Was es mit dem Begriff Dirndl auf sich hat
Tatsächlich kommt der Begriff Dirndl ursprünglich vom Wort Dirne. Im modernen Sprachgebrauch hat das Wort einen negativen Beigeschmack, da es eine andere Bezeichnung für Lustdirne beziehungsweise Prostituierte ist. Was viele nicht wissen: Im Grunde beschreibt Dirne nichts anderes als ein junges Mädchen – genaugenommen eine Magd, die in der Haus- und Landwirtschaft tätig ist.
Diese Begriffsherkunft ist übrigens nicht unbegründet. Das Kleid wurde schließlich lange von Mägden getragen, bevor es sich bei allen Gesellschaftsklassen etablierte.
Ursprünglich nicht mehr als Arbeitskleidung?
Wer heutzutage ein hochwertiges Dirndl kauft, muss tief in die Tasche greifen. Das ist in Ordnung, denn es handelt sich nun einmal um etwas Besonderes, das nicht jeden Tag getragen wird. Ursprünglich war das anders: Zwar nahm das Dirndl eine gesellschaftliche Bedeutung ein, aber es ging weniger um ausgelassene Feste, sondern mehr um Arbeit und Fleiß. Es wurde um 1900 erfunden und damals hauptsächlich von Mägden getragen.
Damit bestand das Dirndl in den meisten Fällen aus robusten Naturmaterialien. Damit war zusammen mit der obligatorischen Schürze – welche bei Bedarf ausgetauscht werden konnte – eine hohe Langlebigkeit gegeben. Erst als Kaiser Franz Joseph sich zunehmend mit Lederhose zeigte, weckte die Trachtenmode auch das Interesse von Adligen und Großbürgern.
Um 1870/80 schauten sich immer mehr wohlhabende Frauen aus der Stadt die Kleider von ihren Mägden ab. Das Dirndl wurde an einigen Stellen verschönert und während Erholungsaufenthalten auf dem Land getragen. Während des Nationalsozialismus wurde das Dirndl als Symbol der Arterhaltung instrumentalisiert.
Das führte auch zu einigen Änderungen, wie einer Entfernung des geschlossenen Kragens. Diese Änderungen blieben bis heute erhalten. Die heutigen Dirndl mit einfachem Rock, engem Mieder und schmaler Taille stammen also aus der Zeit des Nationalsozialismus. Die ursprünglichen Trachtenkleider waren nicht annähernd so freizügig.
Varianten des Dirndls
Das eine Dirndl gibt es nicht, sondern es gilt zwischen verschiedenen Varianten zu unterscheiden. Das klassische Dirndl ist das lange Dirndl mit einer Rocklänge von 80 bis 90 cm. Eine Alternative dazu stellt das Midi-Dirndl mit einer Rocklänge von 65 bis 70 cm dar. Es soll noch kürzer sein? Dann ist das Mini-Dirndl perfekt: Hier liegt die Rocklänge gerade mal bei 50 bis 60 cm. Es ist also für jeden Geschmack etwas dabei. Zumal es beim Binden der Schleife einige Möglichkeiten gibt.
Was die Schleifen über die Trägerinnen aussagen
Viele Frauen tragen zu ihrem Dirndl Accessoires als Modestatement. Das kann optisch eine Menge hermachen, aber noch viel wichtiger ist die Schleife. Es macht einen großen Unterschied, wie die Schleife gebunden wird. Im Folgenden die Bedeutung der verschiedenen Bindearten:
- Links gebunden: ledig oder single und auf der Partnersuche
- Rechts gebunden: verlobt, verheiratet oder nicht an einem Partner interessiert
- Hinten gebunden: Kellnerinnen oder Witwen
- Vorn gebunden: junge Mädchen, Jungfrauen oder Kinder
Männer auf der Partnersuche sollten die Bedeutung der Schleifen auf jeden Fall kennen. Das kann die Partnersuche ungemein erleichtern. Es werden schließlich weniger Frauen angesprochen, die von Grund auf kein Interesse haben.
Die Lederhose als männliches Pendant zum Dirndl
Wir haben es bereits angeschnitten, aber trotzdem möchten wir an dieser Stelle noch einmal erwähnen, dass die Lederhose das männliche Pendant zum Dirndl ist. Daher wird sie sowohl in Deutschland als auch in Österreich von vielen Männern auf kulturellen Veranstaltungen mit Stolz getragen.
Im Gegensatz zum Dirndl dürfte es leichter ersichtlich sein, dass die Lederhose ursprünglich nichts anderes als Arbeitskleidung war. Davon kann heute nicht mehr die Rede sein: Die traditionelle männliche Tracht mit bayerischen Strümpfen und Haferlschuhen ist inzwischen etwas Besonderes.
Nach wie vor das beliebteste Trachtenkleid in Deutschland und Österreich
Das Dirndl ist bei Weitem nicht das einzige Trachtenkleid in Deutschland und Österreich. Es steht jedoch außer Frage, dass es bei den traditionellen Volksfesten die unangefochtene Nummer Eins bleibt. Es gibt kein einziges Trachtenkleid, das auch nur annähernd an die Popularität des Dirndls heranreicht.
Das wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Zumal auch Besucher aus anderen Ländern bei deutscher Trachtenmode direkt an das Dirndl denken. Das Kleid hat nun einmal Kultstatus. Kaum zu glauben, dass es ursprünglich für körperliche Arbeiten konzipiert wurde. Es dafür zu nutzen, wäre heutzutage unvorstellbar. Stattdessen wird ausgiebig mit einer Maß in der Hand getanzt.