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Das steckt hinter den bekanntesten deutschen Umzugsbräuchen

Foto: Envato / rynaKhabliuk

Das steckt hinter den bekanntesten deutschen Umzugsbräuchen

Nur wenige Menschen ziehen gerne um. Ein Umzug bietet aber auch die Gelegenheit, alte Traditionen und Bräuche wieder aufleben zu lassen. Allein in Deutschland gibt es zahlreiche Umzugsrituale, die den Neuanfang im neuen Zuhause symbolisch begleiten. Von Brot und Salz als Zeichen für Wohlstand bis hin zum Haussegen – das sind die Hintergründe.

Umzüge sind praktisch immer mit Stress und Aufwand verbunden. Schließlich muss alles akribisch geplant und mit einem straffen Zeitplan durchgeführt werden. Wer umziehen möchte, muss stabile Umzugskartons kaufen, packen, beschriften und dann meistens noch gemeinsam mit den Möbeln in das neue Zuhause transportieren. Dann folgt das leidige Sortieren und Auspacken.

Umso schöner ist es anschließend, den Umzug mit ein paar traditionellen Bräuchen zu feiern und sich über die getane Arbeit zu freuen. Diese Bräuche muss man nicht in der ganzen Welt suchen. Denn auch in Deutschland gibt es einige Umzugsbräuche mit unterschiedlichen Bedeutungen.

Manche mögen diese Bräuche für Aberglauben halten, aber unabhängig von ihrer Bedeutung und der persönlichen Einstellung zu ihrem Hintergrund sind sie eine schöne Geste für den Neuanfang im neuen Zuhause.

Der Klassiker schlechthin – Brot und Salz zum Einzug

Bei dem Brauch, Brot und Salz zum Einzug zu verschenken, handelt es sich um einen recht alten und vor allem bewährten Brauch. Nicht selten kommt es vor, dass Menschen, die gerade neu in ihr neues Zuhause ziehen, Brot und Salz geschenkt bekommen.

Dass es sich um das Duo „Brot und Salz“ handelt, hat einen ganz bestimmten Grund. Denn sowohl Brot als auch Salz symbolisieren wichtige Dinge, die die Schenkenden den Beschenkten wünschen.

Brot

  • Nahrung und Versorgungsgüter gehen nie aus
  • Immer genug Vorräte im Haus

Salz

  • Wohlstand
  • Glück
  • Ein Leben voller Freude

In ihrer Kombination symbolisieren Brot und Salz also, dass die Beschenkten nach ihrem Einzug in ihr neues Zuhause erfolgreich und glücklich sind – und es auch bleiben.

Was für eine Brotsorte schenkt man zum Einzug?

Da Deutschland bekanntlich die größte Brotvielfalt der Welt hat, stellt sich oft die Frage, welche Brotsorte man zum Einzug am besten verschenkt.

Grundsätzlich kann man mit keiner Brotsorte etwas falsch machen und sollte sich am besten am Geschmack der Menschen orientieren, die gerade in die Wohnung oder das Haus eingezogen sind.

Natürlich kann man bei der Wahl der Brotsorte auch auf regionale Unterschiede achten, denn in jeder Region sind andere Brotsorten beliebt.

  • Berlin: die Schrippe, ein kleines längliches Brötchen
  • Sachsen: das klassische Butterbrot/Sandwich, hier Bemme genannt
  • Bayern: die klassische Breze/Brezn

Wer es nicht ganz so streng nimmt, verschenkt auch gerne „flüssiges Brot“, also aus Hopfen gebrautes Bier.

Wenn es um Brot als Umzugsgeschenk geht, müssen es natürlich nicht unbedingt deutsche Brotsorten sein. Schließlich geht es um die Symbolik hinter dem Brot, und da ist es letztlich egal, ob es sich um ein deutsches Brot, ein französisches Baguette, ein türkisches Fladenbrot oder ein italienisches Ciabatta handelt.

Mit dem Glückspfennig zu Wohlstand

Nicht nur Brot und Salz sollen nach dem Umzug für Wohlstand sorgen. Wie heißt es so schön: Doppelt hält besser. Deshalb gibt es noch einen zweiten Umzugsbrauch, der Wohlstand symbolisiert.

Den Glückspfennig als Glücksbringer kennt praktisch jeder. Eigentlich ist ein Pfennig nicht viel wert. Aber in der deutschen Kultur ist der Pfennig ein Symbol für:

  • Glück
  • Wohlstand
  • anhaltender Reichtum
  • finanzielle Sicherheit.

Aus diesem Grund sieht dieser Umzugsbrauch vor, einen Glückspfennig im neuen Zuhause zu platzieren.

Wer keine Pfennige mehr auftreiben kann, kann natürlich auch ein Cent-Stück verwenden und diesen Brauch damit durchführen.

Haussegen – damit er nicht schief hängt

Das Sprichwort kennt jeder: „Da hängt wohl der Haussegen schief …“

Damit der Haussegen nicht wirklich schief hängt, gibt es einen uralten Brauch, der tief in der deutschen Kultur verwurzelt ist: das Haussegnen.

Die Segnung des Hauses kann dabei auf unterschiedliche Art erfolgen. In vielen Fällen wird das Haus gesegnet, indem ein

  • gesegnetes Kreuz
  • gesegneter Spruch
  • gesegnetes Bild

an einer zentralen Stelle des neuen Zuhauses aufgehängt wird.

Die Segnung dieses Hauses soll zu Harmonie, Schutz und Glück führen – und zu derselben Zeit böse Geister und negative Energien aus dem Haushalt fernhalten.

Auch Menschen, die nicht besonders religiös sind, schätzen diesen Brauch. Denn der Haussegen ist immer auch eine Erinnerung daran, dass die eigenen vier Wände der eigene Wohlfühlort sind. Das eigene Zuhause ist der Ort, an dem man sich geborgen, entspannt und sicher fühlt.

Scherben bringen Glück

Nicht nur beim Polterabend, sondern auch nach einem Umzug bringen Scherben Glück. Ein weiterer deutscher Umzugsbrauch ist deshalb das Porzellanzerschlagen.

Dazu gehört auch, das gemeinsam zerschlagene Porzellan gemeinsam aufzukehren. Dieser Aspekt spielt bei diesem Brauch eine wesentliche Rolle. Denn das gemeinschaftliche Aufkehren der Scherben steht für den Zusammenhalt der Menschen im Haushalt. 

Außerdem ist es bei diesem Brauch sehr wichtig, wirklich Porzellan zu zerschlagen. Stattdessen Glas oder Spiegel zu verwenden, bringt Unglück.

Die Einweihungsfeier als moderner Brauch

Neben den vielen alten und verwurzelten deutschen Umzugsbräuchen gibt es auch den modernen Brauch der Einweihungsfeier – egal, ob man in ein Haus oder eine Wohnung zieht.

Denn wie lässt sich der Stress und die Anspannung der letzten Wochen und Monate des Umzugs besser abbauen als mit einem Fest? Eine Feier im neuen Zuhause ist für viele eine ideale Gelegenheit, Freunden und Verwandten das neue Zuhause zu zeigen.

Außerdem kann die Einweihungsfeier eine Gelegenheit sein, sich bei allen Helfern für die Unterstützung während der Umzugsvorbereitungen und des Umzugs selbst zu bedanken.

Stift und Papier neben dem Bett in der ersten Nacht

Man sagt so schön, dass der Traum, den man in der ersten Nacht im neuen Zuhause hat, wahr wird. Deswegen legt man sich Papier und Stift neben das Bett, um den Traum am nächsten Morgen aufzuschreiben.

Das erste Frühstück im neuen Zuhause

Wer umzieht, muss meistens einige Tage Urlaub nehmen, um genügend Zeit zu haben. Es bietet sich an, auch den Tag nach dem Umzug freizunehmen. Denn ein weiterer deutscher Umzugsbrauch ist es, den ersten Morgen nach dem Einzug in die neue Wohnung mit einem ausgiebigen Frühstück oder Brunch mit der ganzen Familie und Freunden zu genießen.

Kurzum: In Deutschland gibt es etliche interessante Umzugsbräuche. Inwieweit diese in den eigenen Umzug einfließen, bleibt natürlich jedem selbst überlassen. Alles in allem sind sie aber eine willkommene Gelegenheit, Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen und den Einzug ins neue Zuhause zu feiern.

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