Im Mittelpunkt eines jeden Weihnachtsfestes steht der mit Kerzen geschmückte Tannenbaum, unter dem die Geschenke liegen. Der Brauch reicht weit zurück und ist eigentlich eine heidnische Tradition: Denn bereits in vorchristlicher Zeit schmückte man Häuser während der Winterzeit mit immergrünen Zweigen und bewahrte sich so ein Stück Sommer.
Tannenzweige galten sowohl als Fruchtbarkeitssymbol als auch als Symbol für ewig sich erneuerndes Leben – schon allein durch ihr dauerhaftes Grün.
Doch im Laufe der Zeit wurde der Baum auch als christliches Symbol benutzt: Der Kerzenschein steht für das Licht, das durch die Geburt Christi in die Welt kam, der Stern an der Spitze des Baumes steht für den Stern von Bethlehem.
Ab dem Spätmittelalter wurde der Nadelbaum mit Schmuck behängt. Es heißt, die Bruderschaft der Bäckerknechte habe bereits 1419 im Heilig Geist Spital zu Freiburg im Breisgau eine Tanne mit Lebkuchen, Äpfeln, Goldstreifen, gefärbten Nüssen und Papier dekoriert – heute lässt sich das historisch nicht eindeutig belegen. Äpfel aber galten schon immer als Symbol der Fruchtbarkeit, denn sie erinnerten an das Paradies, an den Apfel der Erkenntnis. Nüsse dagegen waren schwer zu knacken und galten daher als Sinnbild für göttliche, universelle Geheimnisse.
Ein Kupferstich von Lucas Cranach dem Älteren aus dem Jahr 1509 zeigt den ersten mit Lichtern geschmückten Baum. Doch der Kirche war dieser Brauch damals noch ein Dorn im Auge: Sie hielten die ursprünglich heidnische Sitte für nicht vereinbar mit christlichen Glaubensgrundsätzen. Mit Verboten versuchten sie die Entwicklung aufzuhalten.
O Tannenbaum, o Tannenbaum …
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts setzte sich der Weihnachtsbaum dann in fast allen deutschen Haushalten durch, und ein Volksbrauch etabliert sich. Rund achtzig Jahre später stellte man Christbaumschmuck bereits industriell her.
Von Deutschland aus verbreitete sich der Brauch in alle Welt. Auch fanden nun die ersten Versuche statt, künstliche Bäume aus Draht zu entwickeln. Im Jahr 1882 gab es den ersten Weihnachtsbaum mit elektrischem Licht in den USA, der großes Aufsehen erregte. 1891 stellte dann das Weiße Haus erstmals einen Weihnachtsbaum auf.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts tritt der Tannenbaum dann endgültig weltweit seinen Siegeszug an. Auch öffentliche Gebäude schmücken sich nun immer häufiger mit ihm. Nun bröckelt auch der Widerstand der katholischen Kirche. Ab sofort zieren Tannenbäume die Innenräume von Gotteshäusern zur Weihnachtszeit – dann jedoch immer in Verbindung mit einer Krippe.
Übrigens: Bis ein Tannenbaum aber sein Weihnachtsfest erleben kann, vergehen bis zu zehn Jahre. Die Erntezeit beginnt Mitte November und dauert bis zum Heiligen Abend an. Denn auch am 24. Dezember kaufen viele Menschen noch einen Tannenbaum – aus alter Tradition. Marktführer im Weihnachtsbaumgeschäft ist Dänemark: Unglaubliche zehn Millionen Tannen werden jedes Jahr exportiert.