Der erste ICE
1. Mai 1988: Auf einer Teststrecke zwischen Fulda und Würzburg wurde ein Schienenfahrzeug erstmals schneller als 400 Kilometer pro Stunde. Dem ersten ICE gelang damit ein Rekord und er so wurde er von diesem Moment an zum Flaggschiff der Deutschen Bahn. Heute können Züge weit über 500 Kilometer in der Stunde zurücklegen. Nicht nur das aerodynamische Design, sondern auch die Verarbeitung von Leichtmetallen und die von Verwendung leistungsfähigeren Motoren lassen die Züge zu Raketen auf Gleisen werden. Wo aber fahren die schnellsten Züge? Und wie viele Stundenkilometer schaffen sie?
Schnittiger Franzose
Der schnellste Zug der Welt fährt durch Frankreich: Der französische „Train à grande vitesse“, kurz TGV, schafft unglaubliche 579,6 Kilometer pro Stunde. Den Geschwindigkeitsrekord stellte der TGV 2007 auf einer Testfahrt ohne Passagiere an Bord auf – zwischen den Bahnhöfen Meuse und Champagne im Osten von Frankreich, auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke „LGV Est Européenne“. Im Normalbetrieb fährt der französische Triebwagen allerdings nur mit einer Geschwindigkeit von höchstens 320 Kilometern pro Stunde.
Rekordfahrt im Jahr 2001
Der erste TGV rollte 1981 von Paris nach Lyon über die Schienen und verkehrt auch in die Nachbarländer Frankreichs. Der TGV hält nicht nur den Geschwindigkeitsrekord für Schienenfahrzeuge, sondern auch den für Langstrecken. Für eine Distanz von 1067,2 Kilometer brauchte der Franzose lediglich drei Stunden und 29 Minuten zurück. Auf der Rekordfahrt von 2001 legte er durchschnittlich 306,37 Kilometer pro Stunde zurück.
Die gedrosselte Rakete
Zeitsparend reisen kann man in Japan mit den Zügen der Shinkansen-Serie. Mit dem „Shinkansen 500“ benötigt man für mehr als tausend Kilometer und mit einer Geschwindigkeit von 300 Kilometern pro Stunde weniger als fünf Stunden. Durch die Umweltschutzbestimmungen Japans darf der Hochgeschwindigkeitszug allerdings nicht seine volle Leistung ausnutzen: Obwohl er technisch für 370 Kilometer pro Stunde zugelassen ist, wird er durch das japanische Gesetz auf eine maximale Geschwindigkeit von 300 Kilometern in der Stunde gedrosselt. Charakteristisch für die Shinkansen 500-Serie ist das raketenförmige Design. Die Nase des Zuges ist 15 Meter lang – fast halb so lang wie der gesamte Triebwagen mit 27 Meter Länge.
Die schnellste Einschienenbahn
Der „Japanese Maglev Train“ hält mit seinen 581 Kilometern pro Stunde den Geschwindigkeitsrekord für Einschienenbahnen – allerdings nur auf einer Teststrecke. Seit Jahrzehnten wird an dieser Magnetschwebebahn für Japan geforscht und gearbeitet. Im Jahr 2010 gab die Regierung grünes Licht für den Bau einer 80 Milliarden Euro teuren Strecke, die die japanischen Großstädte Tokio und Osaka verbinden soll. 2014 begannen die Bauarbeiten für den ersten Abschnitt – ab 2025 sollen die ersten JR-Maglev Züge mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 600 Kilometern pro Stunde durch Japan fahren. Plan ist es, bis 2045 die beiden Großstädte Tokio und Osaka zu verbinden und die 500 Kilometer Entfernung in rekordverdächtigen 67 Minuten zu schrubben.
Spaniens schnittiger Sprinter
Der „Velaro E“ ist Spaniens schnellster Zug. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 350 Kilometern pro Stunde rast er von Madrid nach Barcelona und zurück. Für eine Testfahrt schaffte er eine Spitzengeschwindigkeit von 403 Kilometern pro Stunde. Bis 2010 war er der schnellste Reisezug der Welt, der in Serie gefertigt wurde. Der „Velaro E“ ist eine Weiterentwicklung des ICE 3. Auf seiner Grundlage wurde auch der chinesische Reisezug CRH3 gebaut, der heute schnellste Personenzug der Welt. Für die Bundesrepublik fährt seit März 2014 eine deutsche Version des Velaros: der Velaro D.
Kein Personenzug ist schneller
Im Vergleich zu den europäischen Personenzügen ICE und TGV packt der „China Railway Highspeed“ noch mal eine Schippe drauf: Zwischen Peking und Tianjin beziehungsweise zwischen Peking und Hongkong erreicht er mit Reisenden an Bord eine maximale Durchschnittsgeschwindigkeit von 380 Kilometern pro Stunde. Auf einer Testfahrt mit dem chinesischen Staatspräsidenten Hu Jinato an Bord erreichte der CRH der dritten Generation sogar eine Geschwindigkeit von 394,3 Kilometern pro Stunde.
Deutschlands Nummer Eins
Der Intercityexpress dritter Generation ist der schnellste Hochgeschwindigkeitszug Deutschlands. Auf der Strecke zwischen den Bahnhöfen Frankfurt/Flughafen und Siegburg/Bonn erreicht der ICE 3 Durchschnittlich 300 Kilometer pro Stunde. In Frankreich kommt der Zug ebenfalls zum Einsatz und schafft auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke „LGV Est Européenne“ sogar bis zu 320 Kilometer pro Stunde. Regulär fährt der weiß-rote Sprinter mit einer Geschwindigkeit von 230 Kilometern pro Stunde durch Deutschland. Der ICE, der die Rekordfahrt von 1988 absolvierte, diente später als Grundlage für weitere Serienmodelle des Zuges. Zwölf Jahre nach seiner Spitzenleistung wurde der Sprinter ausrangiert. Ein Teil des ICE 1 steht heute im Deutschen Museum in München.
Chinesisches Vorbild auch in Deutschland?
Kein Hochgeschwindigkeitszug stand mehr in der Kritik als der Transrapid: Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 550 Kilometern pro Stunde sollte er einst auch durch Deutschland fahren. Doch 2006 kam es zu einem tödlichen Unfall: Mitten auf der Teststrecke im Emsland prallten zwei Zügen frontal gegeneinander und kamen von den Gleisen ab. 23 Menschen starben dabei. Ein Jahr lang ruhte das Projekt „Transrapid für Deutschland“, bis sich der ehemalige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber das Projekt auf die Fahne schrieb. Berühmt wurden seine „zehn Minuten“, die der Transrapid angeblich vom Münchner Hauptbahnhof zum Flughafen brauchen sollte.
Gecancelt trotz bestechender Logik
2008 wurden die Pläne aus Kostengründen verworfen. 2011 wurde dann auch die Versuchsanlage im Emsland stillgelegt. Mit hundert Kilometern pro Stunde weniger rast der Transrapid allerdings seit 2003 durch Shanghai. Er erreicht dabei eine Spitzengeschwindigkeit von 501 Kilometern pro Stunde; regulär fährt er mit 430 Kilometern pro Stunde zwischen dem Messegelände Shanghais und dem Flughafen. Eine Fahrt im Transrapid Shanghai kostet umgerechnet sechs Euro und dauert von der ersten Station bis zur Endstation circa acht Minuten.