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Die geheimen Codes der Schönheit

Foto: Envato / wayhomestudioo

Die geheimen Codes der Schönheit

Wir alle wollen schön sein: Das Streben nach Schönheit ist ein elementarer Bestandteil unserer menschlichen Identität. Doch was empfinden wir eigentlich genau als schön? Und warum? Die Suche nach einer universellen Schönheitsformel bringt zahlreiche Geheimnisse ans Licht.

Schön oder nicht schön? Wie wir gesehen haben, gibt es sowohl universelle Versuche, diese Frage zu beantworten, als auch ganz persönliche Werturteile, die auf den Einzelfall ankommen. Die Natur schwelgt in besonders opulenten Auswüchsen von Prachtentfaltung, speziell zum Zweck der Fortpflanzung.

In allen menschlichen Gesellschaften gab und gibt es oft ganz unterschiedliche kulturelle Schönheitsideale. Das Rätsel der Schönheit wird die Menschen weiter beschäftigen. Über Schönheit lässt sich tatsächlich streiten, und im Zweifelsfall liegt sie im Auge des Betrachters.

Streben nach Perfektion

Schön zu sein, ist enorm wichtig für uns Menschen. Nach äußerer Vollkommenheit zu streben und sich zu schmücken gehört zu unseren elementaren Lebensäußerungen. Eine makellose Erscheinung von außen gilt oft als Privileg der Jugend, während innere Schönheit – also Weisheit und ein reicher Erfahrungsschatz – für gewöhnlich mit dem Alter wachsen.

Schönheit wirkt

Doch was ist eigentlich schön? Kann man Schönheit messen? Gibt es vielleicht einen „Geheimcode“, mit dem sich das Rätsel der Schönheit entschlüsseln lässt? Woher kommt die exotische, anmutigen Erscheinungen in der freien Natur, wenn es hier doch primär ums nackte Überleben geht? Schönheit scheint jedenfalls nicht nur eine Einbildung des Menschen zu sein. Schönheit – und ihr Gegenteil – sind allgegenwärtig. Egal, ob Menschen, Tiere, Blumen, Orte, Landschaften, Gegenstände: Wir urteilen intuitiv, ob wir sie schön finden oder nicht.

Im Auge des Betrachters

Schönheit liegt im Auge des Betrachters, sagt ein altes Sprichwort. Weil jeder Betrachter anders wahrnimmt, lässt sich darüber also trefflich streiten. Als schön empfinden wir, was bei uns einen besonderen, angenehmen Eindruck hinterlässt. Schönheitsideale unterscheiden sich von Kultur zu Kultur, unterliegen dem Wandel Zeit. Immer wieder haben sich Forscher auf die Suche nach der „Schönheitsformel“ begeben.

Die goldenen Zahlen der Schönheit

Das Geheimnis der Schönheit könnte in einer nüchternen Zahlenkombination verborgen liegen: 36 zu 46. Das ist das ideale Verhältnis von Augen, Nase und Mund, das als „goldene Zahlen“ der Schönheit vor einiger Zeit für Aufsehen sorgte. Forscher aus den USA und Kanada hatten anhand von Experimenten diejenigen Proportionen entschlüsselt, die wir unbewusst als am schönsten empfinden.

Schöne Menschen sind erfolgreicher

Etliche Studien haben nachgewiesen, dass schöne Menschen es tatsächlich leicht haben: Im Job, im Leben, in der Liebe. Ein attraktives Äußeres signalisiert Stärke, Jugend und Selbstbewusstsein. Auch deshalb wir Schönheit gern mit Erfolg und Macht assoziiert. Diese Tatsache wird auch als „Halo“-Effekt bezeichnet: Die als positiv bewertete äußere Schönheit strahlt wie ein Heiligenschein („halo”) auf das Gesamtbild eines Menschen ab.

Für die Schönheit unters Messer

Der Schönheitskult und damit einhergehender gesellschaftlicher Druck wächst: Topmodels, Filmstars geben die Leitlinie vor – und wir sind versucht, diesen Idealen hinterherzurennen. Immer mehr und immer jüngere Frauen – und besonders auch Männer – sind bereit, sich für Schönheits-OPs unters Messer zu legen.

Die neue Nase, größere Brüste oder der perfekt modellierte Waschbrettbauch gelten als Statussymbol. Der perfekte Luxuskörper wird zur Voraussetzung für ein auch ansonsten perfektes Leben. Der neueste Trend aus den USA: Eine markante Kinnpartie, die Macht und Stärke signalisiert. Die Zahl der Kinn-Operationen ist in Amerika im ergangenen Jahr rasant gestiegen, wie der US-Verband der Schönheitschirurgen (ASPS) kürzlich berichtete. Auch Lippen-, Wangen- und Brust-OPs legten weiter zu.

Paradiesvögel und Prachtgefieder

Die Frauen unter uns Menschen gelten als das „schöne Geschlecht“. In der Natur ist es oft genau andersherum: Besonders in der Vogelwelt tragen die Männchen häufig das prächtige Gefieder, das bei der Balz die Weibchen anlockt. Ob Pfauen, Paradiesvögel oder Enten: Die Prachtentfaltung ihrer Männchen verwirrte schon Charles Darwin, den Begründer der Evolutionslehre.

Für ihn war dieses Naturphänomen ein „unverständlicher Luxus”, der nicht zu seiner Theorie der „natürlichen Auslese” passte. Die Vielfalt und Schönheit der Natur erklärte er deshalb mit der „sexuellen Selektion”: Die Weibchen sind wählerisch und bevorzugen diejenigen Männchen, die besonders prächtig sind – und dadurch den besten und fittesten Nachwuchs versprechen.

Sex und Vernunft

„Seltsam, wie sehr sich das Kulturwesen Mensch und die Naturwesen der Tierwelt ähneln, wenn es um die Fortpflanzung geht“, schreibt der Evolutionsbiologe Josef H. Reichholf in seinem umfangreichen Werk „Der Ursprung der Schönheit“. „Die Regeln von Vernunft und Ökonomie setzt der Sex anscheinend außer Kraft.“ Doch die Tatsache, dass in der Natur wie in der Menschenwelt Schönheitsideale existieren, die als Leitlinie dienen und nach denen wir streben, kann Reichholf zufolge auch eine große Freiheit bedeuten.

Jenseits vom Durchschnitt

„Sich anzupassen, mag da und dort und unter diesen oder jenen Bedingungen durchaus notwendig sein“, so Reichholf. „Wichtiger ist aber die mehr oder minder starke Lösung von der Umwelt“. Was schön ist, liegt letztendlich also wohl doch im Auge des Betrachters: Zu viel Durchschnitt, zu viel Perfektion empfinden wir mittelfristig als langweilig. Wir Menschen brauchen die Abweichung vom Ideal.

Deshalb ist es durchaus sinnvoll, nicht immer dem nächsten Modetrend hinterherzurennen und das Diktat der Schönheitsindustrie einfach mal zu ignorieren. Denn gut genug ist manchmal eben besser als perfekt. Eines scheint sicher: Das Rätsel der Schönheit bleibt spannend und wird die Menschen immer wieder beschäftigen.

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