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Die neue Coroprate Sustainabilty Reporting Directive der EU (CSRD)

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Die neue Coroprate Sustainabilty Reporting Directive (CSRD)

Mit der Corporate Social Responsibilty Directive (CSRD) hat die EU-Kommission jetzt ein EU-weit geltendes Gesetz auf den Weg gebracht, das Unternehmen zu einem Sozial- und Nachhaltigkeitsreport verpflichtet.

Ab dem kommenden Jahr werden Verstöße gegen die neue Direktive mit saftigen Bußgeldern bestraft. Ganz so wie die Datenschutzgrundverordnung wird Nachhaltigkeit jetzt zur echten Pflicht – und Schlampereien werden für die Unternehmen richtig teuer. Allmählich wächst der Druck auf Unternehmen, sich in puncto Nachhaltigkeit zu bewegen und nachprüfbare Änderungen anzustreben.

Als im Jahr 2014 die EU eine Berichtspflicht über die Nachhaltigkeit von Unternehmen unter der Bezeichnung NFRD (Nonfinancial Reporting Directive) ersann, legte sie damit die Grundlage für eine neue Art des Wirtschaftens. Nachhaltigkeit hat sich mit ihren ökologischen, sozialen und ökonomischen Komponenten inzwischen in vielen Unternehmen als integraler Bestandteil der Unternehmenswerte etabliert.

Immer mehr Unternehmen nutzen die Chancen, die dieses Rahmenwerk bietet, zur Transformation hin zu einer unternehmerischen Kultur, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt – im Hinblick sowohl auf die eigenen Mitarbeitenden wie auch auf die Kunden von morgen.

CSRD – Eine neue Ära für Unternehmen kündigt sich an

Nachdem im Jahr 2017 eine Novelle der CSR-Direktive Konzerne zur Abgabe eines NFRD – jedoch ohne konkrete gesetzliche Verpflichtung – aufgefordert worden waren, liegt seit dem 21. Juli letzten Jahres das CSRD-Papier (Corporate Sustainability Reportinge Directive) als NFRD-Nachfolger aus Brüssel in deutlich konkreterer Formulierung vor und hat nun Gesetzescharakter.

Ihr wird fortan dieselbe hohe Bedeutung beigemessen wie den obligatorischen Finanzberichten von Kapitalgesellschaften. Damit hat die EU den Nachhaltigkeitsansatz zu einer Unternehmensmaxime geadelt, die für unternehmerischen Erfolg ebenso obligatorisch ist wie wirtschaftliche Effizienz – ein weltweit einmaliger Rahmen für eine neue Art der Wirtschaft.

Allerdings muss die Gesetzesvorlage der EU-Kommission noch von den Regierungen der EU-Staaten in nationales Recht umgesetzt werden, um rechtsverbindlich und auf absehbare Zeit auch sanktionierbar zu werden. Ferner arbeitet die EU-Kommission noch fieberhaft am Fragenkatalog, den die Unternehmen dann im Rahmen ihrer Berichterstattung durchgehen müssen.

Auch wenn der Weg vom Brüsseler Gesetz bis zur Anwendung sicher noch eine gewisse Karenzzeit mitbringt, tun Unternehmen absolut gut daran, sich schon jetzt mit der CRSD zu beschäftigen – selbst wenn sie nicht direkt zum Kreis der Verpflichteten gehören.

Die Brüsseler Matrix hat nicht nur den rein gesetzlichen Aspekt einer neuen verbindlichen Richtlinie. Vielmehr ist sie eine Art Schablone für den Ansatz, Wirtschaft anders zu denken und unternehmerisches Handeln auf neue und andere Maxime fußen zu lassen, als die bisherigen Leit-Kennzahlen Rendite und Wachstum. Willkommen in einer neuen Wirtschafts-Ära, in der Nachhaltigkeit, Transparenz und gesellschaftliche Verantwortung zu Grundlagen werden, ohne die kommerzieller Erfolg schon bald kaum noch darstellbar sein wird.

Für welche Unternehmen gilt die Berichtspflicht im Rahmen der CSRD?

Berichtspflichtig sind alle Unternehmen, die zwei dieser drei Kriterien erfüllen:

  • 250 oder mehr Mitarbeiter
  • Bilanzsumme von 20 Millionen Euro oder mehr
  • 40 Millionen Euro Umsatz oder mehr

Kapitalorientierte kleine und mittlere Unternehmen sind berichtspflichtig, wenn sie zwei dieser Kriterien erfüllen:

  • – 10 Beschäftigte
  • – 350.000 Euro Bilanzsumme
  • – 700.000 Euro Nettoumsatzerlöse

Welche Fristen sieht die CRSD vor?

  • Am 1. Januar 2024 beginnt sie für Unternehmen, die bereits der NFRD unterliegen (erste Berichterstattung 2025);
  • am 1. Januar 2025 sind große Unternehmen berichtspflichtig, die derzeit nicht der NFRD unterliegen (erster Bericht 2026);
  • ab dem 1. Januar 2026 werden dann börsennotierte KMU sowie kleine und nicht komplexe Kreditinstitute und firmeneigene Versicherungsunternehmen berichtspflichtig (erster Bericht 2027) mit einer Opt-out-Möglichkeit bis 2028.

Welche Vorteile bringt die CRSD für Verbraucher?

Für uns Verbraucher ändert sich zunächst durch die CSRD nichts unmittelbar Spürbares. Allerdings werden die Nachhaltigkeitsberichte der Unternehmen veröffentlicht und auch Verbrauchern zugänglich gemacht. Wir können also künftig auf den Unternehmenswebseiten oder in den Medien recherchieren, welche Companies in Sachen Nachhaltigkeit wirklich etwas bewegen.

Die Berichte werden voraussichtlich von Wirtschaftsprüfern oder auch anderen Experten auf ihre Stichhaltigkeit geprüft, sind also weitaus mehr, als „grüngefärbte Selbstdarstellungen“ der Unternehmen. „Greenwashing“, wie es zahlreiche Unternehmen heute betreiben, um sich einen ökologischen Anstrich zu verpassen, wird zwangsläufig abnehmen.

Welche Vorteile bringt die CRSD für Verbraucher? Für uns Verbraucher ändert sich zunächst durch die CSRD nichts unmittelbar Spürbares. Allerdings werden die Nachhaltigkeitsberichte der Unternehmen veröffentlicht und auch Verbrauchern zugänglich gemacht. Wir können also künftig auf den Unternehmenswebseiten oder in den Medien recherchieren, welche Companies in Sachen Nachhaltigkeit wirklich etwas bewegen. Die Berichte werden voraussichtlich von Wirtschaftsprüfern oder auch anderen Experten auf ihre Stichhaltigkeit geprüft, sind also weitaus mehr, als „grüngefärbte Selbstdarstellungen“ der Unternehmen. „Greenwashing“, wie es zahlreiche Unternehmen heute betreiben, um sich einen ökologischen Anstrich zu verpassen, wird zwangsläufig abnehmen.
Foto: Envato / kegfire

Fakten, die im Bericht dargelegt werden müssen, sind unter anderem:

  • Wie sieht die Energiebilanz des Unternehmens aus?
  • Welche Art Energie wird verwendet? Wie wird kompensiert?
  • Woher bezieht das Unternehmen seine Rohstoffe?
  • Wie organisiert das Unternehmen seine Logistik (Straßen, Schienen, Wasserstraßen)?
  • Welches Müllvermeidungs- und Müllmanagement wird praktiziert?
  • Werden Lieferanten beschäftigt, die unsozial produzieren?
  • Wie geht das Unternehmen mit Wasser und Abwasser um?
  • Wie steht es um Chancengleichheit der Beschäftigten des Unternehmens?
  • Welche ökologischen und sozialen Projekte unterstützt das Unternehmen
  • Wie ist die CO2-Bilanz des Unternehmens? Wie wird kompensiert?
  • Welche ökologischen Ziele verfolgt das Unternehmen in welchen Zeitachsen?

Die CSRD macht es folglich möglich, dass wir uns künftig ein genaues Bild von dem Unternehmen machen können, bei dem wir Kunde werden wollen oder es schon sind. Das führt zu bewussteren Kaufentscheidungen und versetzt uns in die Lage, unser Verhalten als Konsumenten nachhaltiger zu gestalten.

Darüber hinaus wird der Nachhaltigkeitsreport, den die EU nun gesetzlich fordert, zum maßgeblichen Kriterium für die Vergabe von Krediten durch Großbanken. Unternehmen, die keine glaubwürdigen Nachhaltigkeits-Anstrengungen unternehmen, werden künftig nur noch schwer an Geld kommen, um Wachstumsziele zu erreichen.

Der Fachkräftemangel sorgt für zusätzlichen „grünen Druck“

Ein dritter wichtiger Punkt ist der derzeit herrschende Mangel an Fachkräften. Schon heute kämpfen Unternehmen um jeden verfügbaren Mitarbeiter. Die Mitarbeiter von morgen haben also ziemlich freie Wahl, was ihren Arbeitgeber angeht. Schon heute spielt für viele gesuchte Fachkräfte die nachhaltige Ausrichtung des Unternehmens, für das sie arbeiten wollen, eine gewichtige Rolle bei der Jobentscheidung. So wird auf die Unternehmen auch aus dieser Ecke Druck ausgeübt, was ihr verantwortungsvolles Wirtschaften angeht.

Die CSRD hat das Potenzial für ein neu gedachtes, nachhaltiges Unternehmertum in Europa

Auch wenn oftmals alles, was aus Brüssel kommt, vor allem von Unternehmen als bürokratische Geißel empfunden wird, hat die CSRD das Zeug zum großen Wurf. Die verpflichtenden Nachhaltigkeitsberichte bedeuten für die Unternehmen zwar in der Startphase Aufwand und Kosten. Letztlich ebnen sie aber den Weg zu einem neu gedachten Unternehmertum in Europa – einem, dass gleichermaßen auf wirtschaftlichen Erfolg und verantwortungsvolles Handeln im Hinblick auf die Natur und die Gesellschaft setzt. Ein Wirtschaftssystem also, das unser Globus dringender benötigt denn je.

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