Hexenmythos aus dem Mittelalter
Der Brauch, der traditionell in Nord- und Mitteleuropa beheimatet ist, geht auf heidnische Frühlingsfeste zurück. Beschreibungen des Hexensabbats aus dem 15. und 16. Jahrhundert beflügelten damals die Vorstellungen der tief religiösen Bevölkerung. Auf Besen reitende Hexen sollen in dieser Nacht zum Blocksberg geflogen sein, um dort um ein großes Feuer zu tanzen.
Am Ende des Festes erneuerten sie ihren Pakt mit dem Teufel, indem sie ihm den Hintern küssten. Nach heutigem Kenntnisstand sind diese Beschreibungen eines Hexensabbats in der katholischen Kirche entstanden, in der Absicht heidnische Bräuche zu verunglimpfen.
Hexennacht: Abergläubische Praktik oder christliche Zeremonie?
Der Brauch, der traditionell in Nord- und Mitteleuropa beheimatet ist, geht auf heidnische Frühlingsfeste zurück. Am Abend des 30. April sollen die Hexen im Harz zum Blocksberg geritten sein, um sich dort am Feuer mit dem Teufel zu paaren.
Der Blocksberg ist der wohl berühmteste Berg im Harz, da er als Synonym für Hexenversammlungen und Treffpunkt zum Hexensabbat verwendet wird. Tatsächlich ist „Block“ im späten Mittelalter ein anderes Wort für „Brocken“ oder „Felsen“ und beschreibt damit nur eine Erhebung. Der Walpurgis-Kult hat aber auch einen christlichen Aspekt. Der Name leitet sich von der frommen Walburga ab. Sie lebte im 8. Jahrhundert und wurde an einem 1. Mai heiliggesprochen.
Englische Äbtissin als Namensgeberin der Walpurgisnacht
Die mystische Hexennacht wurde durch das Gedenken an die Äbtissin Walburga nun auch Walpurgisnacht genannt. Sie ist die Schutzheilige der Seefahrer und Patronin der Wöchnerinnen, Seeleute, Bauern und Haustiere. Vermutlich wollte die Kirche mit den Feierlichkeiten in der Nacht zum 1. Mai – dem Tag ihrer Heiligsprechung – einen Gegenpol zu den Hexen und Teufelsanbetern stellen.
Eine junge Frau, die Zeit ihres Lebens dem christlichen Glauben verschrieben war und als Nonne ausschließlich in Klöstern lebte, schien dem Klerus dafür wie geschaffen. Fun Fact: Johann Wolfgang von Goethe machte den Begriff Walpurgisnacht populär – nicht nur im „Faust”, sondern auch durch seine Ballade „Die erste Walpurgisnacht”.
Hexenverfolgung: Dunkles Kapitel unserer Geschichte
Frauen, besonders Hebammen oder Apothekerinnen, wurden im Mittelalter oft mit dem Teufel in Verbindung gebracht, da ihre Heilkunde den Menschen nicht durch die Natur erklärbar schien. Später wurden alle Frauen der Hexerei beschuldigt. Die Kirche meinte wissenschaftlich zu begründen, dass der Begriff „femina“ sich ableite von „fe“ (der Glaube) und „minus“ (weniger). Da die Frauen nun von Natur aus „weniger Glauben“ besäßen, wären sie auch anfälliger für den Teufel.
Ein weit verbreiteter Irrglaube, der dazu führte, dass im Spätmittelalter mehrere tausend Frauen in Deutschland auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden. Die Angst vor den dämonischen Kräften saß tief. Die Menschen hielten die Gefahr von Besessenheit und Hexerei für real. Deshalb erdachte man allerlei Schutzzauber und Amulette, um sich gegen die dunkle Magie zu wappnen.
Tanz in den Mai und Freinacht
In manchen Gegenden wird der Tag mit einem „Tanz in den Mai“ begangen. Aufgrund der Gelegenheit zu Tanz und Geselligkeit am Vorabend des arbeitsfreien Maifeiertags hat die ursprünglich mittelalterliche Tradition auch als urbanes, weltliches Festereignis Einzug in kommerzielle Veranstaltungen gefunden. Den Schabernack der Feen und Kobolde finden wir heute wohl eher in der Ausgelassenheit der Jugendlichen in der Freinacht.