Cholesterin kommt allein in tierischen Lebensmitteln vor und gilt landläufig als Auslöser für Arterienverkalkungen und damit einhergehenden Schlaganfällen und Herzinfarkten. Die Pharmaindustrie hat hier Lunte gerochen und macht ein Milliardengeschäft mit cholesterinsenkenden Medikamenten. Aber ist die körpereigene (!) Substanz wirklich so schlecht wie ihr Ruf?
Mythos Nr. 1: Cholesterin ist Gift für den Körper
Wer cholesterinreiche Nahrung zu sich nimmt oder von Haus aus einen hohen Cholesterinspiegel besitzt, hat ein erhöhtes Risiko an Arterienverkalkungen zu erkranken. Diese können im Ernstfall bis zum Herzinfarkt und damit zum Tod führen.
Fakt Nr. 1: Cholesterin ist für den Körper lebensnotwenig
Das Cholesterin per se zu verteufeln ist völlig falsch, denn: Es ist für uns unentbehrlich! Tatsächlich produziert unser Körper – und dabei vor allem die Leber – selbst Cholesterin. Ohne den körpereigenen Stoff würden unsere Organe nicht richtig arbeiten, unser Gedächtnis würde ins Stocken geraten. Ja sogar unser angeblich so bedrohtes Herz besteht selbst zu zehn Prozent aus Cholesterin.
Mythos Nr. 2: Eier und Speck bitte meiden
Maximal zwei Eier soll man in der Woche essen – so der gängige Ratschlag. Es ist ja auch reich an Cholesterin, würde so die Blutfettwerte in die Höhe schnellen lassen und damit dem lieben Herzen stark zusetzen. Auch vor Fettschleudern wie Speck wird zum Wohl der Cholesterinwerte gewarnt.
Fakt Nr. 2: Der Körper kann die Eigenproduktion eindämmen
Wer Cholesterin mit der Nahrung zu sich nimmt, treibt seinen Cholesterinspiegel nicht zwangsläufig in die Höhe. Unser Körper verfügt nämlich über einen Mechanismus, der ihn vor einer Überdosis Cholesterin aus Eiern oder Speck schützt: Nehmen wir große Mengen Cholesterin über die Nahrung auf, drosselt unser Organismus die körpereigene Produktion. Verschiedene Studien bestätigen, dass Ei-Liebhaber nicht häufiger an Herzproblemen oder Arterienverkalkung leiden als Ei-Ablehner. Dieser Freifahrtschein gilt allerdings nicht für Menschen, die bereits einen erhöhten Cholesterinspiegel haben!
Mythos Nr. 3: hohe Cholesterinwerte = schlechte Gesundheit
Diagnostiziert der Arzt erhöhte Blutfettwerte, sind die Patienten sofort alarmiert und packen gedanklich schon alle cholesterin- und fettarmen Produkte aus dem Supermarktregal in den Einkaufswagen.
Fakt Nr. 3: Manche hohen Werte können Leben retten
Menschen mit erhöhten Blutfettwerten haben jedoch einen entscheidenden Vorteil: Im Falle einer Blutvergiftung kann Cholesterin lebensrettend sein. Studien zeigen, dass Cholesterin bei einer Blutvergiftung Teil eines ausgeklügelten Abwehrmechanismus unseres Körpers ist. Würde man den Cholesterinspiegel durch Medikamente künstlich senken, würde man auch diesen Abwehrmechanismus schwächen.
Mythos Nr. 4: Margarine ist gesünder als Butter
Im Gegensatz zu fetter Butter wird Margarine oftmals als gesünder angesehen. Tierische Fette in Butter erhöhen angeblichen den Cholesterinspiegel und machen zudem auch noch dick. Deswegen scheint der Griff zur Margarine doch nur sinnvoll – oder?
Fakt Nr. 4: Butter als zuverlässiger Energielieferant
Wie bei den Eiern stimmt auch beim Butterverzehr der Körper seine Eigenproduktion auf die Nahrungs-Zufuhr von Cholesterin ab. Eine Langzeitstudie der Harvard Universität in den USA ergab, dass eine sehr butterlastige Ernährung die Blutfettwerte gesunder Menschen nur um höchstens zwei Prozent verändert. Zudem ist Butter ein wichtiger Energielieferant, der unseren Akku bei körperlichen oder geistigen Anstrengungen schnell wieder auflädt.
Mythos Nr. 5: Cholesterinsenkende Medikamente sind ein Segen
Seit der vermeintlichen Entdeckung vor über 100 Jahren, dass Cholesterin für Arterienverkalkungen verantwortlich sei, hat die Pharmaindustrie einen immer größeren Umsatz mit cholesterinsenkenden Medikamenten verzeichnet. Und das ist auch gut so, denn immerhin leben wir mit ihnen auch länger – oder?
Fakt Nr. 5: erst ab einem bestimmten Grad sinnvoll
Die in cholesterinsenkenden Medikamenten enthaltenen Statine senken den Cholesterinhaushalt zwar zuverlässig – doch ist eine Behandlung damit nur ab einem bestimmten Schweregrad sinnvoll. Vorbeugend sollte man sie nicht nehmen, denn sie bergen gefährliche Nebenwirkungen. Die Einnahme kann bei übergewichtigen Cholesterinpatienten mit hohem Blutdruck zu einem verstärkten Diabetesrisiko führen. Die Kombination mit Grapefruitsaft führe in manchen Fällen sogar zu Muskelschäden.
Mythos Nr. 6: Achtung ab einem Wert von 200
Übersteigt der eigene Cholesteringehalt einen Wert von 200 Milligramm pro Deziliter Blut, gilt er als zu hoch und damit gefährlich für die Gesundheit.
Fakt Nr. 6: Risikowert hängt von vielen Faktoren ab
Es gibt keinen allgemeingültigen Wert, der für alle Menschen gilt. Wie gefährlich der vom Arzt ermittelte Cholesterinwert wirklich ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab: zum Beispiel davon, ob Erkrankungen wie Diabetes vorliegen, wie hoch der Blutdruck ist oder wie alt man ist. Außerdem muss man innerhalb des Gesamtcholesterins noch zwischen LDL- und HDL-Werten unterscheiden: HDL-Cholesterin löst Fette und transportiert sie zur Leber, wo sie verarbeitet werden. LDL-Cholesterin kann sich beim Transport der Fette zu den Körperzellen in den Arterien ablagern und diese verstopfen. Ein hoher HDL-Spiegel ist also erwünscht, ein hoher LDL-Spiegel dagegen bedenklich.
Mythos Nr. 7: Alkohol ist schlecht für den Cholesterinhaushalt
Neben den schädlichen Inhaltsstoffen von Zigaretten wird auch dem Alkohol eine gefäßschädigende Wirkung zugeschrieben. Daher sollte bei erhöhten Cholesterinwerten sicherheitshalber auf Alkohol verzichtet werden.
Fakt Nr. 7: Ab und zu ein Glas Wein tut gut!
Alkohol grundsätzlich verbieten? Keineswegs! Verschiedene Studien haben gezeigt, dass ein gelegentliches Glas Rotwein, eine Flasche Bier oder ein Gläschen Schnaps gut für die Gefäße sind. Denn Alkohol erhöht das „gute“ HDL-Cholesterin, hemmt Entzündungen, verbessert die Fließeigenschaften des Blutes und sorgt dafür, dass unsere Blutplättchen nicht verklumpen. Aber Vorsicht! Natürlich gilt auch hier: Alles in Maßen. Zu viel Alkohol wirkt sich negativ auf den Cholesterinspiegel aus.