Apfelmänner im Geiste
Vor 23 Jahren haben sich weitsichtige Männer rund um das Apfeldorf Puch zusammengetan, um unter Einhaltung eines strengen, selbst auferlegten 12-Punkte-Regelwerkes die höchste Vergeistigung des steirischen Apfels zu kreieren. Der “Abakus” – so der Name dieses besonderen Schnapses – wird im Geheimen aus den besten Äpfeln jedes Jahrgangs hergestellt. In jährlich 1.444 reglementierten Flaschen.
Geheime Apfelwahl
Alle Zusammenkünfte der Apfelmänner beginnen mit Schweigen, Läuterung und einer Wiederholung des Regelwerks. Erst danach machen sie sich ans Werk: Ihren Apfel des Jahres wählen die Apfelmänner zum Beispiel im Herbst. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Zur Abstimmung trägt jeder Apfelmann seine Kutte, die bei jedem Treffen getragen werden muss. Abgestimmt wird mit einer hellen und dunklen Kugel, die an den namensgebenden Rechenschieber erinnern. Aus der gewählten Apfelsorte entsteht dann – käuflich im nächsten Jahr erwerbbar – der berühmte Apfelbrand Abakus.
Schnaps-Konklave
Der Abakus wird nach der Apfelernte im November gebrannt. In einem geheimen dreitägigen Konklave. Ohne Kontakt zur Außenwelt. Dazu verhüllen die Apfelmänner die Brennerei, verlassen Haus und Hof, Frau und Kinder und sperren sich drei Tage und zwei Nächte lang ein. Alle ihre Konzentration liegt jetzt auf dem Brennen des Abakus. Für Verpflegung der Apfelmänner sorgt jedes Jahr ein anderer Pucher Gastwirt, der das Mittagessen Punkt 12 Uhr vor die Brennerei stellt.
Gereifter Geist
Ist der “Abakus” gebrannt, reift er mindestens ein Jahr auf Lehmziegeln vom Keltenberg Kulm in den kühlen Gefilden des Apfelhauses – Puchs lebendem Apfelmuseum. Befinden ihn die Apfelmänner für würdig in die Riege der Abakus aufgenommen zu werden, geben sie die Sorte des letztjährig gebrannten Abakus mit einer Bronzeinschrift in einem Apfelstamm bekannt und damit zum Verkauf frei.
1444 Flaschen pro Jahrgang
Gebrannt werden jährlich genau 1444 Flaschen. Diese besondere Zahl wurde gewählt zu Ehren der Kirche von Puch, die im Jahre 1444 geweiht wurde. Während eine Flasche früher für 1444 Schillinge verkauft wurde, kostet sie heute mit dazugehörigem Buch und gestempeltem Zertifikat 104,44 Euro. Lokale Verkaufs- und Verkostungsstätten kennzeichnet ein großer hölzerner Rechenschieber vor dem Haus. Wer nicht vor Ort ist, bestellt im Internet.