Die Kraft der Steine
Im Mittelalter wurden Diamanten unglaubliche Kräfte angedichtet: Sie würden Trägerinnen und Trägern Glück bringen, Anziehungskraft verleihen und ungünstigen Sternenkonstellationen entgegenwirken.
Es gibt auch ein berühmtes Gegenbeispiel: Ein Diamant der ausschließlich Pech anzog, ist der blaue Hope. 1668 gelangte er in den Besitz von König Ludwig XIV. Kurz darauf verstarb des Königs Enkel, der Krieg endete für Ludwig im Desaster. Marie Antoinette und Ludwig XVI., die den Stein 120 Jahre später trugen, landeten auf der Guillotine.
Alle weiteren Eignerinnen und Eigner sollen auf merkwürdige Weise umgekommen sein. Gerüchten nach ist Hope auch auf der Titanic gesehen worden. Der unerschrockene Diamantenhändler Harry Winston erwarb den Stein für 179.920 US-Dollar und schenkte ihn dem Smithsonian Institution in Washington. Dort hat er bislang noch keinen Schaden angerichtet.
Mit Krabblern und Baggern auf Diamantenjagd
Da bei Vulkanausbrüchen diamanthaltiges Magma auch in die Ozeane floss, durchforsten Spezialschiffe den Meeresgrund. Mit umgebauten Ölbohrschiffen gehen sie auf Diamantenjagd. Unterwasser-Roboter, sogenannte Krabbler, pumpen die Steine hinauf an Deck. Noch an Bord lesen die Forscher die Diamanten aus.
Diamanten sind dort zu finden, wo es Kimberlit gibt. In diesem Gestein stecken die Edelsteine. Kimberlit kommt vor allem in Südafrika vor. Genauer: in der Kimberlit-Mine. Dort suchen Diamantenhungrige sowohl über als auch unter der Erde nach den Setinen.
In 800 Metern Tiefe klopfen sie Wände ab, waschen das Gestein und sortieren noch vor Ort die Diamanten aus. Über der Erde tragen riesige Bagger gewaltige Mengen Gestein ab. Ist der Boden besonders hart, wird er oftmals gesprengt.
Um ein Karat geschliffenen Diamant zu gewinnen, müssen etwa 250 Tonnen Kimberlit gesammelt werden. Neben Südafrika gibt es auch in Wüstengebieten, Namibia, Tansania und Brasilien viel Kimberlit.
Darum sind Diamanten so kostbar
Rohdiamanten sehen aus wie mattes Glas. Erst durch den Schliff können die Edelsteine das einfallende Licht zurückwerfen und funkeln. Die einzelnen kleinen Flächen, die der Juwelier in den Stein schleift, heißen Facetten. Stehen sie im richtigen Winkel, erreicht der Diamant höchste Brillanz. Ein runder, ganz geschliffener Diamant wird deshalb auch Brillant genannt. Nur ein Stein mit 56 Facetten ist ein echter Brillant.
Neben dem Schliff entscheiden die Farbe, die Reinheit und das Gewicht über den Wert des Steins. Viele Diamanten sind farbig und ebenso wertvoll wie farblose Edelsteine. Die meisten von ihnen haben kleine Punkte, sogenannte Einschlüsse. Je weniger im Diamanten vorkommen, desto strahlender und wertvoller ist der Stein.
Ebenso ist entscheidend, wie viel der Diamant auf die Waage bringt. Die Gewichtseinheit bei Edelsteinen heißt Karat. Fünf Karat sind ein Gramm. Diamanten sind gegen chemische Substanzen unempfindlich und neben sichtbarem Licht auch für Röntgenstrahlen und Radarwellen durchlässig. Deshalb sind die Edelsteine für viele technische Anwendungen unersetzlich.
Kohlenstoff oder Klunker: Wie ein Diamant entsteht
So wertvoll ein Diamant ist, so einfach ist sein chemischer Aufbau. Er besteht nur aus Kohlenstoff. Ob aus ihm ein einfacher Graphit oder Diamant wird, entscheidet sich im Inneren der Erde. Alle natürlichen Diamanten sind rund drei bis vier Milliarden Jahre alt. In dieser Zeit hat sich in bis zu 400 Kilometern Tiefe der Erde Kohlenstoff gebildet. Bei Temperaturen von gut 1500 Grad Celsius und unter gewaltigem Druck kristallisierten sich aus dem geschmolzenen Kohlenstoff Diamanten.
Waren die Temperaturen und der Druck niedriger, bildete sich einfacher Graphit. Nur wenn ein Vulkan ausbrach, gelangten die Diamanten in Magmaströmen zur Erdoberfläche. Das Magma erkaltete und verwandelte sich in das Gestein Kimberlit. Darin sind bis heute die Diamanten verborgen.