Im Südwesten Boliviens, in 3653 Metern Höhe, entfaltet sich im gleißenden Licht der Höhensonne ein Meer aus Salz: der Salar de Uyuni. Mit 12.000 Quadratkilometern ist er der größte Salzsee der Welt. Er liegt auf der Hochebene Altiplano, die sich über die Anden von Südost-Peru nach West-Bolivien erstreckt. Das Altiplano ist eine der kältesten Regionen des Landes: Sobald die Sonne untergegangen ist, wird aus der sengenden Hitze im Hochland klirrende Kälte. Nachts herrschen am Salar de Uyuni manchmal Temperaturen bis zu minus zwanzig Grad.
Ursprünglich gehörte der Salar de Uyuni zum gewaltigen Anden-Binnenmeer Lago Minchins, das vor Millionen von Jahren ausgetrocknet ist. Es ließ mehrere abflusslose Seen im Altiplano zurück, darunter den Titicacasee und auch den Salar de Uyuni. Fast zehn Milliarden Tonnen Salz sollen in ihm liegen. Etwa 25.000 Tonnen davon tragen Salzbauern jedes Jahr ab, um es in andere Länder Südamerikas zu exportieren.
Leben in der Salzwüste
Wasser gibt es in der Gegend auch zur Trockenzeit reichlich. Im Süden des Salar de Uyuni breiten sich farbenprächtige Lagunen aus, in denen sich Tausende von Flamingos tummeln. Wo aufgrund des hohen Salzgehalts kaum ein anderes Wirbeltier existieren könnte, haben die rosafarbenen Vögel hier ihren idealen Lebensraum gefunden. Kleine Krebse und Algen dienen den Flamingos als perfektes Mahl. Auch das Wasser können sie trinken. Mithilfe spezieller Drüsen filtern sie das Salz einfach heraus.
Langohrige Chinchillas, die sogenannten Hasenmäuse, finden im Salar de Uyuni ebenfalls hervorragende Bedingungen. Die tagaktiven Nager leben in Höhlen oder zwischen Felsplatten und sind geschickte Kletterer. Im Süden des Salzsees erstreckt sich eine faszinierende Vulkan- und Wüstenlandschaft, in der viele geschützte Tierarten leben.
Wie auch die Vikunjas, die zur Familie der Kamele zählen: Sie sind die Produzenten der teuersten Wolle der Welt. Ihre Verwandten, die Lamas und Alpakas, gehören genauso ins Bild der Hochebene des Altiplano wie die Berge selbst. Solange sie sich in Gesellschaft ihrer Artgenossen aufhalten und etwas Gras zum Kauen finden, bietet die hochgelegene Landschaft den Tieren hervorragende Lebensbedingungen.
Das Gold der Anden
Mit ihren mondähnlichen Senken und kristallinen Strukturen wirkt die Salzwüste, als sei sie nicht von dieser Welt. Es ist nicht nur die surreal anmutende Schönheit, die den See aus Salz zu etwas Besonderem macht. Er liefert auch einen der kostbarsten Bodenschätze der Erde. Für die Industrienationen wird Lithium immer wichtiger.
Bisher werden vor allem Geräte wie Handys und Laptops mit Lithium-Akkus betrieben. Doch für die zahlreichen geplanten Hybrid- und Elektroautos werden in Zukunft viel größere Mengen des Elements benötigt.
Doch Lithium ist knapp auf der Erde – und das ist eine Chance für Bolivien. Denn allein im Salar de Uyuni sollen 5,4 Millionen Tonnen des wertvollen Rohstoffs lagern, mehr als an jedem anderen Ort der Erde. Experten vergleichen Boliviens Lithiumreserven bereits mit den Ölreserven Saudi-Arabiens. Eine historische Chance für das von Armut gebeutelte Land: Mit dem „Gold der Anden“ will die Regierung die Infrastruktur und die Lebensbedingungen der Bevölkerung verbessern. 2012 wurde die erste Förderanlage eröffnet.
Kurioses aus dem Salar
Als eine der größten Attraktionen Südamerikas ist der Salar de Uyuni ein wahrer Touristenmagnet. Eine gern besuchte Sehenswürdigkeit ist auch die Isla de los Pescadores, die sogenannte Kakteeninsel, die sich aus dem Salzsee erhebt. Bis zu zwölf Meter hohe Kandelaberkakteen ragen dort aus dem Boden. Doch nicht nur die Größe an sich ist beeindruckend, sondern auch ihre Entstehung: Etwa hundert Jahre muss ein Kaktus wachsen, um die Höhe von einem Meter zu erreichen.
Nicht weniger faszinierend sind die unzähligen Geysire und Thermalquellen, die zwischen den Bergen und Vulkanen der Anden brodeln. Gewaltige Fontänen schießen meterhoch aus dem Lava-Gestein. In den heißen Quellen lässt es sich aushalten. Mit all diesen kuriosen Naturschätzen lockt der Salar de Uyuni zahlreiche Touristen an und sichert damit den Lebensunterhalt vieler Menschen.
Der Salar de Uyuni ist der größte Salzsee der Erde. Ins Licht des Mondes getaucht, wirkt die Landschaft im Andenhochland, als wäre sie nicht von dieser Welt.
Ein besonderes Übernachtungserlebnis bietet das Playa Blanca, denn es ist kein gewöhnliches Hotel. Die Wände und Möbel bestehen nur aus Salz.
Wabenartige Strukturen erstrecken sich über die Oberfläche des Salar de Uyuni. In dieser bis zu dreißig Meter dicken Salzkruste schlummert ein Schatz: Lithium.
Das Element befindet sich in der Salzlake, die sich stark konzentriert in den Hohlräumen der Kruste angesammelt hat: Ein Liter der Lauge enthält 300 Gramm aus verschiedenen Salzen, darunter Steinsalz, Kalisalz, Magnesium und natürlich das Lithium. Insgesamt 5,4 Millionen Tonnen Lithium sollen in der Salzkruste des Salar de Uyuni liegen.
Über Jahrtausende hinweg hat der Regen des Hochlands den begehrten Rohstoff aus der Asche und dem Gestein der Vulkane gewaschen. Und auch heute noch ist der mächtige Vulkan Tunupa aktiv und garantiert weiteren Lithium-Nachschub.
Für die Industrienationen wird das Metall immer wichtiger. Bisher waren es vor allem Geräte wie Handys und Laptops, die mit Lithium-Akkus betrieben wurden. Für die geplanten Flotten von Hybrid- und Elektroautos werden künftig aber weit größere Mengen des Elements benötigt.
Doch Lithium ist rar auf unserem Planeten – und das ist eine Chance für Bolivien. Experten vergleichen Boliviens Lithium-Reserven bereits mit dem Ölvorkommen in Saudi-Arabien. Eine historische Chance für das von Armut gebeutelte Land: Mit der Förderung des Lithiums könnten die Infrastruktur und die Lebensbedingungen verbessert werden.
Nicht weit entfernt, in der Atacama-Wüste des benachbarten Chile, liegt das zweitgrößte Lithium-Reservoir der Welt. Etwa drei Millionen Tonnen des Elements enthält der Salar de Atacama. Derzeit wird Lithium noch vor allem dort sowie in Argentinien, China und den USA gewonnen.
Während der Regenzeit verwandelt sich die Wüste in ein glänzendes Meer, durchzogen von funkelnden Salzkristallen.
In der Trockenzeit wiederum, von Mai bis November, bleiben davon nur einige Wasseraugen und schlammige Ufer zurück.