Bergabfahrt nicht unterschätzen
Eigentlich heißt es: Runter kommt man immer irgendwie. Aus der Sicht von E-Bikern ist es andersherum: Dank des Motors liegt die Herausforderung nicht darin, den Berg hochzufahren. Das schwere Gefährt im steilen Gelände sicher wieder ins Tal zu führen, darf hingegen nicht unterschätzt werden. Hier sollte man ein paar Grundregeln beachten, um Stürze zu vermeiden oder im Zweifelsfall richtig zu stürzen.
Wachsender E-Bike-Trend
Im Jahr 2023 waren E-Mountainbikes laut Zweirad-Industrieverband (ZIV) die meistverkauften Elektroräder, mit einem Anteil von ganzen 39 Prozent. Allerdings bergen die Räder mit Antrieb ein paar Herausforderungen, die man unbedingt berücksichtigen sollte. Natürlich gehört dazu, dass man deutlich schneller den Berg hochfährt, als mit eigener Kraft. Je zügiger man unterwegs ist, umso aufmerksamer sollte man fahren: Hindernisse können schnell übersehen werden und Stürze können bei schnellerer Fahrt schmerzhafter sein, wenn man nicht schnell genug richtig reagiert. Hinzu kommt, dass die E-Bikes durch den Elektromotor und Akku viel mehr wiegen – dadurch sind sie bei der Abfahrt schwerer zu steuern. Während die handelsüblichen wendigen MTBs circa elf Kilogramm wiegen, schafft ein E-Bike zwischen 13 und 25 Kilos auf die Waage.
Sturz nach vorne
Fast drei Viertel aller Verletzungen bei einem Mountainbike-Unfall erfolgen durch einen Sturz nach vorne (73 Prozent). Unfälle zur Seite (24,7 Prozent) oder gar rückwärts (1,8 Prozent) geschehen deutlich seltener. Wie die Gesellschaft für Arthroskopie und Gelenkchirurgie berichtet, passieren 84 Prozent der Knochenbrüche und 90,9 Prozent der Gehirnerschütterungen beim Sturz nach vorne. Da die meisten Biker einen Helm tragen, sind schwerwiegende Hirnverletzungen aber zum Glück eher eine Seltenheit.
Die häufigsten Verletzungen
In der Regel verletzen sich Mountainbiker an den Armen und Beinen. Während die Beine lediglich von Schürf- oder Platzwunden gezeichnet sind (75 Prozent aller Verletzungen), kommt es im Bereich der Schulter, Arme und Hände am häufigsten zu Brüchen (12 Prozent). Downhill-Fahrer brechen sich am häufigsten die Rippen, aber auch Schlüsselbein, Finger-, Unterarm und Handgelenkfrakturen sind nicht selten.
Schutzkleidung ist das A und O
Helme sollten zur Standardausrüstung gehören, bei steilen Abwärtsfahrten schützt ein Vollvisier zusätzlich das Gesicht bei einem Aufprall. Handschuhe, spezielle Bike-Schuhe und bruchsichere Brillen haben die meisten Biker ebenfalls auf ihrer Tour dabei. Wer sich noch mehr schützen möchte, kann sich Knieprotektoren zulegen. Wichtig ist, dass das gesamte Zubehör wenig wiegt und gegebenenfalls in einem kleinen Rucksack verstaut werden kann.
Was muss ich bei der Abfahrt beachten?
Nicht selten birgt das Gelände in den Bergen verschiedene Herausforderungen. Von Schotterwegen über verwurzelte Waldböden bis hin zu verblockten Straßen und tiefen Wasserpfützen ist alles dabei. Profis bevorzugen auf speziellen Trails sogar im Weg liegende Baumstämme oder hohe Stufen, die sie geschickt überspringen können. Das lernt man jedoch nicht an einem Tag. Spezielle Fahrtechniktrainings zielen darauf ab, verschiedene Manöver zu lernen: Darunter etwa die Treppenabfahrt, sich wie ein Düsenjet in die Kurve legen (Jet-Turn), Stufe aufwärts springen oder die Steilabfahrt.
Die E-Mountainbike-Grundhaltung
Für die Grundposition sucht man zunächst den sicheren Stand auf dem Rad: Beide Füße sind fest auf den Pedalen, die Beine und Arme sind durchgestreckt. Ist das Körpergewicht gleichmäßig verteilt, kann man die Haltung für die Abfahrt einnehmen: Dabei sind die Knie und Arme gebeugt, die Ellenbogen zeigen nach außen. Der Körperschwerpunkt sollte über dem Tretlager liegen, der Sattel ist gesenkt. Wichtig ist, dass beide Hände den Lenker fest umschließen, nur der Zeigefinger liegt auf den Bremshebeln. Die Arme sind locker wie bei einem Hampelmann, so lassen sich Unebenheiten wie Wurzeln oder Steine leicht ausfedern.
Richtig bremsen
Gebremst wird immer aus der gebeugten Haltung heraus, so hat man die beste Kontrolle über das Rad und fällt nicht vorn über das Lenkrad. Dazu verlagert man das Gewicht nach hinten (aber nicht zu weit – siehe nächster Slide) und geht weiter in die Knie, dann zieht man ganz leicht, gleichzeitig und gleichmäßig die Vorder- und Hinterradbremse (links und rechts).
Wie stürze ich richtig?
Manchmal ist ein Sturz nicht mehr vermeidbar, dann ist es notwendig, elegant von seinem Fahrrad zu steigen, sodass quasi nur das Bike stürzt. Das funktioniert, indem man nach hinten absteigt. Das erfordert nicht nur gute Fitness und Körperbeherrschung, sondern auch ein bisschen Übung im flachen Gelände. Wer Profi im Stürzen werden möchte, kann spezielle Sturzschulen besuchen.
Nach hinten absteigen
Um nach hinten abzusteigen, verlagert man sein Körpergewicht hinter den Sattel (dieser ist beim Abfahren gesenkt), die Arme und Beine bleiben zunächst dort wo sie sind – locker und leicht angewinkelt. Sobald es möglich ist, setzt man die Füße nacheinander auf den Boden und löst auch die Hände vom Lenker.
Judorolle
Wer es schafft, sein Rad noch zu greifen, kann sich am Sattel festhalten. Wer bei dem Abstieg stürzt, sollte die Arme unbedingt einziehen und sich über den angewinkelten rechten oder linken Arm abrollen. Der Kopf liegt dabei auf der Schulter des anderen Armes. Die sogenannte Judorolle kommt aber selten zum Einsatz. Wer in der richtigen Position fährt und sein Wohlfühltempo beibehält, kann jede Abfahrt sorgen- und angstfrei meistern!