Ob zum Shoppen, Online-Banking, zum Buchen von Urlaubs- und Geschäftsreisen oder einfach, um mit anderen Menschen zu kommunizieren. Das Internet ist aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Kaum vorstellbar, dass es ein Leben vor dem World Wide Web gab. Ein kleiner Rückblick zu den Anfängen.
Die Entstehung des Internets geht auf die Zeit des Kalten Kriegs zwischen den beiden Weltmächten USA und UdSSR zurück. Zu dieser Zeit bestand das Problem, dass die US-Regierungsstellen nach einem Atomangriff nicht sicher miteinander kommunizieren konnten. Es musste ein Kontrollnetzwerk her, welches die Städte und Militärstätten miteinander verbinden konnte.
Der Weg vom Arpanet zum Internet
Im Jahr 1958 wurde die Arbeitsgruppe ARPA (Advanced Research Projects Agency) in den USA gegründet. Diese hatte den Auftrag, der USA wieder eine Vormachtstellung im Bereich der Raumfahrt zu verschaffen, indem sie nach neuen Technologien und Ideen forschen sollte. Zuvor hatte die Sowjetunion den ersten Satelliten „Sputnik“ ins Weltall geschossen und mit diesem Technologievorsprung bei den Amerikanern den sogenannten „Sputnik-Schock“ ausgelöst.
Die ARPA sollte dabei wissenschaftliche Projekte bei Universitäten und Forschungseinrichtungen fördern, deren Ergebnisse letztendlich dem US-Militär zugutekommen sollten. Sechs Jahre später arbeitete Paul Baran, Mitarbeiter der Firma RAND Corporation, an einem dezentralen Netzwerk mit der digitalen Informationsüberübertragung für die US Air Force. Diese neuartige Netzstruktur sollte das Netz der Air Force gegenüber äußeren Einflüssen sichern, indem sie kleine Datenpakete über verschiedene Wege durch das Netz zu einem anderen Computer schickte. Die Daten konnten am Zielort wieder zu nutzbaren Information umgewandelt werden. Das dezentrale Netzwerk von Baran wurde jedoch nie innerhalb der Air Force umgesetzt, da das US-Verteidigungsministerium nach einer zentralen Lösung für die gesamten US-Streitkräfte bestand.
Arpanet entwickelt sich zum Usenet
Aus dem am Massachussetts Institute of Technology (MIT) entwickelten Prinzips des Time Sharing, welches ermöglichte, dass mehrere Benutzer an einem Computer gleichzeitig arbeiten konnten, entstand 1969 auf Initiative von J. C. R. Licklider mit dem Arpanet das weltweit erste Computernetzwerk.
Gefördert von der namensgebenden ARPA ermöglichte dieses Netz die Kommunikation verschiedener Computer über Telefonleitungen. Grundgedanke dabei war eine hohe Redundanz des Netzes zu militärischen Zwecken. Auch bei Ausfall eines oder mehrerer Netzknoten sollte diese Funktion erhalten bleiben. Diese Dezentralität stellte sich als Nebeneffekt in späterer Zeit als Garant für die Unkontrollierbarkeit und die daraus resultierende Neutralität des Internet heraus.
Weiteres Merkmal dieser Technologie war die Aufteilung der übermittelten Daten in sogenannte Pakete, die sich automatisch innerhalb des Netzes den Weg mit der geringsten Netzlast suchten. Aufgrund der Tatsache, dass sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in anderen Ländern weitere Computernetzwerke entstanden, wurde schnell ein gemeinsames Protokoll erforderlich, um diese zu koppeln. Hierfür etablierte sich schnell das 1974 entwickelte Protokoll TCP/IP, dessen Integration in das verbreitete Betriebssystem UNIX von der ARPA gefördert wurde.
Weil ein Anschluss an das Arpanet zunächst nicht jedem Interessenten zur Verfügung stand und außerdem mit hohen Kosten verbunden war, entwickelten Studenten als Alternative 1979 das Usenet. Dies verfügte neben dem E-Mail-Verkehr auch über öffentliche Diskussionsforen, so genannte Newsgroups.
Diese offene Alternative zum Arpanet erfuhr innerhalb weniger Jahre weltweit immer größere Verbreitung, so dass Mitte der 1980er Jahre mit der Umstellung auf das Network News Transport Protocol (NNTP) eine Verbreitung via TCP/IP über das Internet ermöglicht wurde.
Das Internet kommt nach Europa
Ab 1970 stießen die vernetzten Rechner auch bis nach Europa vor. In Frankreich und Großbritannien tauchten die ersten Computernetzwerke auf, die jedoch mit dem amerikanischen Arpanet nichts zu tun hatten. Im Bereich des Arpanets kam es ab 1970 ebenfalls zu zahlreichen Neuerungen und Erweiterungen.
1971 wurde die erste E-Mail verschickt. Ray Tomlinsen, ein renommierter Computertechniker, entwickelte dieses System. Von ihm wurde auch erstmals das @-Zeichen verwendet, welches auch heute noch in jeder Emailadresse vorhanden ist. Im Jahr 1972 wurde schließlich das File Transfer Protocol (FTP) für die Übertragung von Daten entwickelt. Ein weiteres Protokoll, das Transmission Control Protocol (TCP), wurde 1973 von Vinton Cerf und dem Mathematiker Robert Kahn ins Leben gerufen. Dieses Programm diente als eine Art Übersetzer um auch zwei verschiedenartige Netzwerke miteinander verbinden zu können. Einige Zeit später wurde daraus das TCP/IP-Protokoll – heute das Standardprogramm für den Datenaustausch für kleine Pakete im Internet.
Im Jahr 1981 waren bereits 188 Computer mit etwa 500 000 Nutzern miteinander vernetzt. In diesem Jahr begann auch die Umstellung der ARPAnet-Protokolle auf das neue Internet Protokoll. Weiterhin wurden die Netzwerkprotokolle TCP, IPv4 und ICMP in den spezifiziert. 1984 war es dann auch in Deutschland so weit. An der Universität in Karlsruhe erhielt Michael Rotert die erste E-Mail. In diesem Jahr trat auch erstmal das DNS (Domain Name System) auf, welches es den Usern ermöglichte, einen Rechner mit einem konkreten Namen anzusprechen.
Die Vernetzung weitet sich aus
Während in den Jahren von 1970 bis 1988 die Grundlagen für das Internet geschaffen wurden, dienten die Jahre von 1989 bis 1990 der Verfeinerung. Vor allem aber wurde das Internet so weiterentwickelt, dass es auch eine Vielzahl von Menschen nutzen konnte. 1989 tauchte erstmals die HTML-Sprache auf.
Der Physiker und Informatiker Tim Berners-Lee entwickelte hierfür erste Entwürfe, darunter auch das HTTP-Protokoll. Seit diesem Durchbruch war es möglich, über sogenannte Links auf andere Webseiten zu gelangen. Danach entwickelte Berners-Lee die URL, den Webbrowser und den Webserver. Damit war das Internet so weit entwickelt, dass es ARPAnet komplett ablöste.
Den wirklichen Durchbruch erlebte das Internet jedoch erst im Jahr 1990. Die National Science Foundation machte das Internet von da an auch für kommerzielle Zwecke nutzbar. Ab diesem Zeitpunkt hatte jeder Zugang zum Internet – unabhängig davon, ob er an einer Universität war oder nicht.
Browserentwicklung
Der erste entwickelte Browser von Tim Berners-Lee setzte sich nicht durch. Marc Andreessen und Eric Birne entwickelten den Browser Mosaic. Dieser war grafikfähig und verbreitete sich sehr schnell. Zusammen mit Jim Clark wurde die Firma Netscape ins Leben gerufen. Daraus entstand die führenden Browser Netscape Navigator. Nachdem jedoch immer mehr Konkurrenz auf dem Browsermarkt einsetzte, verlor dieser wieder an Bedeutung und wurde 2008 ganz eingestellt.
1994 wurde eines der wichtigsten Fähigkeiten des Internets entwickelt: Suchmaschinen. Bevor im Jahr 1998 Google entstand, dominierten Lycos und Yahoo den Suchmaschinenmarkt. In den darauffolgenden Jahren gewann Google immer mehr an Bedeutung, vor allem auch durch seine Schnelligkeit und Relevanz in B
ezug der Suchergebnisse.
Das Internet wächst
Seit 1995 hat sich das Internet nicht mehr sonderlich verändert. Dafür erlebt es aber eine immer größer werdende Beliebtheit. In diesem Jahr entstand auch das Internetgeschäft Amazon, das bis heute jährlich wächst und seine Produktpalette permanent erweitert. Sechs Jahre später entstand Wikipedia, welches heute das beliebteste Online-Lexikon ist. Im Jahr 2000 waren bereits 100 Millionen Rechner mit dem Netz verbunden.
Im Jahr 2003 erlebte das Internet seine zweite Hochphase, welche auch unter dem Begriff Web 2.0 bekannt war. Es gab zwar keine technischen Neuerungen aber es wurde neue wichtige Anwendungsmöglichkeiten und Webseiten geschaffen. In diesem Jahr entstand das heute so erfolgreiche und bekannte soziale Netzwerk Facebook. 2005 folgte YouTube als eine der heute führenden Videoplattform. Sowohl auf Facebook als auch YouTube sind die User für die Inhalte verantwortlich.
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