Die digitale Transformation beeinflusst längst sämtliche Stufen der industriellen Wertschöpfung – von der Logistik über die Produktion bis hin zur Dienstleistung. Dass das Thema in der Industrie angekommen ist, zeigt eine PwC-Studie aus dem Jahr 2016. Ihr zufolge wird die deutsche Industrie bis 2020 jährlich 40 Milliarden Euro in Industrie 4.0-Lösungen investieren. Doch schon heute hat etwa jedes fünfte Industrieunternehmen Prozesse seiner Wertschöpfungskette digitalisiert. Aber was bedeutet das konkret? Können wir mehr Wachstum und Wohlstand erwarten oder steigt sogar eher die Arbeitslosigkeit?
Rollenverteilung der Menschen
Alles nur Schwarzmalerei? Jörn Block, Professor für Unternehmensführung an der Universität in Trier, hält dagegen. Er argumentiert, dass sich gar nicht jeder Arbeitsschritt digitalisieren lässt. So haben zwar Prozesse, die immer wieder in der gleichen Art und Weise ablaufen, eine höhere Wahrscheinlichkeit, automatisiert zu werden. Das bedeutet aber nicht, dass der Mensch überflüssig wird: „Der Mensch wird in der Zukunft eine andere Rolle in der Produktion haben als er es heute hat. Es werden auch andere Fähigkeiten von Bedeutung sein, deswegen muss man den Menschen mitnehmen, damit er diese Fähigkeiten entwickeln kann“, sagt Block.
Bedeutung für Deutschland als Produktionsstandort
Ein weiterer Vorteil der zunehmenden Digitalisierung sehen Experten für Deutschland als Produktionsstandort. „Die Digitalisierung, die Industrie 4.0 kann zur Konsequenz haben, dass wir in der Zukunft manche Dinge, die wir jetzt im lohngünstigeren Ausland produzieren, wieder in Deutschland produziert werden“, so der Ökonom Block. Als Beispiel nennt er den Großkonzern Adidas. Mit der neu errichteten SPEEDFACTORY möchte der Sportartikelhersteller die Produktionskapazitäten wieder nach Deutschland bringen. Die adidas SPEEDFACTORY Pilotfabrik wurde bereits im Dezember 2015 in Ansbach errichtet.
Langfristige Effekte
Dass die Digitalisierung langfristig neue Arbeitsplätze schaffen kann, zeigt auch die Studie des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Die Wissenschaftler prüften die Arbeitsnachfrage für den Zeitraum zwischen 1999 und 2010 in 27 EU-Ländern. Tatsächlich stellte sich heraus, dass die Nachfrage nach Arbeit in diesem Zeitraum gestiegen war. Der Grund: Die sinkenden Produktionskosten führten zu sinkenden Angebotspreisen – das wiederum führte dazu, dass die Konsumenten insgesamt mehr Produkte kauften.