Tiere flirten, kämpfen, suchen Nahrung – und Häuser bauen sie auch: In den oft kunstvollen Anlagen finden sie Schutz vor Räubern, Wind und Wetter, sowie ein behagliches Plätzchen für die Aufzucht ihrer Jungen. Passende Materialien liefert die Natur, und für ihre ganz individuellen vier Wände nutzen manche Tiere sogar körpereigene Substanzen als Baustoffe.
Kleine Hochhäuser
Termitenhügel sind beispielsweise kleine Hochhäuser: In einem einzigen Bau können mehrere Millionen Tiere leben. Im Verhältnis zu ihrer Körpergröße errichten Termiten die größten Bauwerke der Welt. Bis zu fünfzig Jahre kann es, etwa bei den Riesentermiten, dauern, bis das Prachtwerk fertiggestellt ist.
Dabei ist der für uns sichtbare „Hügel“ ist nur die Spitze des Eisbergs: Mindestens drei Viertel des eigentlichen Baus sind unterirdisch. Als Baumaterial verwenden die Termiten Erde und zerkautes Pflanzenmaterial; Kot und Speichel dienen als Bindemittel. Diese Mischung erreicht eine außergewöhnliche Festigkeit und Härte, etwa so wie Sandstein.
Die Turmbauten schützen das Termitenvolk nicht nur vor Feinden, im dunklen Innern herrscht auch ein gleichmäßig feuchtwarmes Wohnklima. Die Kammer mit der Termitenkönigin bildet das Zentrum und Herzstück des Termitenhügels. Die Kammern für Eier und kleinere Larven liegen in der Nähe der Königinnenkammer. Nach außen hin folgen dann die Räume für größere Larven und Arbeiter-Termiten.
Der gesamte Bau ist von einem komplizierten Labyrinth aus Gängen und Luftschächten durchzogen. Das Leben spielt sich auf mehreren Etagen ab, wobei die einzelnen Bereiche über „Schnellstraßen“ verbunden sind. Luftschächte sichern die Sauerstoffversorgung und leiten das von den zahllosen Insekten erzeugte Kohlendioxid nach außen. Die Termiten verbringen die meiste Zeit ihres Lebens in den dunklen Gangsystemen – nur zum Holzsammeln verlassen sie kurz den Bau.
Tiere als Landschaftsarchitekten
Wespennester wiederum befinden sich in Baum- oder Erdhöhlen, werden an Ästen oder unter Dachbalken aufgehängt. Tatsächlich bestehen aus einer Art Papier – denn Wespen zerkauen morsches, trockenes Holz zu kleinen Kügelchen. Anders als Bienen können sie in ihrem Körper kein Wachs zum Wabenbau produzieren. Doch ist der Papierbrei einmal erhärtet, ist er äußerst belastbar. Das fertige Nest ist fast kugelförmig und wird von mehreren Lagen „Wespenpapier“ umhüllt.
Dabei gibt es nicht nur „Papierwespen“: Einige Arten benutzen völlig andere Baustoffe. Auch Lehm ist beliebt, und manche Wespen graben auch einfach Löcher oder nisten sich in den Nestern anderer Insekten ein.
Auch Biber zählen zu den bekanntesten Baumeistern des Tierreichs. Sie errichten beeindruckende Dammbauten, mit denen sie Bäche aufstauen und künstliche Teiche anlegen. Zum Bauen verwenden Biber hauptsächlich Äste, aber auch ganze Baumstämme, die miteinander verflochten werden. Die Zwischenräume dichten sie mit Steinen und Schlamm ab. In nur zehn Minuten kann ein Biber einen kleinen Baum fällen.
Dabei nagt er den Stamm von einer Seite an, so dass er direkt in Richtung Wasser fällt. Mit ihren kunstvollen Anlagen betätigen sich Biber sogar als Landschaftsgestalter: Durch die Dämme werden wilde Bäche zu Seen aufgestaut, die verhindern, dass tiefer gelegene Wiesen und Äcker versanden und verkiesen. In den neu entstandenen Stauseen wiederum können sich dann wiederum zahlreiche andere Tiere ansiedeln.