- Welt der Wunder Redaktion
- Christian Bonk
Justinianische Pest, 541 n.Chr.
541 n. Chr. gilt als Beginn der Justianischen Pest, die in ganz Europa wütete. Die Pandemie sorgte während der Regentschaft des regierenden Kaisers Justinian I für ein Massensterben. Forscher gehen heute davon aus, dass diese Pandemie sich über 200 Jahre im Mittelmeerraum und Europa in immer wieder neuen Versionen ausbreitete und bis zu einem Viertel der damals im Mittelmeerraum ansässigen Menschen dahinraffte. Ursache war der sogenannte Pesterreger Yersinia pestis: Ein Bakterium, das nach heutigen Erkenntnissen durch Flöhe im Fell von Nagetieren übertragen wurde. War das Bakterium im menschlichen Umfeld eingeschleppt, überlebte es in Lebensmitteln oder Wasser mehrere Wochen lang. Über 100 Millionen Menschen fielen dieser früheren Version des „Schwarzen Todes“, die im Mittelalter durch ganz Europa tobte, zum Opfer.
Pest: Der schwarze Tod, 1347
Die wohl bekannteste Pandemie der Welt ist die Pest. Sie kostete in Europa bis zu 20 Millionen Menschen das Leben. Ähnlich der Justinianischen Pest erfolgte die Übertragung durch Flöhe im Fell von Ratten. Wegen der Resistenz der Erreger und der schlechten hygienischen Verhältnisse im Mittelalter konnte sich die Pest beinahe ungebremst ausbreiten. Die einzige Gegenmaßnahme war die Isolation der Erkrankten. Zunächst wurden sie in Krankenhäusern unter Quarantäne gestellt und später dann außerhalb der Städte isoliert. Ein wirksames Gegenmittel wurde erst ein halbes Jahrtausend später entdeckt.
Die Pocken, 18. bis 20. Jahrhundert
In den Übergangsjahren zwischen dem 18. und dem 19. Jahrhundert waren die Pocken die Pandemie, die Europa in Atem hielt. Bis zur endgültigen Ausrottung der Pocken schätzt man die Zahl der Toten zwischen dem 18. und 20. Jahrhundert auf etwa 500.000 jährlich. Die Krankheit wurde durch Tröpfchen-Übertragung verbreitet und das Virus bahnte sich seinen Weg nahezu ungebremst durch alle Gesellschaftsschichten. Friedrich der Große, die österreichische Kaiserin Maria Theresia, Johann Wolfgang von Goethe sowie Wolfgang Amadeus Mozart gehörten zu den unzähligen Personen der Zeitgeschichte, die an Pocken erkrankten. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 verzeichneten die Forscher ein letztes Hoch der Pandemie. Nach dem Krieg starben schätzungsweise 180.000 Menschen an der Erkrankung – deutlich mehr als durch den Krieg selbst. Die Pocken sind seit den späten 1970er Jahren weltweit durch Impfungen ausgerottet.
Cholera, 19. Jahrhundert bis heute
Die Cholera wurde vor allem im 19. Jahrhundert immer wieder zur lokal begrenzten Epidemie. Auslöser ist das Bakterium Vibrio cholerae, das sich vor allem durch unsauberes Trinkwasser im Dünndarm einnistet und sich als schwere Durchfallerkrankung zu erkennen gibt. Eine Hochphase waren die Jahre zwischen 1817 und 1824, in denen die Cholera flächendeckend in Teilen Asiens, Russlands und Europas auftrat. In Deutschland wurde 1892 Hamburg zum Schauplatz einer der schlimmsten Epidemien, bei der knapp 20.000 Menschen erkrankten und etwa 8.600 starben. Heute geht die WHO von bis zu vier Millionen Erkrankungen pro Jahr weltweit aus, von denen bis zu 140.000 tödlich enden.
Spanische Grippe, 1918 bis 1920
Sie gilt als schwerste Pandemie weltweit und kam fatalerweise direkt nach dem 1. Weltkrieg, der seinerseits etwa 17 Millionen Menschen das Leben gekostet hatte. Heutige Schätzungen gehen von weltweit 20 bis sogar 100 Millionen Todesfällen aus. Damals kamen überforderte Behörden mit der Dokumentation der Todesfälle nicht hinterher, geschweige denn mit medizinischen Maßnahmen. Die Spanische Grippe kam vermutlich aus den USA und wurde durch das Influenca Virus ausgelöst. Wegen der akuten Unterversorgung mit Sauerstoff bekamen die meisten Erkrankten eine bläulich gefärbte Haut und sämtliche bekannten Grippe-Symptome in äußerst heftiger Form. Die meisten Todesfälle resultierten aus einer Lungenentzündung, die sich bereits nach kurzem Krankheitsverlauf einstellte.
Hongkong-Grippe, 1968 bis 1970
Die Hongkong-Grippe wütete zwischen 1968 und 1970 in Deutschland und gilt als „Nachfolger“ der asiatischen Grippe, die 1957 die ganze Welt in Atem hielt. Weltweit starben bei dieser Epidemie schätzungsweise zwei Millionen Menschen. In Deutschland waren die Jahre 1969 und 1970 besonders ansteckungsreich. Etwa 40.000 Tote allein in der Bundesrepublik waren zu beklagen.
AIDS, seit 1981
Seit 1981 plagt die Immunschwächekrankheit AIDS (Acquired Immune Deficiency Syndrome) die Menschheit weltweit. Durch eine massive Schwächung des Immunsystems sterben AIDS-Patienten an unterschiedlichsten Krankheiten und sind besonders anfällig für jede Art schwerer Erkrankungen. Das AIDS-Virus wird direkt durch jeglichen Bluttransfer übertragen, also beispielsweise durch Bluttransfusionen oder auch ungeschützten Geschlechtsverkehr. Weltweit sind dieser Krankheit bisher knapp 800.000 Menschen zum Opfer gefallen, die Zahl der Erkrankungen liegt bei 38 Millionen weltweit.
SARS, 2002 bis 2003
SARS (Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom) trat in den Jahren 2002 und 2003 in Asien auf. Auch das SARS-Virus wurde wegen seiner spezifischen Form als Coronavirus bezeichnet und kostete damals im Süden Chinas bei insgesamt 8.000 Infektionen etwa 800 Erkrankten das Leben. Allerdings beschränkte sich die Verbreitung seinerzeit auf China, Taiwan, Vietnam, Singapur und Kanada. Seit 2004 gilt das SARS-Virus als ausgerottet.
Schweinegrippe, 2009 bis 2010
Das Influenza A-Virus H1N1 ist im Volksmund als Schweinegrippe bekannt und errang den Status einer Pandemie in den Jahren 2009 und 2010. In Deutschland erkrankten die ersten Patienten Ende 2009 an der Schweinegrippe und es wurden im gesamten Verlauf knapp über 250 Todesfälle gezählt. Bereits im vierten Quartal 2010 wurde die Pandemie von der WHO als ausgerottet eingestuft.
Ebola, 2014/2015 in Westafrika
Afrika wurde 2014/15 vom Ebolavirus heimgesucht, einer seltenen und lebensbedrohlichen Infektionskrankheit, die zu den Fiebererkrankungen gehört und durch das Ebolavirus (EV) übertragen wird. An Ebola erkrankten in großem Umfang Menschen in Westafrika, etwa 11.000 Todesfälle waren 2014/15 dort zu beklagen. Inzwischen gibt es einen hochwirksamen Impfstoff und das Ebolavirus gilt derzeit als eingedämmt.
COVID-19-Pandemie, 2019/20, China und weltweit
Das Coronavirus wird auch als COVID-19 bezeichnet und löst eine schwere Atemwegserkrankung aus. Erstmals registriert und publik wurde COVID-19 Ende Dezember 2019 in der chinesischen Provinz Hubei, insbesondere in der Millionenstadt Wuhan. Von dort breitete es sich zunächst in China aus, erreichte wenig später Europa und sorgt inzwischen auf allen Kontinenten für große Beunruhigung. Am 11. März 2020 erklärte die Weltgesundheitsorganisation WHO das Virus zur Pandemie und damit zu einer ernsten Bedrohung für die Weltbevölkerung. Weltweit reagierten Staaten mit drastischen Einschränkungen der Bewegungsfreiheit ihrer Bürger, um die rasante Verbreitung zu verlangsamen. Inzwischen verzeichnete die Wirtschaft der globalisierten Welt massive Einbrüche. Nach drei schwierigen Corona-Jahren könnte es 2023 laut Expertenmeinungen zu einem Ende der Pandemie kommen.