zurück blickt, weiß oft nicht, was das für unsere Augen bedeutet: Es muss immer wieder sein Zielobjekt fixieren und scharf stellen muss. Auf lange Sicht kann es passieren, dass die Naheinstellungsreaktionen der Augen nicht mehr funktionieren und man kurzsichtig wird.
Auch der Körper klagt
Meistens sind es nicht nur die Augen, die klagen. Menschen, die sehr viel Zeit vor einem Computer sitzen, haben oft noch mit anderen Problemen zu kämpfen. So führt die unveränderte Sitzposition zu starken Rückenproblemen. Meistens äußern sich diese Schmerzen auch im Nackenbereich und können starke Kopfschmerzen verursachen, die bei manchen Menschen sogar Migräneanfälle hervorrufen. Schuld für derartige gesundheitliche Beschwerden sind sehr häufig die Umstände am Arbeitsplatz.
Rechtsvorschriften am Arbeitsplatz
Laut einer Studie der deutschen Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin klagen 80 Prozent aller Menschen, die täglich mehr als drei Stunden am Computer arbeiten, über Augen- und Rückenbeschwerden. Konkret bedeutet das: Jucken, Tränen und Flimmern der Augen, schnelle Ermüdung und Schmerzen im Bewegungsapparat. All das deutet darauf hin, dass die Augen nicht das leisten können, was sie sollen – von der falschen Sitzhaltung ganz zu schweigen. Entweder ist man selbst schuld, weil man seine Augen nicht untersuchen lässt, oder Stuhl und Schreibtisch sind nicht optimal an den Menschen angepasst. Richtlinien der Europäischen Union legen fest, dass Arbeitnehmer, die an Bildschirmgeräten arbeiten, Anspruch auf regelmäßige Augenuntersuchungen haben. Diese muss der Arbeitgeber seinen Mitarbeitern in regelmäßigen Abständen ermöglichen. Darüber hinaus hat die Berufsgenossenschaft in einem Grundsatz „Bildschirmarbeitsplätze“ Vorgaben zur Gestaltung des Arbeitsplatzes sowie Mindestanforderungen an das Sehvermögen veröffentlicht.
Rechte einfordern
Sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber müssen die Vorschriften der EU und der Berufsgenossenschaften einhalten. Dabei geht es in erster Linie um den Schutz des Arbeitnehmers. Nur selten kennt er seine Rechte und weiß, dass er diese auch einfordern kann. Umgekehrt hat auch der Arbeitgeber das Recht, z. B. Augenuntersuchungen für seine Beschäftigten anzuordnen und damit sicherzustellen, dass eine mögliche Schädigung der Augen tatsächlich erst im Laufe der Tätigkeit entstanden ist. Viele Unternehmen befürchten eine Zunahme von Klagen wegen vermeintlich gesundheitsschädlicher Arbeit. Damit solche Fälle nicht vor Gericht landen, können beide Seiten verschiedene Vorsichtsmaßnahmen treffen.
Für optimale Verhältnisse sorgen
Die Arbeit am Computer lässt sich in der heutigen Zeit kaum vermeiden. Dennoch gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Bedingungen am Arbeitsplatz so zu gestalten, dass es gar nicht erst zum Auftreten des Büro-Augen-Rücken-Syndroms kommt. Der erste Schritt ist, für optimale Lichtverhältnisse zu sorgen. Ideal ist ein Arbeitsplatz mit Tageslicht – wo dies nicht möglich ist, sollte für ausreichend Lichtquellen gesorgt werden, so dass der Bildschirm nicht viel heller ist als die Umgebung. Außerdem sollte ein Abstand von 50 bis 70 Zentimetern zum Bildschirm eingehalten werden. Die Oberkante des Bildschirms sollte die Augenhöhe nicht wesentlich überschreiten, damit der Blick geradeaus gerichtet werden kann. Wer seine Körperhaltung optimieren möchte, sollte auf eine korrekte Sitzhaltung mit geradem Rücken achten. Auch die Beine sollten nicht in der Luft hängen. Viele Arbeitnehmer nutzen inzwischen auch verstellbare Schreibtische, die das Arbeiten im Stehen ermöglichen. Auch Gymnastikbälle als Stuhlersatz können zu einer guten Sitzhaltung beitragen.
Kann ich gut sehen?
Die Zahlen sprechen für sich: In Deutschland sollen zwischen 30 und 40 Prozent aller Menschen entweder ein nicht ausreichendes oder nicht mehr richtig korrigiertes Sehvermögen besitzen. Denn auch Brillenträger sollten ab und zu den Optiker aufsuchen und checken lassen, ob die Brille noch gut eingestellt ist. Das ist eine enorme Anzahl an Menschen, wenn man berücksichtigt, dass die meisten von ihnen auch noch täglich am Computer arbeiten. Gesundheitsexperten empfehlen, das Sehvermögen beim Optiker oder Augenarzt testen zu lassen. Denn die richtige Brille kann weitere Schäden vermeiden. Mittlerweile gibt es besondere Brillen, die für die Arbeit am PC ausgerichtet sind. Manche Optiker empfehlen auch getönte Brillengläser, die die Leuchtdichte am Bildschirm mindern und das Sehen somit erleichtern. Wenn der Gebrauch solcher Brillen nur mit dem Arbeitsplatz verbunden ist, trägt der Arbeitgeber die Kosten.
Gegen trockene Augen ankämpfen
Augenprobleme stellen bereits heute ein großes Gesundheitsrisiko dar. Forscher gehen davon aus, dass sich dieses Problem in den kommenden Jahren noch verschärfen wird, da die Nutzung digitaler Geräte weiter zunehmen wird. Umso wichtiger ist es, auf seinen Körper zu hören und einige Dinge zu beachten. Wer vorbeugen will, kann darauf achten, öfter zu blinzeln. Eine App zum Thema Augenstress testet die Nah- und Fernsicht der Augen und hilft einzuschätzen, wie gut diese Augenfunktion beim Einzelnen ausgeprägt ist.
Was man noch tun kann
Das einfachste Mittel gegen Augenprobleme ist, nicht ständig in die Röhre zu schauen. Wer ohnehin den ganzen Tag am Computer arbeitet, sollte seinen Augen wenigstens nach Feierabend und in den Pausen eine Pause gönnen und nicht gleich wieder zum Tablet oder Smartphone greifen. Auch während der Arbeit kann man seinen Augen etwas Gutes tun: Ab und zu den Blick vom Bildschirm abwenden und in die Ferne schauen, damit die Augen nicht kurzsichtig werden. Manchmal hilft es auch, die Augen für ein paar Minuten am Tag zu schließen, um ihnen eine Pause zu gönnen. Wer Symptome bemerkt, sollte sich von einem Optiker oder Augenarzt beraten lassen, damit die Erkrankung nicht chronisch wird.